Draußen wartet die Welt
bevor wir uns auf den Holzstühlen zurücklehnten.
Der Kaffee war heiß und bitter, aber er erfüllte mich mit einem seltsam behaglichen Gefühl. Ich schloss meine Finger dankbar um den schweren Becher. Ich hatte viel Spaß, aber gleichzeitig war ich ziemlich nervös. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, nur einen Schritt davon entfernt zu sein, etwas Falsches zu tun oder zu sagen.
»Also«, fing Valerie an, stellte ihre Tasse auf den Tisch und betrachtete mich eindringlich, »wie gefällt es dir, normale Klamotten zu tragen?«
Ich lächelte und dachte im Stillen, dass für mich meine amischen Kleider normale Klamotten waren. Im Geiste ging ich meine neue Garderobe durch, die mir noch vor Kurzem so üppig vorgekommen war, mir nun aber furchtbar unzulänglich erschien. »Ich habe das Gefühl, ich hätte nicht genügend.«
»Willkommen in meiner Welt«, erwiderte Valerie. Sie hielt inne und strahlte übers ganze Gesicht, als ihr ein Gedanke kam. »Willst du vielleicht mal mit mir ins Einkaufszentrum gehen? Ich freu mich über jede Ausrede, shoppen zu gehen.«
Ich nickte. »Sehr gerne.« Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Körper aus. Ich wollte die gleichen Kleider wie Valerie, und ich wollte, dass sie mir dabei half, sie auszusuchen. »Und vielleicht kannst du mir ja den Obstladen zeigen, in dem Josh arbeitet.«
Eine Sekunde lang herrschte völlige Stille. Immerhin so lange, dass ich mich unwohl fühlte. »Josh arbeitet nicht in einem Obstladen«, erwiderte sie.
Ich spürte, wie Josh und Greg einen Blick tauschten. Ich räusperte mich und wusste, dass ich alles nur noch schlimmer machen würde. »Ich dachte, er arbeitet in einem Apple-Shop.«
Valerie brach in grunzendes Gelächter aus. Meine Wangen glühten.
Dann hörte ich Joshs sanfte Stimme: »Ich arbeite in einem Computerladen«, sagte er. »Der Name der Firma ist Apple.«
Ich atmete tief ein und fragte mich, ob es wohl möglich war, vor Peinlichkeit zu sterben. Valeries Lachen verwandelte sich in ein kurzatmiges Keuchen.
»Komm schon, Val«, sagte Greg. »Woher soll Eliza das denn wissen?« Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu. Er schaute mich einen Moment lang mit seinen braunen Augen an und ich konnte die Freundlichkeit darin erkennen.
Josh schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Eliza.«
»Schon okay«, versicherte ich, da ich die Aufmerksamkeit so schnell wie möglich wieder von mir ablenken wollte. »Ich muss zugeben, dass ich mir dich auch wirklich nicht als Obstverkäufer vorstellen konnte.« Josh lächelte mich an und ich lächelte zurück.
Dann hörte ich Musik – nicht direkt ein Lied, sondern eher ein Klingeln mit einer Melodie.
Valerie griff in ihre Tasche und holte ein Handy heraus. »Hey«, grüßte sie und hielt es sich ans Ohr. Nach ein paar Sekunden Schweigen sagte sie: »Wir hängen nur rum.«
Greg und Josh bissen genüsslich in ihre Brownies und schenkten Valeries Unterhaltung mit einem unsichtbaren Gegenüber keinerlei Beachtung. »Nicht heut Abend, ich muss früh zu Hause sein. Okay, bis dann.«
Valerie klappte das Telefon wieder zu und steckte es zurück in ihre Tasche. »Carly wollte wissen, ob wir nachher noch feiern gehen.«
Ich trank noch einen Schluck von meinem auskühlenden Kaffee. Der Gitarrist spielte unermüdlich weiter und seine Musik bildete den Hintergrund unserer Unterhaltung. Ich aß den letzten Bissen von meinem Brownie und spürte, wie ich mich allmählich entspannte. Ich wusste, dass ich immer riskieren würde, etwas Dummes zu sagen, solange ich hier war, aber ich wusste auch, dass ich mich davon wieder erholen konnte. Peinlichkeit war schließlich nicht tödlich. Valerie gab sehr lebhaft und unterhaltsam zum Besten, wie es dazu gekommen war, dass sie heute früher zu Hause sein musste. Anscheinend hatte sie sich am vergangenen Wochenende heimlich aus dem Haus geschlichen, und als sie sich in den frühen Morgenstunden wieder hineingeschlichen hatte, hatte ihr Vater in ihrem Zimmer gesessen und auf sie gewartet. Valerie stieß immer wieder ihr typisches grunzendes Lachen aus, während sie die Geschichte erzählte, und wir alle lachten mit. Ich hatte trotzdem das Gefühl, dass sie es nicht besonders lustig gefunden hatte, als es passiert war.
»Na spitze«, sagte Greg. »Die werden mich nie wieder ins Haus lassen.« Dann fügte er hinzu: »Und nur fürs Protokoll: Meine Eltern sind der Meinung, dass das alles Valeries Schuld war.«
Alle brachen erneut in schallendes Gelächter aus, doch dann
Weitere Kostenlose Bücher