Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
den Angriff Enarts bemerkte, hatte Menor, der sie keinen Moment aus den Augen gelassen hatte, Weylins Absicht rechtzeitig vorher erkannt. Er warf sich auf sie, packte sie und stieà sie zurück. »Nicht Goren!«, rief er. »Nicht du!«
Sie versuchte sich gegen ihn zu stemmen, Panik irrlichterte in ihren Augen, als sie sah, dass die Brüstung schon ganz nahe war, auf die er sie unaufhaltsam zudrängte. »Menor, was tust du?«, kreischte sie.
Doch Menor bremste nicht, sondern nahm sogar noch einmal Schwung, und dann warf er sich mit ihr gemeinsam über die Brüstung.
Ruorim verlor derweil das Gleichgewicht, als er ins Leere lief, und da stürzte sich Sternglanz ihm in den Weg, warf sich fast unter ihn, riss ihm dadurch die Beine weg und brachte ihn bäuchlings zu Fall. Goren war über seinem Vater, bevor er sich aufrichten konnte, und verdrehte ihm die Arme auf den Rücken, dehnte sie bis zur Schmerzgrenze.
Ruorim war stark, aber Gorens nicht unerhebliches Gewicht lastete auf ihm, und er konnte die verdrehten Arme nicht mehr befreien. Buldr war schon da und warf Goren Fesseln zu. Dann wartete er mit erhobener Axt dicht über Ruorims Nacken, bis Goren die Fesseln angelegt, sorgfältig zugezogen und verschlossen hatte.Â
»Wie kann das sein ...«, keuchte Ruorim fassungslos.
»Alter Narr«, stieà Goren hervor, »du bist hier in Drakenhort, und ich bin von deinem Blut. Deine Magie hat an diesem Ort keinen Einfluss auf mich!«
Er sah auf, als Hauptmann Durass, Darmos Eisenhand und weitere Drakhim auf den Balkon gestürmt kamen, und die Tränen schossen ihm in die Augen. »Sucht nach Menor!«, schrie er. »Schnell! Er ist mit Weylin vom Balkon gestürzt und muss irgendwo dort unten liegen. Beeilt euch!«
Durass gab zwei Männern ein Zeichen, und zu dritt rannten sie wieder zurück.
Goren und Buldr zerrten Ruorim auf die Beine.
»Das Blatt hat sich gewendet, scheint mir«, sagte Darmos Eisenhand, aber ohne Triumph in der Stimme. Er wirkte wie ein müder alter Mann.
»Ihr wisst nicht, was ihr euch antut«, knurrte Ruorim. Die Ketten hielten ihn; er hatte keine Wahl, ohne Waffen und Magie. Schweigend lieà er sich abführen, aber keineswegs gebrochen, sondern abwartend auf einen besseren Moment zur Flucht. Nicht weniger als acht Mann umringten ihn, und ebenso viele scharfe Waffen waren auf ihn gerichtet.
Marela kam auf ihren Stock gestützt eilig angetrippelt. »Nur, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, mein Junge, einen bösen Fluch anwenden zu wollen, das würde dir nämlich nicht gut bekommen, ganz und gar nicht«, sagte sie mit freundlicher Miene, aber mit scharfem, unterschwellig drohendem Tonfall.
Ruorim zeigte ein wölfisches Grinsen. »Freut euch nicht zu früh«, knurrte er. »Ihr habt mich in einem günstigen Moment erwischt, aber sobald ich meine Kräfte wiederhabe, werdet ihr es bitter bereuen, jeder Einzelne von euch. Das Verlies ist noch nicht gebaut, das mich halten kann.«
Nachdem sich alles beruhigt hatte, standen die Freunde schweigend und wie gelähmt da, bis Durass zurückkehrte, mit Lauscher im Gefolge. »Die Elfe ist tot«, berichtete der Hauptmann. »In Menor ist noch ein schwacher Lebensfunke. Wir haben ihn bereits zu Marela gebracht, die sich um ihn kümmern wird. Aber sie hat gesagt, dass so gut wie keine Hoffnung besteht.«
»Die ... Elfe ... Weylin ... muss gesalbt, balsamiert und in Linnen gehüllt werden«, sagte Goren stockend. »Wir müssen sie ... ihren Eltern übergeben.«
»Ich werde es veranlassen«, versprach Durass. »In Drakenhort ist alles ruhig, es gab nur wenige, kurze Auseinandersetzungen. Die Drakhim wollen wissen, wie es weitergeht, und wer nun auf den Thron gehört.«
»Ich werde es ihnen morgen sagen«, erklärte Darmos Eisenhand. »Wir werden die Hilfe der Völker dankbar annehmen, und dann, wenn alles vorüber ist, werden wir darüber nachdenken, was mit Ruorim geschehen soll, und wer künftig auf dem Thron sitzt. Seine uneinsichtigen Anhänger werft ihr aus der Festung, lebend oder tot, mir ist es gleich.« Er wandte sich den Freunden zu, die sich immer noch nicht gerührt hatten. »Ihr jungen Leute werdet jetzt in den Thronsaal gehen und etwas zu euch nehmen. Dann legt euch schlafen. Die Schlacht beginnt bald, und wir brauchen alle Kräfte. Zeit zur Trauer findet sich
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