Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
hervor: »Es ... es tut mir leid, Goren Va- ... ja, leid, Goren. Ich hab das nicht so gemeint, und ... und ... ich entschuldige mich auch bei Euch, Hauptmann, denn was ich sagte ...«, seine Stimme versiegte zu einem krächzenden, halb geschluchzten Flüstern, »war ... ungehörig ...«
»So«, sagte der Statthalter. »Und nun pack dich zu deinem Vater und heul dich bei ihm aus, aber wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du Goren verspottest, werde ich seiner Mutter Anweisung geben, ihn das nächste Mal nicht mehr aufzuhalten, hast du verstanden?« Er funkelte Zachury an, der auf einmal gar nicht mehr groÃspurig und überheblich wirkte.
»Ja, Herr«, wisperte er und ergriff die Flucht.
Darwin Silberhaar wandte sich Mutter und Sohn zu. »Derata, ich möchte nicht, dass Ihr Euren Sohn bestraft, weil er Eure Ehre verteidigt hat. Gewiss, es war unangemessen, wie er reagiert hat, und ich werde mir eine entsprechende Strafarbeit dafür ausdenken, die seine Energien in andere Bahnen lenken wird. Aber dabei werden wir es belassen.«
Derata neigte leicht den Kopf. »Wie Ihr wünscht, Herr.«
»Ganz recht.« Er ging zu Goren und beugte sich über ihn. »Zeig mir deine Hände.«
Goren blickte verunsichert zu seiner Mutter, dann hob er seine Hände. Er zuckte zusammen, als Darwin Silberhaar die Handflächen nach oben drehte.
»Das sieht schlimm aus«, stellte der Statthalter fest. »Ich schicke nachher die Heilerin vorbei, sie soll dir eine Wundsalbe auftragen und die Finger verbinden. Du bist für zwei Tage vom Dienst entbunden, bis du wieder richtig zupacken kannst. Diese Hände können eines Tages groÃe Taten vollbringen, wir wollen sie nicht vorzeitig ruinieren.«
»Danke, Herr«, sagte Derata an Gorens Stelle.
»Oh, er wird deswegen nicht faulenzen«, meinte Darwin. »Du meldest dich morgen bei Magister Altar, Junge. Er hat mich um Hilfe gebeten, seine Studierkammer einmal gründlich aufzuräumen und Schriften zu sortieren.« Er wandte sich Derata zu. »Der Junge hat groÃe Qualitäten. Gebt gut auf ihn Acht, ich werde Verwendung für ihn haben, wenn er erwachsen ist.«
Nachdem der Statthalter gegangen war, fragte Goren leise: »Warum sagen die Leute solche Dinge, Mutter? Warum meiden sie uns?«
»Was sagen sie denn für Dinge, abgesehen von dem Unsinn, den Zachury von sich gegeben hat?« Deratas Stimme klang seltsam müde.
»Dass wir uns hier verstecken«, antwortete Goren. »Dass du ein Geheimnis verbirgst, das mit mir zusammenhängt. Muss ich es selbst herausfinden?«
Derata sah auf ihn herab. »Du bist noch nicht alt genug für diese Fragen«, sagte sie schroff. »GenieÃe deine kurze Kindheit und kümmere dich nicht um diese dummen Gerüchte, es muss nicht immer etwas Mysteriöses dahinterstecken. Das Wichtigste habe ich dir immer erzählt, und das muss dir genügen.« Sie deutete auf den Korb. »Iss jetzt, und dann geh schlafen. Ich sehe nach, wo die Heilerin bleibt.«
Goren wusste nicht, was schlimmer war: Der Hunger oder die Schmerzen. Er konnte das Hühnchen kaum greifen und stürzte sich schlieÃlich wie ein wildes Tier auf das Fleisch, schlug die Zähne hinein und riss Stücke heraus, dass die Knochen nur so flogen, und schlang gierig alles in sich hinein.
Dann kuschelte er sich satt ins Stroh, wo er gerade saÃ, er konnte kaum mehr die Augen offen halten. Ein letzter Gedanke war noch in ihm, bevor er einschlummerte.
Also gut. Seine Mutter war nach wie vor nicht bereit, über die Vergangenheit zu reden. Also würde er ihr weiterhin nichts von der flüsternden Stimme in sich erzählen, die eindeutig nicht seine eigene war.
Als Goren erwachte, war die Sonne längst aufgestanden, und seine Hände waren verbunden. Ein kleiner, dünner Mann in weiten Gewändern und mit einem Kneifer auf der schmalen Hakennase watschelte soeben in den Stall und baute sich vor Goren auf, die Hände in die Seiten gestemmt.
»Was soll man dazu sagen!«, keifte er. »Schläft am helllichten Tag wie eine Fledermaus! Hast du vergessen, dass du dich heute bei mir melden solltest?«
»Sollte ich?«, fragte Goren verwirrt und schüttelte den Kopf, bis das Stroh in alle Richtungen davonflog.
»Natürlich! Ich bin Magister Altar, nicht wahr? Alchemist und Lehrmeister, zu beschäftigt, um sich auch noch um
Weitere Kostenlose Bücher