Draußen wartet die Welt
genau. Ich darf Schmuck tragen, solange ich hier bin, aber ich darf nichts tun, was bleibt.« Ich hoffte, dass meine Stimme entschlossen klang, denn so fühlte ich mich auch.
»Weißt du«, erwiderte Valerie mit dem Tonfall eines raffinierten Kindes, »du könntest dir doch Ohrlöcher stechen lassen und Ohrringe tragen, solange du hier bist. Und wenn du wieder nach Hause gehst, nimmst du sie einfach raus.«
»Val«, mischte Jill sich ein. »Lass es gut sein.«
Valerie griff an ihr Ohrläppchen und nahm einen Ohrring heraus. »Siehst du?«, sagte sie. »Man kann das Loch noch nicht mal sehen. Niemand würde je davon wissen.«
Ich schaute Valerie an und erwiderte gelassen: »Ich schon.«
Jill nahm hastig ein Paar Hängeohrringe mit hellblauen Steinchen von dem Ständer und hielt sie mir an. »Die hier würden gut zu deinem Kleid passen. Und es sind Clips, siehst du?« Sie machte die Ohrringe von dem kleinen Karton ab, an dem sie befestigt waren, und klemmte sie sanft an meine Ohrläppchen. Mir gefiel, wie die beiden kleinen indigoblauen Steinchen im Licht funkelten.
Ich war dankbar, dass sie nicht mehr über Ohrlöcher sprachen, aber all diese besondere Aufmerksamkeit kam mir irgendwie vertraut vor. Dann fiel es mir wieder ein: Es war wie in dem allerersten Film, den ich gesehen hatte, in dem die beiden beliebten Mädchen das unattraktive Mädchen so herausputzten, dass es mit dem gut aussehenden Jungen ausgehen konnte.
Ich betrachtete Valerie und Jill im Spiegel, wie sie neben mir standen und mich anlächelten. Sie schienen Spaß daran zu haben, mich herauszuputzen und mich in eine von ihnen zu verwandeln. Ich fragte mich, warum mich das so sehr störte. Schließlich hatte ich immer davon geträumt, hierherzugehören und nicht aus der großen Masse herauszustechen. Aber eins schien stets zum Nächsten zu führen, so als würde dieses Vorhaben niemals ein Ende finden. Die Vorbereitungen für den Ball erinnerten mich an die El-Züge, die den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch hin und her fuhren und trotzdem nie mit ihrer Arbeit fertig wurden.
»Ich nehme die da«, sagte ich und zeigte auf die Ohrringe mit den blauen Steinchen und auf eine schlichte Silberkette. Jill und Valerie murmelten ihre Zustimmung und nickten der Kassiererin zu. Ich holte erneut mein Scheckbuch heraus und sah zu, wie die Frau die Ohrringe und die Kette in eine kleine weiße Schachtel auf ein Bett aus Watte legte.
»Ist das alles?«, fragte sie.
»Ich hoffe es«, erwiderte ich. Und ich meinte es auch so.
Während wir über den Parkplatz zu Valeries Auto gingen, schaute ich auf meine Sammlung aus Tüten und Schachteln und stellte mir vor, wie Kate und Annie jedes einzelne Teil herausholten, mit offenem Mund auf den Schmuck starrten, über den Stoff des Kleides strichen und über die Schuhe und die Strumpfhose vollkommen verblüfft den Kopf schüttelten. Auf der Rückbank des Autos hörte ich zu, wie Valerie und Jill über ihre anderen Freunde plauderten, die mit uns zum Ball gehen würden – Chelsea und Michael, Ashley und Oscar und Carly und Alex. Ich hatte in den vergangenen Wochen bereits ein paar von Joshs Freunden kennengelernt, aber es gab immer noch einige Namen, die neu für mich waren. Auf mich warteten noch mehr neugierige Gesichter und noch mehr Fragen, wie ich es schaffte, ohne Föhn und iPod zu überleben.
Valerie lenkte den Wagen in Rachels Einfahrt und drehte sich zu mir um. »Können wir noch eine Weile mit reinkommen?«, fragte sie. Oben, in meinem Zimmer, holte Valerie einen Kleiderbügel aus dem Schrank und hängte vorsichtig das neue Kleid auf. Es wirkte, als gehöre es gar nicht dorthin, zwischen meine Jeans und die anderen lässigen Klamotten, die ich gekauft hatte, um ein Teil dieser Welt zu sein. »Was ist das?«, wollte Valerie wissen, die noch immer vor dem Kleiderschrank stand. Sie griff nach meiner amischen Kleidung, die ich nur mitgebracht hatte, weil meine Mutter darauf bestanden hatte. Ich hatte das violette Kleid, die Kapp und die Schürze, die ich am Tag meiner Ankunft in die hinterste Ecke des Kleiderschranks geschoben hatte, schon beinahe vergessen.
Jill ging zu Valerie hinüber. Beide Mädchen starrten das Kleid an, als sei es von ganz allein ins Zimmer geschwebt. »Wow«, sagte Jill. »Das trägst du also zu Hause?«
»Ja«, antwortete ich. »Das tragen alle Mädchen.«
Valerie drehte sich zu mir um und hielt noch immer den Kleiderbügel in der Hand. »Kann ich mir das mal ausleihen?«
Ich
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