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Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie

Titel: Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabylon-Verlag
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Wald ein, folgte den Fährten der Waldtiere, bis zum Himmelsstürmer, wie er genannt wurde, denn er war der höchste Baum des Waldes und der Einzige seiner Art. Ein Waldgott sollte ihn einst eigenhändig gepflanzt haben, als Abbild seines schöpferischen Wirkens. Seine ausladende Krone ragte weit über alle anderen hinaus. Seine Borke war faserig und samtig-weich, und wenn man dagegen klopfte, klang es hohl. Seine hellgrünen, weiß gemaserten Blätter waren schmal und fein und hingen an langen Stielen herab. Seine Äste strebten hoch empor, wie Liebende, die ihre Arme zum Himmel streckten, um ihr ganzes Glück zu umfassen. 
    Goren federte aus dem Stand hoch, schleuderte den Arm nach oben, seine kräftigen Finger umschlossen den untersten Ast. Inzwischen war der junge Mann groß genug, um hinaufzugelangen, und die harte Ausbildung seiner Mutter machte sich bezahlt. Mit Leichtigkeit, als wäre er ein Vielfingerbaumling, schwang er sich auf den Ast, stellte sich darauf und griff nach dem nächsten Baumarm. Wieselflink kletterte er nach oben, immer höher und höher.
    Manch einem wäre dabei längst schwindlig geworden, doch nicht Goren, ihm konnte es gar nicht hoch genug hinaus gehen. Bald ließ er die Wipfel der anderen Bäume unter sich zurück; der Stamm des Himmelsstürmers wurde dünner, verzweigte sich zu immer feineren Ästen.
    Ab hier wurde es gefährlich. Goren konnte nie sicher sein, ob nicht ein Ast plötzlich unter seinem Gewicht brach. Dann gab es womöglich auf dem Weg nach unten kein Halten mehr.
    Doch genau das liebte Goren, diese herzklopfende Unsicherheit, den schmalen Grat zwischen Himmel und Erde, um sich ein weiter Ausblick. Dann war er eins mit der Welt und zufrieden.
    An klaren Tagen reichte der Blick nach Osten bis zum Reich der Nyxar, die tausende von Jahren alt werden konnten. Allerdings war es nicht bekannt, ob es je einem dieses kriegerischen Volkes gelungen war.
    Dort draußen, hinter dem Wald, herrschten hügeliges Grasland und ausgedehnte Steppen, soweit das Auge reichte. Gen Westen zu zog sich am Horizont die Küstenlinie entlang, mit dem ewigen Dunst als Grenze. Manch einer war tollkühn genug, die Küste zu verlassen und in die Schleier einzutauchen, und kehrte niemals zurück. Auch die Seelen der Toten gingen dort ein.
    Goren streckte den Kopf in den Wind und begann leise zu singen. Seine Stimme klang noch jung und rein, doch näherte sie sich bereits der tieferen Reife des Mannes.

»Nacht steigt herauf/ich schau die fernen Gestade/funkelnd im Nebel verborgen/
Nacht umfängt auch mich/
Des Mondes Silberfall seh ich nimmermehr.
Gütiger Wandrer dort am Himmel/
Nimm mich auf/bade mich im Glanz deiner Sterne/
Dein Licht will ich schauen/Schenk mir dein Lächeln.
Da seh ich schon den Dunklen Drachen nahen/
Trag mich geschwind/Das Ende meiner Reise ist nah.«

    Goren lauschte dem Nachhall seiner Stimme, die letzten Töne wurden von den Baumwipfeln eingefangen und tanzten dort spielerisch über die Blätter, bis sie zart vergingen. 
    Er wusste nicht, weshalb ihm ausgerechnet dieses traurige Lied in den Sinn gekommen war, aber er liebte die Melodie und den weichen Klang der Worte. Da fühlte er sich beinahe wie ein Held, und er sah Schlachtfelder vor sich im Licht der untergehenden Sonne, hörte klagende Stimmen und das Klirren von Schwertern, und er sah Männer und Frauen fallen und sterben, und andere siegen. Ein traurig pfeifender Wind fegte über diese Felder, angefüllt mit Trauer und Leid, und er wehte von Gorens Vorstellung herüber in die Wirklichkeit. Das Bild wurde eindringlicher, dunkler, und das Rot der Sonne wandelte sich zu Blut. Der Wind zerzauste Gorens schwarzes Haar, flatterte um ihn herum, und Goren sah kleine Wirbel in der Luft, in Blau und Rot und Grün, die sacht dahinschwebten wie auf den Wogen des Meeres, und sie bildeten Münder und flüsterten mehr, viel mehr von dem, was geschehen war, geschah oder noch geschehen mochte.
    Seine Lider flatterten, sein Blick wurde träge und verschwommen. Es war nicht das erste Mal, dass er das Flüstern des Windes hörte, das ganz anders war als die Stimme in ihm. Er wusste auf unerklärliche Weise, dass er dies nicht träumte, dass er nicht mit sich selbst redete. Der Wind sauste um ihn herum, zupfte und tupfte mit nebligen Fingern, die gleich darauf verwehten, und sang und pfiff und flüsterte mit vielen

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