Draußen wartet die Welt
die Tür bereits geöffnet und ich konnte Joshs inzwischen vertraute Gestalt neben zwei anderen sehen.
Josh lächelte mich an, als ich auf die drei zuging. Er trug Jeans und ein langärmeliges blaues Hemd mit durchgehender Knopfleiste. Die obersten Knöpfe waren offen und enthüllten das weiße T-Shirt, das er darunter trug. Er zeigte auf den Jungen und das Mädchen neben sich, die mich neugierig anschauten.
»Das ist Greg«, sagte er. Gregs Haut hatte die Farbe von dunklem Karamell und sein zerzaustes braunes Haar war kurz geschoren. Seine Kleidung – ausgebleichte Jeans und ein olivgrünes T-Shirt – wirkte gleichzeitig lässig und chic. Bisher hatte ich dunkelhäutige Menschen nur aus der Ferne in der Stadt gesehen. Ich versuchte, ihn nicht anzustarren. »Hey«, begrüßte er mich mit tiefer, weicher Stimme.
»Hey«, grüßte ich zurück und fühlte mich auf einmal ganz schüchtern. Meine Hand wurde von seinem festen Händedruck umschlossen und ich erwiderte seine Freundlichkeit mit einem Lächeln.
»Und das ist Valerie«, sagte Josh.
Valerie hatte schulterlanges Haar, glatt und glänzend, mit einer Mischung aus verschiedenen Blondtönen, die wirkten, als habe es jemand ungleichmäßig angemalt. Ihre Wimpern waren so dunkel, dass sie aussahen, als seien sie mit Schuhcreme gefärbt worden. Sie trug ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt, das in einem roten Rüschenrock steckte. Der Rock reichte bis knapp über ihre Knie und brachte ihre langen schlanken Beine gut zur Geltung. An den Füßen trug sie schwarze Riemchensandalen.
Ich hatte mir solche Mühe gegeben, mein Outfit zusammenzustellen, und trotzdem sah ich neben Valeries schicken Kleidern einfach und unförmig aus.
»Also, wie ich gehört hab, bist du ’ne Amische«, sagte Valerie.
»Mein Gott, Valerie«, stöhnte Greg.
»Oh, tut mir leid. Sollte das ein Geheimnis sein?«
»Schon okay. Ja, ich bin amisch«, erwiderte ich und versuchte dabei unauffällig, ihr die richtige Aussprache zu zeigen. »Und nein, das ist kein Geheimnis.«
»Na, du siehst auf jeden Fall nicht so aus«, fügte Valerie hinzu und schien die Blicke, die Greg und Josh über ihren Kopf hinweg tauschten, gar nicht zu bemerken. »Ich meine, wo sind denn deine Haube und deine Schürze? Du siehst genauso aus wie wir.« Ich war mir nicht sicher, ob das ein Kompliment sein sollte, aber mir gefiel der Gedanke, dazuzugehören.
Im Auto setzten sich Valerie und Greg auf den Rücksitz und überließen den Beifahrersitz mir. Valerie lehnte sich durch die Lücke zwischen Joshs und meinem Sitz nach vorne. »Jetzt mal ehrlich«, sagte sie. »Keine Handys, kein Facebook?«
Ich drehte mich um und spürte, wie der Gurt sich meinen Bewegungen anpasste. Greg zuckte zusammen, als er Valeries Fragen hörte, aber auch er sah aus, als wolle er die Antworten wissen. »Hey, Val«, rief Josh in Richtung Rücksitz, »das ist hier keine Realityshow.« Alle im Wagen lachten, also tat ich es auch.
»Ist schon gut«, sagte ich. Mich störten die Fragen oder die überraschende Direktheit dieses Mädchens nicht. Bei Valerie war alles an der Oberfläche. Man musste nicht sehr tief blicken, um sie kennenzulernen, und das hatte etwas sehr Anziehendes.
Ein paar Minuten später stellten wir das Auto auf einem großen Parkplatz ab und reihten uns in die chaotische Schlange vor dem angrenzenden Gebäude ein. Josh und Greg holten ihre Geldbeutel aus ihren Gesäßtaschen und tauschten Geld gegen Eintrittskarten. Als wir hineingingen, drehte sich Greg zu Valerie um. »Du und Eliza könnt uns schon mal Plätze suchen, während wir Popcorn kaufen gehen.« Valerie nickte und nahm die beiden Karten, die Greg ihr hinhielt. Wieder einmal trottete ich nur hinterher und von all den Menschen und unzähligen Treppenstufen war mir noch immer ganz schwindelig. Valerie führte mich einen mit Teppich ausgelegten Flur entlang, vorbei an einer Reihe von Türen. An jeder Tür hing ein Poster, auf dem der Titel des Films zu lesen war, der dahinter gezeigt wurde. Ich hatte angenommen, dass es nur ein einziges Kino gab, in dem ein einziger Film gezeigt wurde, stattdessen präsentierte sich mir eine riesige Auswahl. Ich fragte mich, warum Josh gerade diesen Film ausgesucht und gegen welche anderen er sich dadurch entschieden hatte.
Im Kinosaal stiegen zahlreiche Sitzreihen in gleichmäßigem Abstand hintereinander auf. Valerie schien genau zu wissen, wohin wir mussten, und marschierte zielstrebig den abschüssigen Gang zu einer Reihe in
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