Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
hast.« Ihm war deutlich anzusehen, dass er es für unter seiner Würde hielt, sich mit dem unbedeutenden Hanswurst länger als notwendig abgeben zu müssen.
»Wartet hier.« Der Ork verschwand nach innen, und den beiden blieb nichts anderes übrig, als vor dem Tor zu warten. Die beiden Trolle regten sich nicht, aber sie lieÃen kein Auge von ihnen.
SchlieÃlich kehrte der Ork zurück. »Alles in Ordnung. Ihr könnt passieren.« Er fletschte die ungepflegten, braunfleckigen Zähne. »Einen schönen Aufenthalt.«
»Danke!«, sagte Wolfur, sichtlich erleichtert, und ritt in die Stadt, gefolgt von Schattenwanderer.
Sie hatten kaum das Tor passiert, als sie auch schon von einer Mannschaft Orks umstellt waren, die ihre Lanzen und Speere bedrohlich auf sie richteten.
»Also hört mal, wir haben freien Durchlass erhalten!«, rief Wolfur empört.
»Maul halten, Königsmörder«, erklang die Stimme des Orkwächters hinter ihm. »Du bist verhaftet, und dein bleicher spitzohriger Kumpan gleich mit dazu.«
»Warum«, sagte Schattenwanderer langsam und nicht zum ersten Mal resigniert, »bin ich jetzt nicht überrascht?«
Immerhin hatten die Orks sie nicht getrennt, und die beiden Gefangenen befanden sich bereits im Palast des Orkherrschers. Allerdings ganz unten, in der niedrigsten Etage, noch unterhalb des Weinkellers. Ein von dicken Holzbohlen gestützter Schacht war in den weichen Boden getrieben worden. Es gab nur einen Zugang, der ziemlich steil hinabführte. Dann ein schmaler Gang, und links und rechts lagen die Kerker. Weil sie alle bis auf einen besetzt waren, hatte man Schattenwanderer und Wolfur zusammen in einen muffig riechenden, dunklen Raum gesteckt, der mit einem Gitter versperrt wurde. Durch die Flussnähe war es hier sehr feucht und modrig, und abgesehen von den blakenden Fackeln im Gang gab es kein Licht.
Wolfur versuchte, sich möglichst klein und unsichtbar zu machen, doch selbst durch die dämmrige Dunkelheit fühlte er Schattenwanderers zornig glühenden Blick auf sich gerichtet.
»Ich bin deinetwegen verhaftet worden, nicht umgekehrt«, lieà sich der Kriegerfürst schlieÃlich vernehmen. »Immerhin, das kommt nicht häufig vor. Worum geht es hier?«
»Ich dachte, nach über fünfzehn Jahren wäre es längst vergessen«, murmelte Wolfur.
»Offensichtlich nicht. Also, weswegen befinde ich mich in dieser unwürdigen Lage? Ich wiederhole mich nicht gern. Ich warte auf deine Geschichte, du groÃer Erzähler. Wieso hat es dir jetzt die Sprache verschlagen?«
»Bist du sehr wütend?«
»Sagen wir, ich bin aus dem Gleichgewicht geraten und durchaus erbost, dass du mir etwas verheimlicht hast, das uns jetzt unnötig aufhält, obwohl unser Ziel ein anderes ist.«
Wolfur seufzte. »Ich ... ich stamme nicht weit von hier«, rückte er schlieÃlich mit der Wahrheit heraus. »Ich bin eine Missgeburt, die selbst meine Leute verabscheuen.«
»Wirklich? Wegen deiner Haare? Das kann nicht dein Ernst sein! Seit wann haben Orks einen Sinn fürs Ãsthetische? Mal abgesehen davon, dass ihr alle gleichermaÃen plump und hässlich seid.«
»Das sehen Orks eben anders. Jedenfalls wurde meiner Mutter sehr zugesetzt, eine Missgeburt hervorgebracht zu haben, und wir wurden fast verstoÃen. Immerhin nicht verkauft. In meinen ersten Lebensjahren hatten wir es alle nicht leicht. Mein Vater hat uns früh verlassen, weil er den Spott nicht mehr ertragen konnte. Meine Mutter war eines Tages auch weg, als ich so sechs Jahre alt war. Ein Onkel nahm mich auf, dessen Wolf Raffzahn gerade gestorben war, und er brauchte jemanden, den er genauso schlecht behandeln und jeden Tag verprügeln konnte. Schon damals schwor ich mir, dass ich nicht so wie meine Familie bis ans Ende meiner Tage leben würde. Aber du weiÃt vermutlich, wie schwer es für unsereiner ist, Achtung zu erhalten. Viele Jahre gilt ein Ork im eigenen Volke nichts, er ist unwürdig, solange er sich nicht bewiesen hat. Wir müssen uns unseren Rang und unser Ansehen hart erarbeiten, es wird einem nichts geschenkt. Um in einen angesehenen Rang aufsteigen zu können, vergehen viele Jahrzehnte, und nur den wenigsten ist es vergönnt. Viele sterben daher jung, weil sie den Anforderungen nicht gerecht oder davon aufgefressen werden. Na ja, oder von den Anderen gefressen
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