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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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:
Mein Volk verliess ich, meinen Blutsverwandten
Entsagt ich, alle Bande der Natur
Zerriss ich, um an Euch mich anzuschliessen –
Das Beste aller glaubt' ich zu befördern,
Da ich des Kaisers Macht befestigte –
Die Binde fällt von meinen Augen – Schaudernd
Seh ich an einen Abgrund mich geführt –
Mein freies Urteil habt Ihr irrgeleitet,
Mein redlich Herz verführt – Ich war daran,
Mein Volk in bester Meinung zu verderben.
    Gessler :
Verwegner, diese Sprache deinem Herrn?
    Rudenz :
Der Kaiser ist mein Herr, nicht Ihr – Frei bin ich
Wie Ihr geboren, und ich messe mich
Mit Euch in jeder ritterlichen Tugend.
Und stündet Ihr nicht hier in Kaisers Namen,
Den ich verehre, selbst wo man ihn schändet,
Den Handschuh wärf ich vor Euch hin, Ihr solltet
Nach ritterlichem Brauch mir Antwort geben.
– Ja winkt nur Euren Reisigen – Ich stehe
Nicht wehrlos da, wie die – Auf das Volk zeigend: Ich hab ein Schwert,
Und wer mir naht –
    Stauffacher ruft :
Der Apfel ist gefallen!
    Indem sich alle nach dieser Seite gewendet und Berta zwischen Rudenz und den Landvogt sich geworfen, hat Tell den Pfeil abgedrückt.
    Rösselmann :
Der Knabe lebt!
    Viele Stimmen :
Der Apfel ist getroffen!
    Walther Fürst schwankt und droht zu sinken, Berta hält ihn.
    Gessler erstaunt :
Er hat geschossen? Wie? der Rasende!
    Berta :
Der Knabe lebt! kommt zu Euch, guter Vater!
    Walther Tell kommt mit dem Apfel gesprungen :
Vater, hier ist der Apfel – Wusst ich's ja,
Du würdest deinen Knaben nicht verletzen.
    Tell stand mit vorgebognem Leib, als wollt er dem Pfeil folgen – die Armbrust entsinkt seiner Hand – wie er den Knaben kommen sieht, eilt er ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen, und hebt ihn mit heftiger Inbrunst zu seinem Herzen hinauf, in dieser Stellung sinkt er kraftlos zusammen. Alle stehen gerührt.
    Berta :
O güt'ger Himmel!
    Walther Fürst zu Vater und Sohn :
Kinder! meine Kinder!
    Stauffacher :
Gott sei gelobt!
    Leuthold :
Das war ein Schuss! Davon
Wird man noch reden in den spätsten Zeiten.
    Rudolf der Harras :
Erzählen wird man von dem Schützen Tell,
Solang die Berge stehn auf ihrem Grunde.
    Reicht dem Landvogt den Apfel.
    Gessler :
Bei Gott! der Apfel mitten durchgeschossen!
Es war ein Meisterschuss, ich muss ihn loben.
    Rösselmann :
Der Schuss war gut, doch wehe dem, der ihn
Dazu getrieben, dass er Gott versuchte.
    Stauffacher :
Kommt zu Euch, Tell, steht auf, Ihr habt Euch männlich
Gelöst, und frei könnt Ihr nach Hause gehen.
    Rösselmann :
Kommt, kommt und bringt der Mutter ihren Sohn.
    Sie wollen ihn wegführen.
    Gessler :
Tell, höre!
    Tell kommt zurück :
Was befiehlt Ihr, Herr?
    Gessler :
Du stecktest
Noch einen zweiten Pfeil zu dir – Ja, ja,
Ich sah es wohl – Was meintest du damit?
    Tell verlegen :
Herr, das ist also bräuchlich bei den Schützen.
    Gessler :
Nein, Tell, die Antwort lass ich dir nicht gelten,
Es wird was anders wohl bedeutet haben.
Sag mir die Wahrheit frisch und fröhlich, Tell,
Was es auch sei, dein Leben sichr' ich dir.
Wozu der zweite Pfeil?
    Tell :
Wohlan, o Herr,
Weil Ihr mich meines Lebens habt gesichert,
So will ich Euch die Wahrheit gründlich sagen.
    Er zieht den Pfeil aus dem Goller und sieht den Landvogt mit einem furchtbaren Blick an.
    Mit diesem zweiten Pfeil durchschoss ich – Euch,
Wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte,
Und Eurer – wahrlich! hätt ich nicht gefehlt.
    Gessler :
Wohl, Tell! Des Lebens hab ich dich gesichert,
Ich gab mein Ritterwort, das will ich halten –
Doch weil ich deinen bösen Sinn erkannt,
Will ich dich führen lassen und verwahren,
Wo weder Mond noch Sonne dich bescheint,
Damit ich sicher sei vor deinen Pfeilen.
Ergreift ihn, Knechte! Bindet ihn!
    Tell wird gebunden.
    Stauffacher :
Wie, Herr?
So könntet Ihr an einem Manne handeln,
An dem sich Gottes Hand sichtbar verkündigt?
    Gessler :
Lass sehn, ob sie ihn zweimal retten wird.
– Man bring ihn auf mein Schiff, ich folge nach
Sogleich, ich selbst will ihn nach Küssnacht führen.
    Rösselmann :
Ihr wollt ihn ausser Lands gefangen führen?
    Landleute :
Das dürft Ihr nicht, das darf der Kaiser nicht,
Das widerstreitet unsern Freiheitsbriefen!
    Gessler :
Wo sind sie? Hat der Kaiser sie bestätigt?
Er hat sie nicht bestätigt – Diese Gunst
Muss erst erworben werden durch Gehorsam.
Rebellen seid ihr alle gegen Kaisers
Gericht und nährt verwegene Empörung.
Ich kenn euch alle – ich durchschau euch ganz –
Den nehm ich jetzt heraus aus eurer Mitte,
Doch alle seid ihr teilhaft seiner

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