Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
selbst um alles kümmern, du schlägst ja wohl eine andere Richtung ein.«
Er führte die Gefährten in eine weitere Grabkammer und deutete dort auf eine Steinplatte. »Schiebt sie beiseite«, forderte er Buldr und Goren auf.
Sie taten wie verlangt, und der alte Staub vergangener Jahrhunderte schlug ihnen entgegen.
Goren konnte es kaum fassen, dass gelungen war, was nicht möglich schien. Das Herz pochte ihm bis in den Hals, und in freudiger Erwartung blickte er in den steinernen Sarkophag.
Nadel spürte, wie die Schwäche ihre Klauen nach ihm ausstreckte. Doch er spürte auch, dass die Formel allmählich Wirkung tat. Wie ein tiefes, fernes Atmen. Er hatte nicht vor, die Gefesselten zu wecken oder gar zu befreien, doch er musste den Bann unter seine Gewalt zwingen und dann die Veränderung herbeiführen, dass die abgesaugten Kräfte nicht im Nichts versickerten, sondern gesammelt wurden in einem speziellen Behältnis, das er für diesen Zweck hatte schmieden lassen.Â
Sobald dies abgeschlossen war, würde er die Formel vollenden und den Bann erneuern, in der Hoffnung, dass er diesmal endgültige Wirkung erzielen würde.
Eine schwierige Gratwanderung, denn es bestand die Gefahr, dass die Gefesselten während der Beschwörung erwachten, da der Bann umstrukturiert wurde und dadurch zeitweise Lücken aufwies. Aber Nadel hoffte, dass die Erzmagier der Nyxar die perfekte Formel gefunden hatten. Jahrhundertelang hatten sie daran gearbeitet, für einen »guten Zweck« natürlich â nämlich, die Gesamtherrschaft zu erringen. Das Volk der Nyxar an sich war gar nicht bereit dazu, hatte überhaupt kein Interesse an Machtausweitung, aber die Erzmagier standen in ihrer Machtgier weder Ruorim noch Nadel nach. Die Herrscherin hielt zwar ein scharfes Auge auf ihre eigene Kaste und sorgte dafür, dass besonders mächtige Erzmagier immer mal »Unfälle« erlitten. Doch die Nachrückenden waren der gleichen Gesinnung und setzten das Werk fort. Weil die Formel an sich jedoch wichtig war, um den Bann zu erneuern und dadurch das Erwachen der Gefesselten zu verhindern, hatte Fürstin Rotmond die Erstellung des Grimoires letztendlich geduldet.
Die Nyxar behielten normalerweise ihre Geheimnisse für sich, und sie hatten angenommen, dass niemand von dem Buch wusste. Aber Nadel hatte seine Spione überall, seit er sich von seinem Volk losgesagt und Onyran errichtet hatte. Treu ergebene Helfer, die sich eine glorreiche Zukunft versprachen, mit eigenen Lehen und desgleichen mehr, sobald der Krieg gewonnen war.Â
Oftmals unterwanderten sie einen Hof in Jahrzehnten, damit es nicht auffiel. Und gerade bei den Erzmagiern der Nyxar sich hatte Nadel schon gedacht, dass da einiges zu holen wäre. Ihre Sammlungen wurden höchstens noch von dem Archiv in Drakenhort übertroffen.Â
Dort war es Nadel allerdings nie gelungen, jemanden einzuschleusen â übrigens auch Ruorim nicht, obwohl er selbst ein Drakhim war. Doch schon Darmos Eisenhands Vater war ein sehr misstrauischer Mann gewesen, und er hatte wohl irgendjemanden bei sich, der einen mächtigen Schutz ausübte und einen Trug schnell durchschaute. Blutfinder war es nicht, also irgendein anderer Verbündeter. Ihn aufzuspüren, war beiden Männern bisher nicht gelungen. Deshalb hatten sie Drakenhort vorerst hintenangestellt, das Grimoire war jetzt wichtiger gewesen.
Es hatte Jahre gedauert, bis Nadels Verschwörer endlich zuschlagen und das Buch stehlen konnten. Sie hatten nur diesen einzigen Versuch â und er gelang.
Nadel machte sich keine sonderlichen Gedanken darüber, dass Rotmond ihren Gatten Schattenwanderer um Unterstützung gebeten hatte. Nicht einmal der Höchste der Nyxar konnte verhindern, was nun geschah. Auch seine Tage waren gezählt.
Einer solchen magischen Herausforderung hatte sich Nadel noch nie stellen müssen. Doch er war ihr gewachsen, denn er hatte sich, genau wie Ruorim auch, jahrzehntelang darauf vorbereitet. Ihre Pläne waren weitreichend gewesen, denn sich mit der ganzen Welt anlegen zu wollen, erforderte groÃe Umsicht.
Nun, endlich, war es soweit â es würde Schlag auf Schlag gehen. In weniger als einem Jahr würde ihnen Blaeja gehören.
Dafür würde Nadel gern bis an die Grenzen gehen, auch darüber hinaus, sollte es erforderlich sein.
Nicht wanken, nicht weichen. Die Macht war in greifbare Nähe
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