Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
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Was ich meinem Vater zurief: Etwas, das sich vor seinen Augen in ein lebendiges Bild verwandelte, weil er meine Stimme auch in seinem Verstand hörte. Wieso ich dazu fähig war, so ganz ohne Ausbildung? Nun, das hatte mir meine Mutter während meiner Genesungszeit erzählt, um mir Mut zu machen, dass ich etwas Besonderes sei und nicht aufgeben dürfe. Meine Geburt stand unter einem besonderen Zeichen, als in jener Nacht der Mond erlosch und Schatten statt Licht warf. Die Sumpfmenschen bemerkten, wie auch noch das bisschen Licht, das sonst unten ankam, vollständig ausgetilgt wurde, und ein gewaltiger Sturm mit Blitz und Donner folgte dem, und ein Blitz schlug nahe unserer Hütte ein, sodass allen die Haare zu Berge standen und sie ein fürchterliches Kribbeln überall im Körper fühlten.
Damals, bei meiner Geburt, war der Atem der Götter leibhaftig in mich gefahren! Ein Schauspiel, das bis heute einzigartig geblieben ist. Dieses Ereignis sollte mich zum mächtigsten aller Magier machen, es gab keinen sonst wie mich.
Als Elfjähriger, von meiner Mutter zuvor aufgeklärt â und ich denke, sie wusste genau, was sie da tat, und genau zu dem Zeitpunkt â wurde ich mir dessen zum ersten Mal bewusst . Genau in dem Moment, als mein Vater mich auf grausamste Weise umzubringen gedachte. Weil es um mein Leben ging, erwachten die Kräfte in mir, die bereits mit dem Atem der Götter in mir verbunden waren, es war nicht notwendig, sie erst durch Beschwörung zu schöpfen. Ich begriff, dass diese Kräfte mich schützen würden, und lieà sie gewähren.
Ich schickte meinem Vater einen Gedanken, und ich murmelte dazu eine Beschreibung dessen, was ich ihm sandte: Das Bild einer Schlange, die sich an seinem Bein nach oben ringelte, bis zu seinem Kopf hinauf, und dann züngelnd an seinem Ohr verharrte, und schlieÃlich ins Ohr hineinkroch, und von dort zu seinem Gehirn, und sich um das Gehirn legte. Und dann, ganz zuletzt, die mächtigen Muskeln anspannte und sein Gehirn im Ring ihres Leibes zerquetschte.
Mein Vater schrie. Er glaubte, was ich ihm vorgaukelte, er spürte es als Wahrheit. Er brach zusammen, mit zuckenden Armen und Beinen, rollte auf dem Boden umher und schrie fortwährend, und schwarzes Blut rann ihm aus Augen, Nase und Ohren. Ich stand dabei und betrachtete ungerührt seinen Todeskampf, den er sich selbst in seiner Einbildung zufügte, und erzählte ihm ausführlich, was gerade mit ihm geschah und Weiteres gleich noch geschehen würde.
Als ich ihm sagte, dass nun der letzte Rest seines Gehirns zerquetscht würde und er sterben müsse, geschah genau dies. Sein von Krämpfen geschüttelter Körper erschlaffte, sein Schrei verstummte abrupt, und der Blick seiner Augen brach. Er war tot, und ich hatte das allein mit meinem Willen vollbracht.
Von da an wollte meine Familie nichts mehr mit mir zu tun haben. Zwar waren alle froh, dass mein Vater tot war, aber wie es geschehen war, verfolgte sie von da an wie ein ewiges Grauen. Sie hatten Angst vor mir. Ich bekam eine eigene kleine Hütte auf Stelzen, weil niemand wagte, mich in die Sümpfe zu jagen, um nicht auf dieselbe Weise verflucht zu werden. Sie brachten mir genug zu essen und zu trinken, sodass ich keine Not mehr litt und tun und lassen konnte, was ich wollte. So gefiel es mir einige Jahre, in denen ich hauptsächlich damit beschäftigt war, die Grenzen meiner Magie zu testen.
Als ich etwa sechzehn war, kamen Sklavenjäger vorbei, die sich wegen eines Sturmes verirrt hatten und den Weg nicht mehr aus den Sümpfen fanden.
Das war meine Chance, aus diesem Elend herauszukommen.
»Ich bringe euch hier raus«, sagte ich. »Aber dafür müsst ihr mich mitnehmen.«
Die schweren, kräftigen Männer starrten mich an. »Und was würden wir wohl für dich bekommen?«, fragte einer und lachte dröhnend. »Du knickst doch schon um, wenn dich einer nur anhaucht!«
»Nicht als Sklave«, machte ich deutlich. »Ich mache bei euch mit. Ihr könntet magischen Beistand brauchen. Und vielleicht auch einen Buchhalter. Ich bin gut im Rechnen.«
Sie lachten Tränen über mich und hielten mich für gröÃenwahnsinnig. Aber ihr Anführer, der lange und intensiv in meine Augen geblickt hatte, unterbrach sie schlieÃlich: »Der Handel gilt. Wir nehmen ihn mit, und nicht als Sklaven, wenn er uns auf schnellem und
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