Dramen
ausgezeichnet für Anlage von die Vermögen. Willst du nehmen von mir fünfzigtausend Mark für Geschäft von Mister Launhart!
DIE FÜRSTIN.
Ich bitte Sie, geehrter Meister, die Summe von mir anzunehmen! Wie viel schulde ich Ihnen nicht! Was war ich, ehe ich unter die Gewalt Ihres Geistes kam! Ein Ausbund menschlichen Elends! Ich war magenleidend, ich war leberleidend, ich war lungenleidend, ich war herzleidend, ich war nervenleidend, ich war gemütskrank, ich war durch und durch hysterisch!
MRS. GRANT.
A-oh, Mister Hetmann, ich will Sie schenken fünfzigtausend Mark! Nicht Sie will ich schenken! Ich will schenken vor die Bund zu Züchtung von die Rassemenschen! Nie in mein Leben ich will verlangen zurück eine Mark von die Bund zu Züchtung von die Rassemenschen!
Fanny Kettler kommt mit Briefschaften in der Hand aus dem Nebenzimmer.
FANNY.
Ich wollte Sie fragen, Herr Hetmann, ob der Internationale Kongreß trotz der heutigen gerichtlichen Konfiskation der Zeitung in acht Tagen stattfindet.
DIE FÜRSTIN.
Jetzt kommen die Geschäfte, Misses Grant. Jetzt stören wir hier. Wir beide haben ja doch wohl keine Aussicht, Mitglieder des Vereines zu werden.
MRS. GRANT.
O yes! Of course!
(Reicht Hetmann die Hand.)
Well, Herr Hetmann, du willst nehmen von mir fünfzigtausend Mark für Zeitung von Mister Launhart?
DIE FÜRSTIN
schüttelt Hetmann die Hand.
Ich lasse Ihnen die Summe sofort übermitteln.
Hetmann begleitet die Damen hinaus.
HETMANN
zurückkommend.
Der Kongreß findet statt.
(Er läßt sich etwas erschöpft auf einen Sessel nieder.)
FANNY.
Wenn Sie aber selber verhindert sein sollten, die Verhandlungen zu leiten …
HETMANN.
Der Kongreß findet statt!
FANNY.
… dann wird dieser Internationale Kongreß zum entsetzlichen Unheil! Bei der hirnlosen Begeisterung, mit der jetzt alle Welt für Ihre Gedanken schwärmt, verrennt sich die Bewegung dann in irgendeine bürgerliche Sackgasse, aus der Sie sie nie wieder zurücklenken können, und in der sie wie hundert andere geistige Strömungen klanglos zugrunde geht.
HETMANN.
Der Kongreß findet statt und ich leite die Verhandlungen. Es ist mir schlechterdings unverständlich, warum man eines Zeitungsartikels wegen binnen heute und acht Tagen hinter Schloß und Riegel sitzen soll. – Aber was ist mit Ihnen?
FANNY.
Wieso mit mir?
HETMANN.
Das Gelöbnis, das Sie ablegten, um unserem Bunde anzugehören …
FANNY.
Hat sich jemand über mich beklagt?
HETMANN.
Nein. Aber das Gelöbnis harrt noch seiner Erfüllung!
FANNY.
Wie können Sie das wissen?
HETMANN.
Ist es nicht genug, daß ich es weiß?
FANNY.
Gegen mein Gelübde, keinem Angehörigen unseres Bundes meine Gunst zu verweigern, habe ich mich bis zu dieser Stunde nicht verfehlt. Ich trage nicht die Schuld daran, daß niemanden nach meinen Gunstbezeugungen verlangt.
HETMANN.
Daran tragen nur Sie allein die Schuld! Falsche Worte einer verkrüppelten Seele stimmen nicht zu der Art, in der Ihnen vergönnt ist, einherzuschreiten! Oder soll mir das schönste Weib meinen Glauben an den Seelenadel der Schönheit nehmen?! – Dann wird es wohl Zeit für mich, in mich zu gehen!
(Er erhebt sich.)
Wer weiß, welchen Jammer ich noch über die Menschheit gebracht hätte, wenn Sie mich nicht zur rechten Zeit zur Besinnung zwängen! Dem Widerstand des tüchtigen Bürgers und tausend Mißerfolgen gelang das freilich nicht, was Ihnen so leichtfällt! Aber deshalb wandeln Sie ja wie die Verkörperung eines Gedankens einher, damit des Erdenwurms dumpfes Hinbrüten ja vor jedem Aufflackern bewahrt bleibe! – – Mein Ausdruck war, daß wir das Opfer nur von denen entgegennehmen, die es bringen können! Warum drängen Sie sich herzu, wenn Sie eine Zwergseele in sich haben?!
FANNY.
Ich glaubte, Herrin über mich zu sein, und bin es so wenig wie irgendein Weib! Tag für Tag ringe ich, mich zu überwältigen; aber so verzweifelt ist der Widerstand, als koste die Befreiung zehnfachen Tod! – Unsinn, sage ich mir, Tausende wären dann nicht mehr am Leben! Aber hilft das Wort gegen die furchtbarste Beklommenheit, wenn Blick, wenn Rede, wenn Gebärde unbefangen sein sollen?! Freilich bringt die Not den Weibern jede Verstellung bei. Wäre der Durst nach Freiheit eine Meisterin wie die Not! Dann stiege das Weib durch schrankenlose Selbstbestimung, statt zu Boden zu sinken!
(Flehentlich.)
Schenken Sie mir noch einmal Glauben! Mir ist meine Schwachheit verhaßter als mir im Leben noch etwas werden
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