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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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mich in Ihr Haus!
(Den Kopf schüttelnd)
: Nein! Ich eigne mich zur Verwirklichung Ihrer Pläne ganz und gar nicht.
    Buridan
    Ich muß Ihren Spott geduldig über mich ergehen lassen.
    Dr. Prantl
bis zum Schluß ruhig bleibend
    Es fällt mir so wenig ein, Ihrer zu spotten, wie ich mich je dazu verleiten lassen werde, Sie ernst zu nehmen. Sie spotten eines jeden, der Sie ernst nimmt. Und dem ersten, der Ihrer spottet, zerschmettern Sie wenn möglich die Schläfen. Vielleicht ist Ihnen aber doch das Gebot bekannt: »Du sollst Gott nicht versuchen!« Sie werden sich wohl noch einmal davon überzeugen, daß kein Sterblicher, und stehe er noch so selbstherrlich in der Welt, ungestraft die ewige Allmacht versucht.
(Ab.)
Dritte Szene
    Kadidja
immer noch auf der Lauftrommel stehend
    Was wollte der Herr?
    Buridan
auf dem Diwan
    Der Herr wollte sich auf ewig von mir verabschieden.
(Er nimmt das Buch vom Boden auf und blättert darin.)
    Kadidja
    Die Trennung scheint dir sehr zu Herzen zu gehen. – Mich würdest du leichteren Herzens ziehen lassen. – Erinnerst du dich noch an die endlose Reihe von Särgen, die du in dein Notizbuch gezeichnet hattest?
    Buridan
ohne sie anzusehen
    Ja, ich erinnere mich an die Särge.
    Kadidja
    Auf jeden einzelnen Sarg hattest du die Worte geschrieben: Endlich allein.
    Buridan
    Endlich allein.
    Kadidja
    Und wenn ich dich nun wirklich verlassen wollte?
    Buridan
    Du glaubst ja gar nicht, wie inbrünstig meine Seele nach jenem Reiche verlangt!
    Kadidja
    Ursprünglich beziehen sich die Worte aber doch wohl auf zwei Menschen, die in ihrem Brautgemach endlich miteinander allein waren?
    Buridan
ohne aufzublicken
    . Für die beiden werden die Worte auch noch einmal ihre Bedeutung ändern.
    Kadidja
    Willst du mich denn nicht ansehen?
(Da Buridan nicht antwortet)
: Ich stehe auf deiner Lauftrommel hier. – Ich stehe in dem Maskenkostüm hier, das ich morgen abend in der Aufführung deines Stückes in dem Hochzeitsballett tragen soll.
    Buridan
    Ich suche vergeblich nach einem Ausdruck dafür, wie unendlich gleichgültig mir die morgige Aufführung meines Stückes ist.
    Kadidja
    Armer Buridan! –
(Sie springt von der Lauftrommel herab.)
Was soll dir noch Freude bereiten, wenn du an deinen eigenen Theaterstücken keine Freude mehr hast!
(Sie setzt sich ihm auf die Knie.)
Laß dich das bitte nicht mehr erschrecken. Ich komme nämlich auch nur, um mich von dir zu verabschieden. – Ich werde mich nun also wieder auf das wilde Meer hinausbegeben, auf dem du mich vor achtzehn Monaten eingefangen hattest; auf dem man sich nur durch seine Kräfte, nur durch seine Vorzüge über Wasser halten kann. Bei dir könnte ich mich von jetzt an nur noch durch meine Defekte über Wasser halten – vorausgesetzt natürlich, daß ich welche hätte.
    Buridan
    Ich trage mich seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, ein Freudenhaus als moralische Erziehungsanstalt ins Leben zu rufen. Ein Haus, in dem die Zöglinge Jahre hindurch derart durch Freuden übermüdet werden, daß sie dann fürs ganze Leben ihren höchsten Genuß in dem erblicken, was man sonst Sorgen und Mühseligkeiten nennt.
    Kadidja
erhebt sich und kniet sich neben ihn auf den Diwan
    Du scheinst wahrhaftig vom Himmel dazu beauftragt zu sein, deinen Mitmenschen die schönsten Dinge ihres Daseins zu verleiden.
    Buridan
    Du begreifst nicht, daß man sich selbst zu einem Gegenstand des Abscheus wird, wenn man nur um seiner selbst willen ißt und trinkt und liebt.
    Kadidja
    Wäre denn die Freude nicht Manns genug, solchen Abscheu zu überwinden?
    Buridan
    Warum lieben die wilden Tiere im Käfig nicht? – Weil ihnen die Freiheit fehlt, ihre Beute zu erjagen.
    Kadidja
    Mir fehlt die Freiheit erst recht, darum lieb' ich doch.
    Buridan
    Deine Liebe fühlt sich genau so frei, wie meine Tatkraft in Ketten liegt! – Was bin ich! – Was bin ich!
    Kadidja
    Nun?
(Sie tritt zum Spiegel.)
– Du suchst doch sonst nicht so lang nach dem treffenden Ausdruck. – Du scheinst wieder einmal der
(sie blickt in den Spiegel)
– nackten Wirklichkeit nicht in die Augen blicken zu können.
    Buridan
    Ein Tier!
    Kadidja
sich im Spiegel betrachtend
    . Und ich soll ein Engel sein!
    Buridan
    Ein Tier!
    Kadidja
ihr Spiegelbild küssend
    Zu einem Engel bin ich mir doch noch zu jung.
    Buridan
    . Ein Tier!
    Kadidja
    Aber doch wenigstens ein außergewöhnliches Tier! Ein erotisches Tier!
    Buridan
aufspringend
    Kadidja! Du kannst deinen Körper vor meinen Augen so bezaubernd zur Schau stellen,

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