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Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
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der Mitte hinunter. Ich folgte ihr durch die Reihe, drehte mich dabei, genau wie sie, auf die Seite und sah zu, wie sie einen Sitz nach unten klappte und sich darauffallen ließ. Ich blieb neben ihr stehen, aber Valerie streckte ihre Hand aus, bevor ich mich setzen konnte. »Nicht da«, sagte sie. »Wir müssen Junge, Mädchen, Junge, Mädchen sitzen.«
    Ich ging einen Sitz weiter und wandte mich zu Valerie, während wir auf die Jungen warteten. »Du schaust meine Zähne an, oder?«, fragte sie. Sie hatte recht. Ich konnte nicht anders. Sie waren einfach so unnatürlich weiß.
    Sie warf ihr Haar zurück, strich es aus ihrem Gesicht und verzog die Lippen, damit sämtliche Zähne gut zu erkennen waren. »Sie sind irgendwie so gelb geworden, deshalb habe ich sie gebleicht.«
    »Wie bitte?« Ich vermutete, dass ich sie vielleicht nicht richtig verstanden hatte.
    »Es gibt diese Streifen, die man einfach auf die Zähne klebt, damit sie weißer werden.«
    »Nun, sie sehen wirklich hübsch aus.«
    Valerie nickte zufrieden. »Ja, nicht?« Sie schaute mich neugierig an. »Also, wie ist das gewesen? Ist Josh an deinem ersten Tag in der Stadt einfach reingeschneit?«
    »Er hat den Rasen gemäht«, antwortete ich. »Er kennt die Leute, für die ich arbeite.« Valerie nickte, starrte mich jedoch weiter an.
    »Deine Wimpern«, sagte sie. »Was benutzt du dafür?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sind so dunkel. Ich schätze mal, ihr habt keine Mascara, da, wo du herkommst.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht, ob sie mir ein Kompliment machte oder mich kritisierte.
    »Hast du ein Glück«, fügte sie dann hinzu, aber ich war mir immer noch nicht sicher.
    Im selben Moment tauchten Josh und Greg auf, und Greg schlängelte sich an meinen Knien vorbei, um sich auf den Sitz zwischen Valerie und mir zu setzen. Josh ließ sich rechts von mir nieder. Er hielt einen riesigen Eimer voll Popcorn und einen Becher Cola in der Hand, der fast genauso groß war.
    Ein paar Minuten lang sagten Josh und ich kein Wort. Wir griffen immer wieder in den Eimer mit dem warmen Popcorn, und unsere Finger berührten sich, während ich dem Geplauder um uns herum lauschte. Der Cola-Becher stand in einer Halterung am Ende der Armlehne zwischen unseren Sitzen.
    Als das Licht langsam ausging, wurde auch das Gemurmel der Stimmen leiser, und die große Leinwand vor uns leuchtete weiß. Bunte Bilder, die aussahen wie in den Fernsehsendungen, die die Kinder »Cartoons« nannten, tauchten auf der Leinwand auf. Eine große Tüte Popcorn mit einem Gesicht, Armen und Beinen wartete vor einem Cartoon-Kino. Fröhliche Musik war zu hören, während die Tüte lächelte und einem Becher mit Pepsi die Hand reichte. »Ist das der Film?«, flüsterte ich Josh zu.
    »Das will ich nicht hoffen«, antwortete er grinsend. »Das ist nur, damit wir Popcorn kaufen und unsere Telefone ausschalten.«
    Das Bild verblasste und wurde durch ein anderes ersetzt. Jetzt waren Pferde auf der Leinwand zu sehen. Ihre Hufe wirbelten Staub auf der Straße auf und ihr dröhnendes Donnern erfüllte den ganzen Saal. Die tiefe Stimme eines Mannes erklang über den donnernden Hufen und erzählte die Geschichte einer alten Westernstadt. »Ist das der Film?«
    »Nein«, flüsterte Josh. »Das ist eine Vorschau. Damit wir uns den nächsten Film anschauen.«
    Ich trank einen weiteren Schluck von der Cola, lehnte mich in meinem Sessel zurück und sah mir die beiden nächsten Vorschauen an. Kurz darauf wurde die Leinwand wieder dunkel, und im ganzen Saal war zu hören, wie es sich die Besucher für den Film gemütlich machten. Als die Leinwand sich wieder erhellte, hörten das Hin-und-her-Rutschen und das Geflüster auf, und die Worte »The Best Bet« tauchten auf der Leinwand auf. Musik war zu hören und der Film fing an.
    Ich kam einfach nicht darüber hinweg, wie riesig alles war. Die Bilder waren immens vergrößert und erschienen auf der mächtigen Leinwand vor uns. Wir waren von Musik umgeben, die ständig im Hintergrund zu hören war, auch wenn die Menschen auf der Leinwand gerade sprachen. Schon bald waren die riesenhaften Menschen im Film Teil der Geschichte, wie die Figuren in einem Roman, der sich direkt vor meinen Augen abspielte.
    In der Geschichte ging es um ein etwas ungeschicktes Mädchen, das nicht mit derselben geschmeidigen Anmut wie die anderen Mädchen herumhüpfte. Ihre Kleider waren viel zu weit, ihre Brillengläser dick und beschlagen und ihr Haar strähnig. Sehr zur Überraschung des

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