Draußen wartet die Welt
Lärm, der aus dem Inneren drang, förmlich zu pulsieren. An der Tür hielt uns ein kräftig wirkender Mann auf. »Zehn Dollar Eintritt«, sagte er. »Habt ihr irgendwelche Flaschen oder Dosen dabei?«
Josh schüttelte den Kopf und reichte ihm einen 20-Dollar-Schein. Der Mann drückte uns jeweils einen roten Stempel auf die Hand. Ich trat durch die Tür und wurde sofort von vibrierendem Lärm und sich aneinanderpressenden Körpern umgeben. Der relativ kleine Raum war bis zum Bersten mit Leuten gefüllt. Die meisten von ihnen schienen in unserem Alter zu sein, andere bereits über zwanzig. In dem Raum war es dunkel und warm, und das Dröhnen der Musik war so laut, dass ich zwar sehen konnte, wie sich Joshs Lippen bewegten, als er sich zu mir umdrehte, um mir etwas zu sagen, aber keinen Ton hören konnte. Ich hielt seine Hand ganz fest, als wir uns einen Weg durch die Menge zu einer freien Stelle in der Nähe der Wand bahnten. Josh holte uns zwei Cola und ich genoss die kühle Süße.
Auf der Bühne spielte die Band ein Lied, das ich von Joshs iPod kannte. Live klang der Song irgendwie wilder. Da sich meine Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich, dass das Publikum auf Hockern, Stühlen und zusammengewürfelten Sofas saß, die im ganzen Raum verteilt standen. Viele der Zuschauer standen aber auch, hoben ihre Hände hoch über den Kopf und klatschten übertrieben zum Rhythmus des Liedes. Josh legte seinen Arm um meine Schultern und ich spürte seine Wärme und seinen muskulösen Körper. Seine heißen Lippen befanden sich ganz dicht an meinem Ohr und kitzelten mich. »Später gehen wir näher an die Bühne ran, damit wir tanzen können.«
Ich schnappte nach Luft, als ich das Wort hörte. Amische Teenager flüsterten sich heimlich Geschichten über das Tanzen zu, und es war oft ein geheimer Teil der Rumspringa-Partys, wenn keine Erwachsenen in der Nähe waren. Ich hatte noch nie zuvor getanzt und schreckliche Angst, albern dabei auszusehen. Ich hatte so hart daran gearbeitet, in dieser Welt dazuzugehören, aber wenn ich nun versuchen würde zu tanzen, wäre offensichtlich, dass ich in Wirklichkeit eben nicht hierhergehörte.
Neben uns stand jemand von seinem Platz auf, und ich kletterte auf den Barhocker, während Josh sich neben mich stellte. Ich lehnte mich an ihn und fühlte seinen Atem auf meinem Haar. Wir hörten uns einen Song nach dem anderen an und jeder endete mit der üblichen Runde Applaus und neuen Musikwünschen. Dann veränderte sich die Atmosphäre. Das nächste Lied brachte eine merkliche Veränderung in Tempo und Lautstärke. Ich kannte den Song: ein trauriges Lied über einen Mann und eine Frau, die das Gefühl haben, einander nicht mehr zu kennen. Josh knuffte mich in die Seite. »Das ist es.« Er nahm meine Hand und zerrte mich zu der kleinen Tanzfläche vor der Bühne. Nach ein paar Schritten blieb ich stehen und wich ein Stück zurück.
Er stellte sich neben mich. »Ich dachte, wir wollten tanzen.« Ich schwieg eine Weile und suchte nach den richtigen Worten. »Oh«, sagte er und klang ganz offensichtlich enttäuscht. »Ist das auch etwas, was du nicht tun darfst?«
»Na ja, das auch, aber das ist nicht das Problem«, antwortete ich. »Es ist nur …« Ich unterbrach mich, peinlich berührt. »Ich weiß nicht, wie das geht.«
»Schon okay«, sagte er. »Du musst einfach nur das machen, was ich mache.«
Ich zögerte und blickte auf die Tanzfläche. Die anderen Pärchen, die sich dort versammelt hatten, tanzten überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Stattdessen umarmten sie sich nur und wiegten sich langsam zur Musik.
Joshs Stimme klang ganz sanft. »Komm schon. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
Ich atmete tief ein und ließ zu, dass Josh mich mit auf die überfüllte Tanzfläche zog. Die anderen Pärchen wichen kaum merklich zur Seite, um Platz für uns zu machen.
Josh flüsterte: »Du legst deine Hände hierhin.« Er führte meine Hände zu seinen Schultern. »Und ich meine hier.« Ich spürte seine kräftigen, warmen Hände auf beiden Seiten meiner Taille.
»Genau so«, sagte er. »Und jetzt folgst du mit deinem Körper einfach meinem und bewegst dich zur Musik.« Ich stellte fest, dass ich das bereits tat. Noch während er sprach, wiegte sich sein Körper hin und her, und meiner folgte ihm, so als seien die beiden miteinander verbunden.
Die Musik schien um uns herum zu verschwimmen, und Joshs Hände bewegten sich von meiner Taille zu meinem
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