Draußen wartet die Welt
die Kinder sich ihnen näherten. Janie liebte es, sich Geschichten anzuhören, und während sie sich an mich kuschelte, nuckelte sie an ihrem Daumen. Ben hörte auf, über Missy zu sprechen. Er war neugierig auf mein Leben zu Hause und löcherte mich mit Fragen darüber, wie es war, in der »guten alten Zeit« zu leben.
Auch Josh wollte alles über mein altes Leben erfahren und schien die Welt der Plain People zu verherrlichen. Er machte häufig Bemerkungen über die Schwächen und Nachlässigkeiten seiner Gesellschaft im Vergleich zur einfachen Art und Weise, in der wir lebten.
An dem Freitag, an dem ich mit Josh in den U-21-Klub gehen wollte, gesellte sich Rachel zu mir, während ich die Küchentheke sauber wischte. »Können wir uns unterhalten?«, fragte sie. Ich schaute auf meine Uhr. In einer Stunde würde Josh mich abholen. Rachel zog einen Küchenstuhl zu sich heran und setzte sich. Ich setzte mich ihr gegenüber und versuchte, nicht zu ungeduldig auszusehen.
Ihre Stimme klang sanft und ruhig. »Eliza, in den vergangenen Wochen scheinst du sehr viel Zeit mit Joshua verbracht zu haben.«
Ich versuchte, ungezwungen zu klingen. »Ja, kann schon sein«, erwiderte ich, als wäre es mir zuvor gar nicht aufgefallen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob du das weißt, aber deine Eltern haben mir strenge Anweisungen für dich mitgegeben.«
»Was für Anweisungen?«, fragte ich mit einem unguten Gefühl.
»Zum einen haben sie gesagt, du dürftest nie allein mit einem Jungen sein. Ich war nachsichtig mit dir und Joshua, weil ich ihn so gut kenne. Und normalerweise wart ihr mit anderen Freunden zusammen, wenn ihr ausgegangen seid. Aber in letzter Zeit scheint mir die Sache ein wenig ernster geworden zu sein.«
»Wir sind nur Freunde«, sagte ich und gab mir Mühe, meine Stimme unbeschwert klingen zu lassen.
»Das habe ich mir gedacht«, erwiderte Rachel. »Ich wollte einfach noch einmal darüber sprechen.«
»Wenn du dich dann besser fühlst, können wir es so einrichten, dass immer noch ein paar andere dabei sind, wenn ich mit Josh ausgehe. Heute Abend gehen wir in einen Klub, da werden wir also ganz sicher nicht alleine sein. Okay?«, fragte ich und stand vom Tisch auf. »Ist sonst noch was?«
»Ja«, antwortete Rachel ruhig. »Bitte bring mich nicht in eine schwierige Lage. Bitte zwing mich nicht, dich nach Hause schicken zu müssen.«
Ich holte ganz tief Luft. »Ich verspreche, dass das nicht passieren wird.«
Rachel nickte, aber sie sah mich mit gerunzelter Stirn an, so als sei sie nicht völlig überzeugt.
Ich eilte in mein Zimmer, machte die Tür zu und griff zum Telefon.
»Hey«, begrüßte mich Josh und zog das Wort dabei auf seine typische Weise in die Länge, was mich normalerweise ganz kribbelig machte.
»Hör zu«, sagte ich, »Rachel hat mir gerade den Vortrag gehalten.«
»Oh, nein, nicht den Vortrag !«, erwiderte Josh. Er machte eine Pause. »Was ist denn der Vortrag?«
»Das ist nicht lustig. Meine Eltern haben mit Rachel gesprochen, bevor ich hierhergekommen bin, und ihr gesagt, dass ich nicht mit Jungs allein sein darf.«
Joshs Stimme klang noch immer, als wolle er mich ärgern. »Na, du bist ja auch nicht allein mit Jungs«, sagte er. »Nur mit einem Jungen.«
»Das hier ist ernst«, erwiderte ich. »Rachel kann mich zurück nach Hause schicken.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine längere Pause, und ich konnte mir regelrecht vorstellen, wie Josh sich plötzlich aufsetzte und der freche Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand. »Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte er mit ernsterer Stimme. »Vielleicht sollten wir uns nicht mehr so oft treffen.«
Ich wusste, dass Josh recht hatte, aber ich konnte es nicht aushalten, auch nur darüber nachzudenken. »Wir müssen einfach dafür sorgen, dass Rachel nicht auf die Idee kommt, das mit uns wäre etwas Ernstes.«
»Okay«, stimmte Josh zu. »Wir tun, was wir tun müssen. Ich lass dich nicht kampflos wieder zurückgehen.«
Ich lächelte. Mir gefiel, was er gesagt hatte. »In Ordnung«, sagte ich und legte auf.
Ich machte mich schnell fertig und spürte dabei eine ganz neue Art der Nervosität. Wir würden in Zukunft vorsichtiger sein müssen. Im Bad putzte ich mir die Zähne und wusch mir das Gesicht. Ich öffnete die oberste Schublade und holte das Make-up heraus, das ich zusammen mit Valerie im Einkaufszentrum ausgesucht hatte. Die dünne Mascara-Bürste war dick mit schwarzer Farbe bedeckt, aber ich fand es schön, wie viel
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