Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Hufe schienen den Boden kaum zu berühren. Goren musste sich festhalten; er wusste nicht, ob sein Pferd schon jemals so schnell gerannt war.
Und dann, hinter einer Biegung, erblickte er den Rappen vor sich, der ebenfalls im Galopp lief.
Doch Goren griff in die Zügel, lehnte sich zurück und parierte Goldpfeil durch. Eisern und unnachgiebig. Der Hengst wieherte zornig, bockte und wollte steigen, doch Goren gab nicht nach. Während Goldpfeil noch tänzelte, sprang er ab, packte seinen Kopf und flüsterte: »Beruhig dich, Junge, es ist alles in Ordnung! Hör mir zu! Du läufst jetzt weiter, holst den Rappen ein und bringst ihn zurück! Lass ihn nicht entkommen! Ich suche weiter nach Ruorim. Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich gesehen, dass er gar nicht mehr auf dem Pferd sitzt. Also ist er hier irgendwo, und wir beide werden uns deshalb jetzt trennen, verstanden?«
Der reiterlose Rappe war bereits langsamer geworden, da er nicht mehr angetrieben wurde. Wahrscheinlich würde er bald stehen bleiben, weil er nicht wusste, was er tun sollte.
Goldpfeil beruhigte sich endlich ein wenig, schnaubte und stampfte mit dem Huf auf. Er verstand, was sein Herr von ihm wollte, als Hengst war es seine Aufgabe, die Herde zusammenzuhalten und jedes ausbrechende Pferd zurückzuholen.
Goren befestigte den Zügel am Sattel, dann sauste Goldpfeil schon davon.
Der junge Drakhim lief in Deckung und fing dann an, die Felsen hochzuklettern. Er wusste, wo sein Vater zu finden war, denn er konnte ihn spüren. Es gab nur eine einzige magische Strömung hier, und Ruorim war so mit seiner Flucht beschäftigt, dass er nicht mehr auf den nötigen Schutz achtete. Vielleicht war er aber auch gar nicht mehr dazu in der Lage.
Goren hatte seinerseits allerdings dafür gesorgt, dass Ruorim ihn nicht spüren konnte. Das war keine groÃe Anstrengung für ihn. Er lernte schnell, immer besser mit der Urmagie in sich umzugehen, und er wusste nun, dass Dreyra recht hatte: Er konnte alles tun. Kein Magier der Welt war ihm mehr gewachsen. Wenn er es wollte, konnte er alles verändern.
Dem unsichtbaren Band folgend, huschte er über die Felsen. Er konnte sehen , wo Ruorim seine Spuren hinterlassen hatte, hier noch der warme Abdruck seiner Hand, dort hatte er sich durch eine Engstelle quetschen müssen. Er konnte nicht mehr weit entfernt sein.
Er ermüdet , dachte Goren, und das spornte ihn erst recht an. So jung ist er doch nicht mehr, und er hat mit seiner Befreiung und der anschlieÃenden Flucht viel von seiner Kraft verbraucht.
Aus dem Tal unten war nichts mehr zu hören. Vermutlich hatte Goldpfeil den Rappen eingeholt und zurückgetrieben, vielleicht war der sogar umgekehrt und freiwillig zu dem Hengst gelaufen, um nicht allein zu sein. Und nun standen sie da und warteten.
Aber nur einer wird zurückkehren. Gorens Brust schmerzte vor grimmigem Hass und Zorn. Er konnte es jetzt kaum mehr erwarten.
Von einem Vorsprung aus prüfte er das Gelände und tastete nach den Spuren seines Vaters. Dann kletterte er steil in die Höhe, änderte die Richtung nach links, und schlieÃlich sah er ihn. Nicht einmal mehr einen Speerwurf entfernt, kletterte Ruorim unterhalb von ihm durch die Felsen, immer weiter Richtung Osten.
Goren stellte sich aufrecht hin, direkt in die Sonne, und zog sein Schwert, lieà den Arm jedoch entspannt hängen. »Bleib stehen!«, rief er, und seine Stimme brach sich vielfach an den Wänden. »Hier ist dein Weg zu Ende.«
Ruorim verharrte. Dann drehte er sich langsam um und blickte zu Goren auf. »Er beginnt erst«, sagte er.
»Genug der Lügen und Täuschungen, für dich gibt es keine Hoffnung.« Goren lieà seinen Vater nicht aus den Augen, während er von Felsen zu Felsen sprang, bis er Ruorim erreicht hatte. Er hob das Schwert leicht an und ging auf ihn zu. »Zieh dein Schwert und scheide mit dem einzigen ehrlichen Kampf deines Lebens in Ehren.«
Aber Ruorim rührte sich nicht.
»Zieh endlich!«, schrie Goren ihn an. »Was glaubst du, wie lange ich hier geduldig stehe? Denkst du, ich gebe auf, weil du dich weigerst?«
»Goren«, sagte Ruorim langsam, »du begehst einen groÃen Fehler.«
»Nicht so groà wie dein letzter, als du vor meinen Augen meinen GroÃvater ermordet hast«, knurrte Goren ganz tief. »Glaub nicht, dass ich noch irgendwelche Gewissensbisse habe. Wenn du dich nicht zur Wehr
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