Dragons Schwur
Töchtern der Dunkelheit untersagen, auf Bloody Island Rituale abzuhalten, solange der Konflikt mit dem Sheriff nicht beigelegt ist.«
»Die Insel gehört uns!«, sagte Diana und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Sie wurde nach unseren Ritualen benannt – wir dürfen einem besitzergreifenden Menschen nicht erlauben, die Rechte unserer Jungvampyre zu verletzen.«
»St. Louis ist kein Außenposten der Barbarei mehr«, sagte Pandeia. »Die menschliche Bevölkerung hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. St. Louis hat sich von einer staubigen Handelssiedlung am Fluss in eine blühende Stadt verwandelt.«
»Aber Tower Grove war wunderschön und ruhig, solange St. Louis eine schmutzige, unzivilisierte Siedlung war«, entgegnete Diana.
»Natürlich. Wir Vampyre haben dort, wo wir leben, immer Schönheit erschaffen. Doch wenn sich die Zeiten ändern, können wir uns keinen Streit mit unseren Nachbarn leisten. Wenn es bedeutet, dass unsere Töchter der Dunkelheit ihre Rituale auf dem weitläufigen Gelände von Tower Grove und in der Prärie, die wir unser Zuhause nennen, vollziehen statt auf einer sandigen Insel in Sichtweite des Hafens, muss es eben so sein. Ich sage es ungern, aber ich sehe eine Zeit kommen, in der wir unsere Identität vor den Menschen verbergen müssen. Es ist eine schreckliche Vorstellung, aber ein kleiner Preis, wenn unsere Jungvampyre dafür in Sicherheit leben können.«
»Die Menschen werden uns niemals in Frieden lassen. Sie hassen uns!«, fauchte Diana.
»Nicht alle«, widersprach Pandeia. »Viele von ihnen beneiden und fürchten uns, aber einige respektieren uns auch. Wie du weißt, gibt es nicht wenige Menschen, die ihr Blut freiwillig mit uns teilen. Hier in dieser Ratssitzung befinden sich mehrere Vampyre, die menschliche Gefährten haben, obwohl die Menschen im Augenblick wenig Interesse daran zeigen, sich mit uns zu mischen.«
»Es tut mir leid, Hohepriesterin, aber das liegt nicht an mangelndem Interesse. Sheriff Biddle hat sie gegen uns aufgehetzt«, erklärte Shaw.
»Gegen unsere Krieger können sie nicht bestehen.« Pandeia war sichtlich aufgebracht, weil das Gespräch eine solche Wendung genommen hatte.
»Dann müssen wir unsere Krieger in die Stadt schicken, um Biddle eine Lektion zu erteilen. Er kann unsere Jungvampyre nicht schikanieren!«, rief Diana.
Anastasia konnte nicht länger an sich halten. »Hat der Hohe Rat nicht ausdrücklich befohlen, dass Krieger nur zur Verteidigung gegen Menschen vorgehen dürfen?«
»Diese Regel wurde von einem Rat aufgestellt, der in Venedig lebt«, drohte Diana. »Dort gilt es als elegant, als Mensch von einem Vampyr begehrt zu werden. Die verstehen gar nicht, was in diesem unzivilisierten Amerika geschieht.«
»Es reicht!« Pandeias Stimme hatte sich vollkommen verändert, und Anastasia bekam eine Gänsehaut, als sie die Befehlsgewalt darin erkannte. »Diana, deine Worte sind unangebracht. Mein House of Night wird sich nicht gegen seinen Hohen Rat auflehnen. Und ein einziger fehlgeleiteter Mensch kann keine ganze Stadt gegen uns wenden. Wir sollten nicht vergessen, dass wir alle einmal menschlich waren.«
Diana neigte den Kopf. »Vergib mir. Ich wollte nicht respektlos sein. Es scheint nur undenkbar, dass unsere Jungvampyre sich davor fürchten sollen, das Schulgelände zu verlassen, solange sie nicht verkleidet oder in Begleitung von Kriegern sind.«
»Deshalb begrüße ich auch, dass Shaw unseren neuen Schwertmeister zu dieser Ratssitzung mitgebracht hat«, erklärte Pandeia. »Dragon, ich möchte, dass du und die männlichen Schüler der sechsten Klasse, die Begabung für das Kriegerhandwerk zeigen, dafür sorgen, dass unsere Schülerinnen das Gelände nur verlassen, wenn mindestens einer von euch dabei ist.«
»So soll es sein, Hohepriesterin«, erklärte Dragon, legte die Faust aufs Herz und verbeugte sich.
»Ich weiß, dass es nicht die ideale Lösung ist, aber unsere Mädchen werden sich von Biddle dann nicht so schnell einschüchtern lassen. Wie die meisten Tyrannen wird er vermutlich das Interesse verlieren, sobald er es nicht mehr nur mit jungen Mädchen zu tun hat, die mit Kerzen und Kräutern bewaffnet sind. Sie werden geschützt sein und dennoch frei kommen und gehen können, ohne von Erwachsenen bewacht zu werden.« Pandeia schaute die übrigen Ratsmitglieder an. »Ich werde ein Schreiben nach Venedig senden. Der Hohe Rat muss erfahren, was hier geschieht.« Dann wandte sie sich überraschend an
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