Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
ruhig und kühl, ihre Haltung war königlich wie immer. »Verehrter Erzmagier, gestattet, dass mein Gemahl und ich uns allein unterhalten, denn es ist selten genug, dass ich ihn zu Gesicht bekomme. Ein Diener wird Euch hinausbegleiten.«
Der Erzmagier verneigte sich und ging, ohne eine Miene zu verziehen.
»Ich stelle fest, dass Eure Macht unerschütterlich ist«, bemerkte Schattenwanderer.
»Es ist eine schwere und langwierige Aufgabe, aber ich werde sie weiterhin bewältigen.« Rotmond kam die Stufen zu ihm herab und nahm den winzigen Säugling in ihre Arme. »Sie ist wunderschön«, stellte sie fest. »Es ist sehr lange her, dass ich eines Eurer Kinder im Arm gehalten habe, doch bisher war auch ich daran beteiligt gewesen.«
»Verzeiht mir«, sagte er. »Ich bin sicher, Herbstlicht wird Euch nur Freude bereiten.«
Rotmond nickte und ging voran, durch die lange Flucht ihrer Gemächer bis zu einem Kinderzimmer, in dem eine Wiege stand. Dort legte sie Herbstlicht ab und befahl einer Dienerin, umgehend nach einer Amme zu suchen.
Danach führte sie ihren Gemahl zu ihrem eigenen Gemach, das am nächsten gelegen war, und wandte sich ihm zu. »Ich empfinde Neid auf die Frau, die mit Euch dieses liebreizende Wesen erschaffen hat.«
»Sie ist Euch fern, Gemahlin, denn sie lebt nicht mehr.«
»Ich will nur hoffen, dass Ihr meine Ehre nicht befleckt habt«, versetzte sie.
»Das könnte ich niemals, edle Frau«, sagte er aufrichtig. »Euch gilt meine gröÃte Hochachtung, das wisst Ihr genau, und ich bin Euch bis an mein Lebensende ehrerbietig und demütig zugetan.«
»Und Leidenschaft empfindet Ihr nicht?«, fragte sie leise.
Er stockte. Dann war er mit einem schnellen Schritt bei ihr und schloss sie in seine Arme. »Für Euch würde ich durchs Feuer gehen, meine schwarze Rose, und kein Weib dieser Welt, ob Mensch, Elfe oder Nyxar, kann mein Verlangen jemals so sehr entfachen, wie Ihr es immer noch tut.«
Sie legte den Kopf in den Nacken, als er anfing, ihren Hals zu küssen. »Beweise es mir«, flüsterte sie.
»Und seither warst du nicht mehr dort?«, fragte Goren, nachdem Schattenwanderer schwieg.
»Bis vor einem Halbmond, als Rotmond mich um Hilfe bat, nach dem Diebstahl des Grimoires«, antwortete  der Kriegerfürst. »Ich weiÃ, was du wissen willst. Ja, natürlich zeugte ich in jener Nacht ein Kind mit meiner Gemahlin, denn es war ihr Wunsch. Unser jüngster Sohn wächst nun mit Herbstlicht heran, sie sind beide jetzt schon in der Jugend.«
»Und du kannst ⦠immer noch nicht dort bleiben?«
»Nein.«
Wahrscheinlich wollte er es auch gar nicht mehr, nach den Jahrhunderten der Wanderschaft war er sicherlich zu ruhelos. Wenigstens blieb Herbstlicht das Schicksal erspart, das Sternglanz wenige Jahre zuvor durchlitten hatte. Rotmond schien eine sehr ungewöhnliche, bewundernswerte Frau zu sein.
»Bist du unsterblich?«, stellte er die nächste Frage.
Schattenwanderer hob die Schultern. »Ich weià es nicht. Noch spüre ich kein Alter. Auch Rotmond sieht unverändert aus.«
»Vermisst du sie?«
Der Kriegerfürst warf ihm einen Blick zu. »Ja«, gestand er. »Und meine Kinder. Ich bin dankbar um jeden Moment, da ich sie sehen kann. Ich bin unvermindert zornig, meinen Thron verloren zu haben. Noch ist die Macht der Erzmagier nicht gebrochen, aber vielleicht eines Tages, wer weià â¦Â«
Er stand auf. Der Mond war inzwischen aufgegangen und überzog seine bleiche Haut und die langen schwarzen Haare mit einem silbernen Schein. Seine Augen leuchteten wie Sternfeuer. Deutlicher konnte es nicht werden, welcher Abstammung er war; hier drauÃen in der Nacht, mit dem Mond über sich, war Schattenwanderer kein Geschöpf der Dunkelheit mehr, sondern ein König von statuenhafter Schönheit, kühl und vollkommen. Erhabener, als es jeder Mensch jemals sein könnte.
»Gute Nacht«, sagte Schattenwanderer, der einst Sichelschatten gewesen war, der Hohe Fürst der Nyxar,  und verschmolz mit den Schatten der Nacht.
»Gute Nacht«, murmelte Goren und schaute traurig in die Richtung, in die Sternglanz verschwunden war.
22.
Eine unerwartete Begegnung
Plötzlich kam Bewegung in den Sand der leblosen Wüste. In Wellen, zuerst ganz sacht, dann immer höher, wie die Anzeichen eines nahenden Sturms über dem Meer. Die
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