Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Hauptmann war nun vollends wach und gerüstet, und seine Augen blitzten im Fackelschein. Er hatte keine Angst. »Ich fordere Euch zum letzten Mal auf, kehrt um! Andernfalls werde ich den Befehl zum Angriff erteilen.«
Ruorim zwirbelte seinen langen schwarzen Schnauzbart und lächelte. »Untersteht Ihr nicht dem Befehl des Bürgermeisters?«, fragte er angelegentlich. »Müsst Ihr nicht befolgen, was er Euch anordnet?«
»Natürlich«, sagte der Hauptmann verdutzt. »Aber ...« Er drehte sich um, als er einen Ruf aus den hinteren Reihen hörte.
Das prächtige, gut erleuchtete Haus des Bürgermeisters mit der breiten Treppe war von hier aus zu erkennen, da sich niemand auf dem groÃen Platz davor aufhielt. Oben auf dem Balkon, von wo aus der Bürgermeister normalerweise seine Reden hielt oder sich an Festtagen dem jubelnden Volk zeigte, stand er nun, der feiste Körper in einem dünn flatternden Gewand, und hinter ihm, das Messer an seine Kehle gesetzt, stand ein Mann in Helm und Rüstung.
Ein Reiter der Garde galoppierte von der Treppe die StraÃe entlang und rief von weitem: »Hauptmann! Der Bürgermeister ist gefangen!«
»Ich habe es gesehen«, antwortete der Hauptmann heiser.
»Enart«, sagte Ruorim in diesem Moment.
Der Krieger schlug sofort die Hacken in die Seiten des Pferdes, das ohne Zügel losstürmte, genau auf den Hauptmann zu. Die Soldaten, die völlig überrascht wurden und nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen konnten, wurden über den Haufen gerannt. Enart zückte blitzschnell die beiden Schwerter und schlug sie kurz zusammen, während er an dem Hauptmann vorbeigaloppierte; schon einen Herzschlag später ruhten die Schwerter wieder in ihren Scheiden, und er griff nach den Zügeln, parierte das Pferd durch und wendete auf der Hinterhand.
Es war so schnell gegangen, dass die Garde kaum gezuckt hatte, und sie starrten alle auf ihren Anführer.
Der Hauptmann machte ein erstauntes Gesicht, er wollte etwas sagen und hob leicht eine Hand. Dann sprudelte das Blut in Fontänen hervor, der Kopf rollte von seinen Schultern, und sein Torso sackte zu Boden, versank in der Pfütze, die sich bereits zu seinen FüÃen gebildet hatte.
In diesem Moment erklang ein brüllender Schrei vom Balkon des Herrenhauses, und der Krieger hielt den Kopf des Bürgermeisters triumphierend hoch.
»Zum Angriff!«, donnerte Ruorim.
Von überall her strömten die Soldaten und Söldner aus Verstecken in Vorberg und stürzten sich unter lautem Kriegsgeschrei auf die immer noch wie gelähmt dastehende Garde. Die ersten Männer wurden bereits niedergestreckt, als sie noch gar nicht begriffen hatten, was geschehen war.
Zwei Bogenschützen hinter Ruorim erschossen zielsicher die Wachtposten, bevor sie das Fallgitter herunterlassen konnten.
Ruorim zog sein mächtiges Flammenschwert und stürmte mit dem Rest der Schar durch das Tor, gewaltige Hiebe nach links und rechts verteilend, die nie ihr Ziel verfehlten.
Die Garde, endlich aus ihrer Starre gelöst, setzte sich erbittert zur Wehr, allerdings mit dem Mut der Verzweiflung, denn sie hatten keine Anführer mehr.
Die Einwohner Vorbergs, Händler wie Reisende fuhren abrupt aus dem Schlaf hoch oder wurden grausam herausgerissen. Ruorims Männer brachen in die Häuser ein, richteten Verwüstungen an, zerrten die Männer auf die StraÃen und erschlugen sie, fielen über die Frauen her, trieben sie mit den Kindern zusammen. Ãberall brachen Brände aus, und das Geschrei der Kämpfenden und Sterbenden vermischte sich mit dem Knall von berstendem trockenem Holz und zerschmetterten Möbeln. Das Vieh und die Pferde in den Ställen gerieten in Panik und verstärkten mit ihrem Brüllen und Wiehern noch den Lärm.
Hag schreckte aus dem Schlaf hoch und brauchte eine Weile, bis er sich zurechtfand und wusste, wo er war. Dann hastete er zum Fenster und sah entsetzt, was drauÃen vor sich ging. Er stürmte durch das Bad in Weylins Kammer und rüttelte sie wach; sie war so erschöpft gewesen, dass sie in ihrem Tiefschlaf noch nichts gehört hatte.
»Was ist ...«, begann sie verstört.
»Weylin«, sagte er eindringlich, »zieh dich sofort an, nimm das Nötigste, hole unser Pferd aus dem Stall und verschwinde aus der Stadt, so schnell du kannst! Vorberg wird gerade von einer Schar überrannt, und ich glaube, es ist
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