Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
alltägliche Dinge kümmern zu müssen. Man sagte mir, ich bekäme ab heute einen Gehilfen, der sich um eine gute Ordnung und Sauberkeit kümmern wird.«
»Oh«, machte Goren verstört. »Verzeihung.«
»Keine Ahnung, welchen Narren Darwin Silberhaar an dir gefressen hat, dass er ausgerechnet dich dafür ausgewählt hat«, schnatterte der alte Mann, dessen schulterlange graue Haare wirr um seinen Kopf standen. Seine unter buschigen grauen Brauen liegenden Augen funkelten blau und hellwach. »Aber mir sollâs recht sein, solange ich keinen Lohn dafür zahlen muss. Dann wollen wir mal, nicht wahr?«
Goren rappelte sich auf.  Er sollte sich eigentlich waschen, und etwas zu essen wäre auch nicht schlecht. Aber er wagte nicht, dem kleinen Mann zu widersprechen, der augenscheinlich ziemlich schnell aus der Fassung geriet. »Ja, Herr.«
»Ja, Meister! «, wies Magister Altar ihn erbost schnaubend zurecht. »Als Erstes wirst du natürlich bei mir gründlich Ordnung machen, und den ganzen Staub beseitigen, ja, da hat sich eine Menge angesammelt, nicht wahr?  Solange du brav und anständig bist, alles tust, was ich sage, niemals widersprichst, fleiÃig und ordentlich bist, werden wir beide uns prächtig verstehen, nicht wahr?«
Eine Frage wagte Goren dann doch. »Und wie lange wird das etwa dauern, Meister?«
»Hm?«
»Na ja, das Putzen, und so weiter.«
»Oh, mein Jungchen, das ist sozusagen eine Dauerstellung, du wirst es ja sehen.« Der Alte kicherte meckernd. »Bis du erwachsen bist, fürchte ich, und vermutlich noch darüber hinaus, denn ich denke, bei dir ist Hopfen und Malz verloren, um jemals einen gut schäumenden Krug Bier daraus zu gewinnen, wie man so sagt, nicht wahr. Das heiÃt, ich halte dich nicht geeignet für diese Herausforderung. Aber mir sollâs recht sein, solange ich einen braven Diener habe, der mich nichts kostet, nicht wahr?«
So bekam Goren Vaterlos noch mehr Arbeit aufgehalst, und er musste sich seinen Tag ab jetzt sehr gut einteilen in die Stallpflichten, die Ausbildung und den Dienst bei Magister Altar.
Und er hatte in der Tat eine jahrelange Aufgabe vor sich, als er das »Studierzimmer«, das sich als mehrgeschossiger Turm am Ende des Wehrgangs der Veste entpuppte, zum ersten Mal sah. Meterhoher Staub, und überall Dreck, Essensreste, Abfälle, gebröckeltes Mauerwerk, kaputte Möbel, halb zerfallene Wandteppiche. Und Schriftrollen, Runentafeln, Bücher in jedem Stockwerk, bis unter die Decke gestapelt. Dazwischen Tische mit seltsamen Gerätschaften, die der Alchemie dienten, Gläser, Fässer, Krüge, Kessel; alles bunt durcheinandergewürfelt. So ein Durcheinander hatte Goren noch nie erblickt, und er fragte sich, wie Magister Altar hier jemals arbeiten oder sogar magische Künste ausüben konnte. Vor allem war ihm nicht klar, warum der Hofalchemist ausgerechnet jetzt mit den Aufräumarbeiten anfangen wollte. (Was er allerdings bald herausfand, denn wie es aussah, hatte Darwin Silberhaar seinem Hofalchemisten eine Frist gesetzt: Entweder Ordnung zu schaffen oder aus seinen Diensten entlassen zu werden.)
Magister Altar betrachtete Gorens Entsetzen mit dem gröÃten Vergnügen. »Nun, Kleiner, wirst du das schaffen?«
»Klar«, antwortete Goren. »Aber wenn ich Eure Schriften auch noch sortieren soll, muss ich erst lesen lernen.«
Der Zwicker wackelte bedenklich auf der Nase des Alten, und seine Augen versprühten blaue Funken. »Pack dich!«, schnappte er, griff nach einem mannshohen, aufwendig geschnitzten Zauberstab und lieà ihn auf Gorens Schulter herabsausen. »Fang an, vorlauter Bengel!«
Hoffentlich vergehen die Jahre schnell , dachte Goren seufzend, als er nach dem Besen griff. Seine Schulter schmerzte ordentlich, und er spürte, wie eine Stelle anschwoll. Das ist vielleicht ein launischer alter Ziegenbock, alles, was recht ist!
2.
Windflüsterer
An seinem fünfzehnten Geburtstag stromerte Goren Vaterlos zum Wald Guldenmarkts, an den die Stadt umgebenden Feldern vorbei, immer tiefer hinein in sonnenfleckiges Moos und Blätterrauschen. Er mied die HandelsstraÃe, auf der wie üblich lebhafter Verkehr an Pferde- und Ochsenkarren mit allen möglichen Waren herrschte. Heute war Markttag, und da war immer besonders viel los. Entgegen Deratas Rat waren die Stadttore an diesem Tag weit offen, und es
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