Drama in Hollywood
alte Barney«,
murmelte ich. »Er kann’s nicht lassen, seine Nase in anderer Leute
Angelegenheiten zu stecken .«
»Deshalb weiß ich schon eine
ganze Menge über Sie, Rick«, sagte er selbstgefällig. »Sie müssen als — wie
nannte Barney Sie noch? — als Zweigroschen-Schnüffler ein schrecklich
aufregendes Leben führen .«
Er wartete meine Reaktion ab,
und die braunen Äugen blickten milde enttäuscht, als keine erfolgte.
»Ich weiß natürlich auch,
weshalb Sie so wahnsinnig interessiert an Rod sind .«
»Gut«, sagte ich gelassen. »Das
wird uns eine Menge Zeit ersparen .«
Douglas nippte an seinem Glas,
wirbelte den Alkohol eine Weile mit der Zunge im Mund herum und nickte dann in
schweigender Anerkennung. Ich spürte, wie Eugenie ob dieses Theaters neben mir
zusammenzuckte.
»Auf eine krankhafte Art ist es
direkt komisch«, sagte er mit brütender Stimme. »Sechs Monate nach seinem Tod
wird Rod Blane plötzlich für eine ganze Reihe von
Leuten, die, während er lebte, keinen Gedanken an ihn verschwendet haben,
schrecklich wichtig! Wissen Sie, mehr als alles andere geht mir diese
erschreckende Vergeudung an die Nieren! Es gibt bereits soviel langweilige, dumme Leute auf der Welt—. Wie können die Kerle sich leisten, auf
ein großes Talent wie Rod Blane zu verzichten ?«
»Das ist genau eine der vielen
Fragen, auf die ich eine Antwort suche«, sagte ich. »Ist Blane durch Unfall gestorben, oder hat er freiwillig auf dieses große Talent
verzichtet, das Sie eben erwähnten, Steve ?«
Er runzelte leicht die Stirn.
»Wollen Sie damit sagen, daß er sich selbst umgebracht haben soll ?«
»Das haben bereits mehrere
Leute in Betracht gezogen .«
»Lächerlich!« Er schüttelte
gereizt den Kopf. »Rod? Diese Leute, die Sie erwähnen, müssen ihren
Null-acht-fünfzehn-Verstand verloren haben! Er hatte alles, wofür sich zu leben
lohnte — innerhalb der nächsten zehn Jahre hätte ihm die ganze Welt zu Füßen
gelegen! So ungeschliffen seine jugendliche Begabung war, so nahe reichte sie
ans Geniale heran! Warum sollte ein Mann in dieser Situation Selbstmord auch
nur in Betracht ziehen ?«
»Vielleicht haben Sie recht«,
sagte ich. »Wie haben Sie ihn kennengelernt, Steve ?«
»Ich war der Mann, der ihn
entdeckt hat«, sagte er bescheiden. »Der erste, der die phantastische Stärke
dieser ungebrochenen Begabung erkannte und dafür sorgte, daß die Welt von ihr
erfuhr. Wenn sonst nichts in meinem Leben zählen sollte, werde ich mich
zumindest immer an diese Tatsache erinnern .«
»Sie meinen, Sie haben ihn noch
vor Jerome King entdeckt ?« fragte ich.
Douglas lächelte tolerant.
»Mein lieber Rick, ich habe mein Äußerstes getan, um dafür zu sorgen, daß
Jerome King ihn entdeckte !«
»Das überrascht mich sehr,
Steve«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Das klingt ganz nach einer faszinierenden
Story .«
Er plusterte sich auf wie ein
Papagei, der sich soeben am Kopf gekratzt hat. »Vielleicht tue ich gut daran,
die Dinge vor Ihnen ins rechte Licht zu rücken, Rick«, schnurrte er beinahe.
»Soweit ich zurückdenken kann, war das Theater mein Lebensinhalt. Ich habe
alles getan, was man beim Theater tun kann — man kann mich einen alten Hasen
nennen .«
»Sie wollten mir erzählen, wie
Sie Rod Blane entdeckt haben«, warf ich ein.
»Ja, dazu komme ich jetzt
gleich. Ich weiß, wieviel Sie zu tun haben müssen,
Rick, wenn Sie sich all der Sorgen annehmen, die die Leute hier in der Gegend
haben! Vor drei Jahren war ich Regisseur an einem Sommertheater —
zugegebenermaßen an einem sehr kleinen — im Norden von San Francisco. Eines
Tages kam Rod an und bat um einen Job. Er war damals natürlich erst neunzehn
und hatte sich die vorhergehenden sechs Monate auf den Landstraßen
herumgetrieben, wie er mir später erzählte. Er war von Chicago quer durch das
Land getrampt.
Ich fragte ihn, was er könne,
und er sagte, alles. Selbst damals verfügte er bereits über das hohe
Selbstvertrauen aller großen Begabungen! Also ließ ich ihn vorsprechen, und ich
werde immer dankbar dafür sein, daß ich als erster Gelegenheit hatte, dieses wunderbare,
noch unverdorbene Talent zu erkennen! Ihm einen Job zu verschaffen war kein
Problem, ihn dafür zu bezahlen, war allerdings durchaus eins. Aber ich wußte,
daß es meine Pflicht war, ihn zu unterstützen, bis er beim Theater auf eigenen
Füßen stehen konnte; und ich war glücklich, ihm auf meine bescheidene Weise auf
dem Weg zum Erfolg weiterhelfen zu können
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