Dragons Schwur
Anastasia. »Anastasia, mich hat die Kraft deines Zaubers beeindruckt. Ich möchte dich bitten, einen Schutzzauber für das House of Night zu wirken.«
Anastasia zögerte und wollte schon gehorsam zustimmen, doch da hörte sie die entschlossene Stimme ihrer Mentorin in ihrem Inneren:
Folge deinem Instinkt, vertraue dir selbst.
Also reckte sie die Schultern und sagte, was sie sagen musste. »Hohepriesterin, mit allem Respekt möchte ich eine andere Art von Zauber vorschlagen.«
»Keinen Schutzzauber? Wieso nicht?«
Anastasia holte tief Luft und folgte ihrem Instinkt. »Ein Schutzzauber richtet sich gegen Gewalt. Wenn keine Gefahr eines Angriffs besteht, braucht man diesen Zauber auch nicht zu wirken.«
»Und wo liegt das Problem?«
»In diesem Fall frage ich mich, ob wir Biddle mit einem derartigen Zauber nicht erst reizen würden.«
»Ihn zu reizen ist eine wunderbare Idee«, sagte Diana, und mehrere Ratsmitglieder nickten zustimmend.
»Nicht wenn es unser Ziel ist, von ihm in Ruhe gelassen zu werden. Wenn wir diesen Zauber wirken, erregen wir seine Aufmerksamkeit, während Biddle vielleicht das Interesse verliert, wenn Dragon und die anderen künftigen Krieger die Mädchen begleiten.«
»Das ist ein gutes Argument«, sagte Pandeia. »Was würdest du vorschlagen?«
»Einen Friedenszauber. Und ich würde ihn nicht auf unserem Land wirken. Auch wenn man in letzter Zeit unseren Zorn erregt hat, ist unsere Absicht friedlich. Es ist der Mensch, der des Zaubers bedarf. Am besten würde er in der Nähe von Biddles Unterschlupf gelingen.«
»Das wäre das Gefängnis in der Nähe des Stadtparks.«
»Dann sollte ich den Friedenszauber in der Nähe des Gefängnisses wirken. Er würde außerdem die Nerven der Bewohner beruhigen, die Biddle gereizt hat.«
»Ich muss Anastasia zustimmen. Wirke deinen Zauber, Priesterin. Aber sorge dafür, dass dich ein Krieger der Söhne des Erebos begleitet.«
»Es wäre mir eine Ehre«, sagte Shaw und verneigte sich.
»Ich möchte dich nicht kränken, aber ich kann keinen Friedenszauber wirken, wenn mich ein Krieger bewacht. Das verstößt gegen das innere Wesen des Zaubers.«
»Aber du bist in der Nähe seines Unterschlupfs nicht sicher«, erwiderte Pandeia.
»Würde nur die Anwesenheit eines Vampyr-Kriegers den Zauber stören?«, erkundigte sich Diana.
»Ja.«
Diana lächelte. »Nun, dann schicken wir eben den Zweitbesten mit, um dich zu beschützen – Dragon Lankford. Er ist noch nicht gewandelt, also wirst du nicht von einem
Krieger
beschützt, wohl aber von einem Schwertmeister.«
»Wäre das Problem des Schutzes damit gelöst?«, wollte Pandeia wissen.
Anastasia räusperte sich. »Ja, das wäre es.«
Die Hohepriesterin wandte sich an den jungen Schwertmeister. »Was sagst du dazu, Dragon?«
Er lächelte, legte die Faust aufs Herz und verneigte sich vor Anastasia. »Ich stehe der Priesterin jederzeit zur Verfügung.«
»Ausgezeichnet! Wirke den Zauber noch heute Nacht, Anastasia. St. Louis braucht so schnell wie möglich allen Frieden, den es bekommen kann«, sagte Pandeia. »Und diese Ratssitzung wird vertagt. Seid alle gesegnet.«
Sieben
» D u runzelst die Stirn, seit wir das House of Night verlassen haben«, sagte Bryan und schnalzte in Richtung der beiden Grauschimmel, die den Wagen zogen. »Ganz ruhig«, sagte er beschwichtigend und warf einen Seitenblick auf Anastasia. »Siehst du, selbst die Pferde spüren das.«
»Ich runzle nicht die Stirn, ich konzentriere mich«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Du hast recht, die Pferde sind nervös.«
Er grinste. »Ich habe noch in ganz anderen Dingen recht.«
Anastasia drehte sich um, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Hat man dir schon mal den Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Arroganz erklärt?«
»Wirst du mir eine Gardinenpredigt halten, wenn ich nein sage?«
Sie zögerte und sagte dann: »Nein, das werde ich wohl nicht.«
Sie fuhren schweigend weiter, und kurz darauf seufzte Dragon. »Na schön, dann halte mir eine Gardinenpredigt. Mir gefällt das. Ehrlich.«
Anastasia wollte schon sagen, dass es sie nicht die Bohne interessierte, was ihm gefiel oder nicht, doch er fügte hinzu: »Wenn ich ehrlich bin, höre ich dir immer gerne zu. Du hast eine hübsche Stimme.« Ihre Blicke begegneten sich flüchtig. »Du bist überhaupt hübsch.«
Er klang jung und töricht, doch als sie ihm in die Augen sah, erkannte sie eine tiefe Güte in ihnen, und ihre Wangen wurden heiß. »Oh, danke schön.
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