Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
möglich aus der Steppe jagen.«
32.
Marsch auf Drakenhort
Die Pferde zockelten müde dahin. Schwärme von schillernden Fliegen umschwirrten sie, doch die Gäule zuckten kaum noch zusammen, wenn sich die Insekten auf ihnen niederlieÃen, bevorzugt um Augen und Nüstern, um den Schweià aufzusaugen. Die einzige Feuchtigkeit in der verdorrten Einöde.
»Schattenwanderer, du bist weitgereist, vielleicht kannst du mir die Frage beantworten: War es hier schon immer so trostlos, und vor allem so entsetzlich hei�«, erkundigte sich Hag, der neben dem Kriegerfürsten ritt. »Ich meine, wir haben kaum das fruchtbare Land von Vorberg hinter uns gelassen und finden uns gleich darauf übergangslos hier in toter Steppe wieder, als hätten wir die Schwelle in eine andere Welt überschritten. Schlimmer kann es in der Wüste kaum sein.«
»Das ist es auch nicht«, antwortete Schattenwanderer. »Und tatsächlich habe ich diese Gegend hier in besserer Erinnerung.« Er deutete Richtung Zackenklinge, wo sich ein schwarzer Himmel über der Wüste wölbte. »Ich denke, das Grimoire hat seinen Anteil an diesen Vorgängen. Jemand ist dort und benutzt es, wofür auch immer.«
»Hoffentlich nicht, um die Gefesselten zu befreien.« Hag zwirbelte die verschwitzte, strähnige Mähne seines Pferdes. »Ich mache mir Sorgen um Goren«, murmelte er. »Diese Aufgabe hat er nicht gewollt. Er wollte nie etwas mit Magie zu tun haben. Ich kann es ihm nicht verdenken, bei dem Erbe, das er in sich trägt. Niemand weiÃ, ob Blutfinders Seele dadurch nicht wieder erwacht.«
Er sah sich um. Menor hing zusammengesunken, dünn und spitznasig im Sattel. Seine Augen waren halb geschlossen, sein Körper folgte schlaff den wiegenden Bewegungen des Pferdes. Es sah aus, als würde der StraÃenpoet jeden Moment herunterfallen, wie ein klappernder Knochensack.Â
Der junge Clanssohn traute zuerst seinen Ohren nicht, lauschte genauer und vernahm dann tatsächlich die klagende Stimme des Freundes, der vor sich hinsang: »Ach, wie ist es kalt geworden, so traurig, schwarz und schwer. Die Lieder, die ich einst gesungen, die sing ich heut nicht mehr.«
Wolfur Grimbold, der neben ihm ritt, hielt sich die behaarten Ohren zu. »Aufhören!«, brüllte er, woraufhin sein Pferd erschrocken einen Satz nach vorn machte. »Das ist ja nicht zum Aushalten! Menor, du dünne Jammergestalt, reià dich endlich zusammen! Deine Liebe war schon immer hoffnungslos, das Mädchen hat sich nie für dich interessiert, und jetzt hat es dich auch noch verraten! Vergiss die Schnepfe! Den Elfen ist sowieso nicht zu trauen, sie tun einem vorn rum schön, und hinten hauen sie einem das Messer rein. Schöne Fassade, verfaulter Kern, wie ein wurmstichiger Apfel.«
»Sprich nicht so über Weylin!«, fuhr Menor auf.
»Ah, sag bloÃ, da steckt doch noch ein Funken Leben in dir«, versetzte der Orkschmied grinsend. »Das lässt ja hoffen, dass du eines Tages auch dein Hirn wiederfindest. Du musst nur ganz tief unten im schwammigen Sumpf des Selbstmitleids suchen!«
»Sie hat uns nicht verraten!«, rief Menor. Verzweifelt sah er Hag an. Die rotbraunen Haare standen wirrer denn je um seinen Kopf, und die Sommersprossen in dem von Sonnenbrand geröteten Gesicht waren schon fast so grün wie seine Augen. »Hag, sag du es ihm! Ruorim hat Weylin mit irgendeinem Bann belegt, der sie ihm hörig machte! Ich weià nicht, was er damit bezweckt, aber ich werde es herausfinden und Weylin befreien!«
Hag schwieg betreten und wandte sich wieder nach vorn.
»Hag!«, flehte Menor. »Du warst dabei! Du hast es doch gesehen!«
»Hör auf, so viel feuchte Luft zu verbrauchen«, warf Wolfur streng ein. »Wenn du so weitermachst, bist du nur noch unnützer Ballast, und wir müssen dich irgendwo abladen. Willst du das? Also sei ein Mann!«
»Du hast keine Ahnung von Liebe«, jammerte Menor. »Weylin würde uns niemals schaden wollen. Wir sind ihre Freunde, wir haben alle dasselbe durchgemacht. Ich vertraue ihr. Und gerade deshalb werde ich keine Ruhe finden, bis ich sie befreit habe!«
»Und glaubst du, sie wird dir vor Dankbarkeit um den Hals fallen?«
»Ist mir gleich, Wolfur. Ich liebe sie, egal was sie für mich empfindet. Es ist meine Schuld, dass ich nie den Mut hatte, mit ihr darüber zu sprechen. Doch es ist
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