Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
ihm. Er beachtete sie nicht.
»Das war gemein, was Zachury getan hat«, sagte sie. »Soll er das doch selber mal den ganzen Tag versuchen, anstatt immer nur flotte Sprüche zu klopfen.«
Goren schwieg und füllte den zweiten Eimer.
Aber Helim war noch nicht fertig. »Er ist eifersüchtig auf dich, weil sein Oheim dich gern hat, nur deswegen sagt er so hässliche Sachen. Und was er über deine Mutter gesagt hat, ist nicht wahr. Jeder weià das. So was darf er nicht sagen.«
Goren stellte den zweiten vollen Eimer ab. Dann blickte er Helim an. »Ich muss jetzt die Tränke füllen«, sagte er.
Er merkte, wie sie seine schmutzigen, geschundenen Hände betrachtete. Der Rest von ihm sah wahrscheinlich nicht besser aus. Er schämte sich dafür, aber das änderte nichts an seinem Auftrag. Er griff nach den Henkeln, schob sie in das erste Fingerglied, hob sie an und machte sich auf den Weg.
Helim ging neben ihm. »Goren«, flüsterte sie, »schau.«
Obwohl er es nicht wollte, blickte er zu ihr. Sie ging leicht in die Knie, nahm eine gerade Haltung an und setzte flieÃend Fuà vor FuÃ, ohne den Oberkörper zu bewegen, dabei hielt sie die Arme steif.
Er machte es ihr nach, und tatsächlich, es funktionierte. Er konnte sicherlich keine Meile auf diese Weise laufen, aber fünfundzwanzig Schritte, so viele, wie er brauchte, um trocken zur Tränke zu gelangen.
»Gut«, sagte Helim. »Ich geh jetzt besser«, und verschwand.
Goren kippte die beiden Eimer in die Tränke, und während das Wasser floss, brach er in Tränen aus und lieà sie mit hineinströmen in das Ziel, das er endlich erreicht hatte.
Goren versteckte sich im Stroh, als er seine Mutter kommen hörte. Doch sie brauchte gerade so lange wie ein Falke, um die Taube zu schlagen, bis sie ihn fand. Sie packte ihn am Hemd und zog ihn aus dem Haufen.
»Du hast es geschafft«, sagte sie. Eine Feststellung, keine Frage.
Goren nickte. Inzwischen war es dunkel drauÃen, und die sanfte Kühle der Nacht milderte die Hitze, die in ihm glühte. Seine Hände waren geschwollen und brannten, er konnte sie kaum mehr bewegen. Er hatte sich notdürftig gereinigt, aber er fühlte sich krank und elend. Ãber das, was er erreicht hatte, konnte er keinen Triumph empfinden.
»Du hast heute eine Menge gelernt«, fuhr die Mutter fort. »Du hast entdeckt, dass du einen Willen hast. Du hast herausgefunden, wo deine Grenzen liegen. Und du hast erkannt, dass man den Rat Anderer annehmen muss, wenn man über sich selbst hinauswachsen will. Du weiÃt jetzt, dass du genau zuhören musst, wenn dir eine Aufgabe gestellt wird; was du unterlassen musst, was du aber mit List erreichen kannst, ohne dabei zu betrügen.«
Goren hob den Kopf. Seine Augen waren blutunterlaufen von dem vielen Staub und den Tränen.
Derata stellte einen Korb neben ihm ab, aus dem es lecker duftete. Nach gebratenem Hühnchen, frischem Brot, Ãpfeln. »Ich bin unglaublich stolz auf dich, mein Sohn. Du darfst dich morgen ausruhen.«
Goren schluckte trocken. Er brachte kein Wort heraus, sonst wäre er wieder in Tränen ausgebrochen. Er war viel zu erschöpft und todmüde, um Freude über das erste Lob seiner Mutter zu empfinden.
Er wusste vor allem, dass noch etwas nachfolgen würde, denn da war immer noch die Sache mit Zachury.
Und da kam es auch schon.
»Vorausgesetzt«, fuhr Derata fort, »Darwin Silberhaar erlaubt es und jagt uns nicht wie tollwütige Hunde aus der Stadt, weil du seinen Neffen angegriffen hast. Zachurys Vater war auÃer sich, als er von der Sache hörte, und verlangte deine harte Bestrafung.«
»Die nicht erfolgen wird«, erklang in diesem Augenblick die Stimme des Statthalters hinter ihr, und Goren fuhr zusammen. Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass Zachury mit dabei war, der von Darwin Silberhaar am Nacken festgehalten und vor sich hergeschoben wurde.
»Los«, befahl er mit strenger Stimme. »Entschuldige dich!«
Goren setzte sich verwirrt auf. Er hörte, wie Derata scharf einatmete, und ihre Haltung versteifte sich. »Herr, mein Sohn â«
»Doch nicht Goren«, unterbrach Darwin Silberhaar ungeduldig. »Sondern Zachury!«Â
Er kniff seinem Neffen in die Wange, dem vor Schmerz die Augen feucht wurden. Wie gedemütigt er sich fühlte, war ihm deutlich anzusehen. Mit zitternden Lippen quetschte er
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