Draußen wartet die Welt
Mutter noch mehr zu sagen hatte.
»Ich habe darüber nachgedacht, was du vorhin gesagt hast, Josh«, fuhr sie schließlich fort. »Wie glücklich du darüber bist, dass ich Eliza erlaubt habe, hierherzukommen.«
Josh zuckte zusammen. »Es tut mir leid. Vielleicht hätte ich das besser nicht sagen sollen.«
»Es ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Als Eltern wünscht man sich nur zwei Dinge für seine Kinder. Du möchtest, dass sie glücklich sind. Und du möchtest, dass sie bei dir sind. Aber manchmal kann man nicht beides gleichzeitig haben.« Sie holte tief Luft und fügte dann hinzu: »Ich kann sehen, dass Eliza glücklich ist. Und ich denke, ich muss akzeptieren, dass sie, zumindest für die nächste Zeit, nicht bei mir sein wird.«
Mein Herz schlug schneller. Ich sah meine Mutter an, die meinen Blick erwiderte. »Bevor ich von zu Hause abgereist bin, hat dein Vater zugestimmt, dir zu erlauben, noch bis Ende November hierzubleiben, sofern ich auch einverstanden bin.« Ich wartete und hielt den Atem an. »Und ich bin einverstanden.«
Ich stieß die angehaltene Luft aus und konnte spüren, dass Josh mich ansah. »Ich danke dir«, flüsterte ich.
Ich senkte meinen Blick. Ich wagte es nicht, meine Mutter oder Josh anzuschauen. Ich wollte nicht, dass meine Mutter wusste, dass mein Herz sich vor Freude praktisch überschlug. Sie wandte sich wieder an Josh. »Ich vertraue Eliza«, fuhr sie fort. »Und man hat mir gesagt, dass ich dir auch vertrauen sollte. Was ich damit sagen will, ist, ich gebe dir die Erlaubnis, meiner Tochter den Hof zu … ich meine, mit ihr auszugehen.«
Josh und ich sahen einander an und drehten uns dann wieder zu meiner Mutter um. Wir schauten sie beide mit demselben Ausdruck auf dem Gesicht an: die Augen aufgerissen, den Mund leicht geöffnet.
Meine Mutter lächelte uns an, bevor sie wieder ernst wurde und sich an mich wandte: »Wenn ihr zusammen seid, gelten dieselben Regeln, die auch zu Hause gelten würden. Du bleibst nicht länger als bis Mitternacht weg. Und du verhältst dich in einer Weise, die dein Vater und ich dulden würden. Könnt ihr beide damit leben?«
Wir nickten in perfektem Einklang. Das Lächeln breitete sich über die Lippen meiner Mutter, aber nicht bis zu ihren Augen aus. »Nun, ich denke, dann werde ich meiner Schwester mal beim Aufräumen helfen.«
Als sie das Zimmer verlassen hatte, stieß Josh einen erleichterten Seufzer aus. Er drehte sich zu mir und nahm meine Hand. »Das habe ich wirklich nicht kommen sehen.«
»Ja, ich weiß.« Ich schüttelte den Kopf und hatte das Gefühl, er müsste aufgrund dieser neuen Informationen, die er erst einmal verarbeiten musste, jede Sekunde platzen.
Josh legte seinen Arm um mich und küsste mich auf den Scheitel. Ich lehnte mich an ihn und genoss seine Wärme und seine Nähe. Dann spürte ich seine Lippen an meinem Ohr. »Jetzt ist es offiziell«, sagte er. »Du bist meine Freundin.«
Ich drehte meinen Kopf, um ihm ins Ohr flüstern zu können: »Und du bist mein Verehrer.«
Wäre unser Leben ein Film, dann hätte in diesem Moment ein passender Song eingesetzt.
Kapitel 33
Am Sonntagmorgen hörte ich, wie meine Mutter im Zimmer hin und her ging. Ich setzte mich im Bett auf. »Du kannst noch ein bisschen länger schlafen«, flüsterte sie. »Es ist noch früh.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin wach.«
Graues Licht fiel durch die Jalousien herein und zeichnete blasse Streifen auf die Wände. Meine Mutter hatte das grüne Kleid an, das sie auch getragen hatte, als sie vor sechs Tagen aus dem Zug gestiegen war. Ihr Koffer stand neben der Tür und darauf ihr Korb, neben dem ihr schwarzer Umhang und ihre Reisehaube lagen. »Die Zeit ist so schnell vergangen«, sagte ich.
»Gute Zeiten gehen immer schnell vorbei.«
Ich ging ins Badezimmer, um mich zu waschen und anzuziehen. Als ich wieder zurück ins Zimmer kam, saß meine Mutter auf der Bettkante. »Komm her«, sagte sie und klopfte auf die Matratze neben sich. »Ich möchte dir noch etwas sagen, bevor wir nach unten gehen.« Ich setzte mich neben sie, während sie nach der Bürste griff, die auf dem Nachttisch lag. Sie begann, mein Haar zu bürsten. Ich erinnerte mich daran, dass jeder Morgen so ausgesehen hatte, als ich noch ein Kind gewesen war: meine Mutter, die in der grauen Stille der Morgendämmerung neben mir saß und mein verknotetes langes Haar bürstete. »Jetzt hast du also beide Seiten gesehen. Du hast das Leben deiner Tante gesehen und meines. Und
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