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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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bin ich schließlich auch anderes als eine Scheingröße! Ein Zwergriese! Ein Baßbariton, der seine Stimme verloren hat! – Ich habe den denkbar redlichsten Willen; aber in meiner pekuniären Abhängigkeit, in der ich dem Bunde jeder Flasche Sekt wegen Rechenschaft ablegen muß, gehört schon eine geradezu übermenschliche Anstrengung dazu, um seine Würde zu wahren!
    Fritz tritt ein und meldet an.
    FRITZ.
    Ihre Durchlaucht, die Fürstin Sonnenburg- Hohenstein und
(Den Namen deutsch aussprechend.)
Misses Mabel Isabel Grant lassen um die Ehre ersuchen.
    HETMANN.
    Ich lasse bitten.
    Fritz ab.
    MOROSINI.
    Willst du, daß ich verschwinde, um meiner Stellung nichts zu vergeben?
    HETMANN.
    Nein, bleib nur hier.
    Die Fürstin Sonnenburg und Mrs. Grant treten ein, beide reifere Damen in vornehmen Toiletten. Die Fürstin ist eine mehr üppige, Mrs. Grant eine mehr schlanke Erscheinung.
    MRS. GRANT.
    Ein graußes Glück ist es für mich, Herr Morosini, daß du bist hier! Als Graußmaster von die Bund kannst du sagen, welchen Abend von die Kongreß wird stattfinden graußartige Ball in Alhambra-Sälen?
    Morosini erteilt ihr Auskunft.
    DIE FÜRSTIN
zu Hetmann.
    Denken Sie sich, lieber Meister, an allerhöchster Stelle soll der lebhafte Wunsch ausgesprochen worden sein, Sie persönlich kennenzulernen. Man soll gefragt haben, ob Sie nicht der berühmte Philosoph Herbert Spencer wären, worauf entgegnet wurde, Spencer sei tot. Darauf äußerte man, es sei bewundernswürdig, daß sich gleich nach dem Tode des einen ein anderer Mensch von solcher Geistesgewalt aus dem Volke erhübe. – Übrigens fragte mich heute in aller Frühe ein Herr, womit Sie es denn eigentlich verantworten, daß Sie unsere ganze Gesellschaft auf den Kopf stellen. Der Herr behauptete, geradesogut wie Sie, dazu befähigt zu sein, wenn ihn nicht die Achtung vor unseren Kulturerrungenschaften davon zurückhielte.
    HETMANN
spricht bescheiden und sachlich.
    Mich stieß die menschliche Gesellschaft einst als unbrauchbar aus ihren Kreisen aus. Ich ging nicht zugrunde, kam zurück und bot ihr wieder meine Dienste an. Die menschliche Gesellschaft stieß mich wieder als unbrauchbar hinaus, ich ging wieder nicht zugrunde, ich kam wieder zurück, ich bot ihr wieder meine Dienste an. An ein dutzendmal in meinem Leben hat sich dieser Vorgang wiederholt. Niemanden kann es wundern, daß mich der Kampf draußen mit den Elementen auf andere Gedanken brachte, als man in der bürgerlichen Gesellschaft hegt. Sind meine Gedanken unrichtig, dann beseitigt mich die Welt in ihrer Unerbittlichkeit, ohne sich nach mir umzusehen. Nimmt aber die Menschheit meine Gedanken auf, dann gebührt der Menschheit das Verdienst, nicht mi r. Dann ist meine Lehre so wahr Kulturentwicklung wie meine Einsicht nur ein glücklicher Zufall war! – Unsere Enkelkinder werden uns vielleicht einmal darum beneiden, daß wir solche Entwicklungen miterleben durften.
    MRS. GRANT
zu Hetmann.
    Mir hat gesagt ein Herr heute in aller Frühe, daß du, Mister Hetmann, bist Seelenverführer, daß du bist leibhaftige Teufel, welche seit Schaffung von die Welt immer treibt Spiel mit Menschheit.
    HETMANN.
    Für seine Person wird der Herr wohl recht haben.
    MRS. GRANT.
    A-oh, Mister Hetmann, ich habe nicht lassen sprechen weiter! Ich bin so begeistert für Sie, ich schwöre Sie, Mister Hetmann, du kannst nicht finden unter Sonne von die liebe Gott eine mehr heiße Schülerin!
    MOROSINI
der mit Bedauern sieht, wie sich das Interesse Hetmann zuwendet.
    Die verehrten Damen wollen mich entschuldigen. Ich habe noch so wahnsinnig viel Vorbereitungen für unsern Kongreß und besonders für den Ball zu treffen, daß ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht, geschweige denn – daß ich mit der nötigen geistigen Klarheit an philosophischen Unterhaltungen teilnehmen konnte.
(Er verabschiedet sich und geht durch die Mitte ab.)
    HETMANN.
    Verzeihen Sie, Fürstin, daß ich die Gelegenheit ausnütze, um Sie um ein Opfer zu bitten. Herr Launhart, der Herausgeber unserer Zeitung, kann das Blatt nicht weitererscheinen lassen, weil der Ertrag noch die Kosten nicht deckt. Er fordert gegen die Sicherheit, die er geschäftlich bieten kann, eine Kapitaleinlage von fünfzigtausend Mark. Ihm die Summe aus dem Vereinsvermögen zu geben, bin ich des bevorstehenden Kongresses wegen augenblicklich nicht imstande.
    MRS. GRANT.
    Fünfzigtausend Mark, Mister Hetmann?! Ich habe gehört von meine Freundin, daß Geschäft von Mister Launhart ist

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