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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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uns eine Frau über den Rücken warfen und in unsere Höhle schleppten. Und das wollt ihr doch auch gar nicht mehr, dachte ich?« – »Hm. Ich glaube, unser Hauptproblem ist, dass die, mit denen wir ins Bett wollen, ganz andere sind als die, mit denen wir das Feuer in der Höhle teilen wollen, aber das ist ein anderes Thema …« – »Ja, ich weiß, du stehst eigentlich auf Arschlöcher und wunderst dich dann, dass du mit ihnen nicht glücklich bist. Und wir lieben Männer haben überhaupt keine Chance!« – »Nein, so stimmt das auch nicht. Wir wollen einen lieben Mann, der trotzdem kein Langweiler ist …« – »… der total gut aussieht, sein eigenes Geld verdient, trotzdem ständig Zeit für euch hat, euch versteht und ein liebevoller Vater für eure Kinder ist, eine Granate im Bett ist und nebenher noch die Welt rettet wie …« – er überlegte kurz und sagte dann: »… Spiderman!« – »Oder irgendein anderer Superheld, ja.« Ulf zuckte mit den Schultern. »Klingt eigentlich ganz einfach. Hm. Komisch, dass das so selten klappt …« – »Haha«, machte ich trocken. »Euch gefällt das doch auch, dass wir uns verändert haben und selbständig sind und unseren Teil zum Haushaltsgeld beitragen und euch nicht nur auf der Tasche liegen.« – »Nö. Ich hätte nichts gegen eine Frau, die meine Bratkartoffeln fertig hat, wenn ich aus der Klinik komme, und die tagsüber mit meinen Kindern auf dem Spielplatz sitzt und sich die Nägel macht, damit sie hübsch ist, wenn wir uns wiedersehen.« – »Was guckst du so auf meine Finger? Stehst du etwa auf ›French Manicure‹ oder so ’n Scheiß? Ich mach das nicht.« – »Nein, nein, deine Nägel sind toll. Holst du mir noch einen Wein?« Ich nahm sein Glas. »Wenn du mich so lieb bittest, Schatz, gern! Wer ist überhaupt die entzückende junge Dame, mit der du dich eben so angeregt unterhalten hast, und, vor allem, wo ist sie?« – »Hinter dir.« Ich drehte mich um. »Darf ich vorstellen? Ulrike. Das ist Sara, die, von der ich dir eben erzählt habe.« Wir begrüßten uns. Sie sah wirklich sehr sympathisch aus. »Na dann, ich hole gerade mal noch etwas Wein, bis gleich.« Ich wollte die beiden jetzt nicht stören. Außerdem wollte ich noch ein Weilchen in Selbstmitleid baden und nicht zuschauen, wie hier ein neues Glück entstand.
    Im Wohnzimmer auf dem Sofa knutschten Tim und Stefanie. Connie kannte sie noch aus dem Studium, und so lange waren die beiden auch schon zusammen. Sie wollten bald heiraten, ich war auch eingeladen. Sie schienen verliebt wie am ersten Tag. Jedenfalls nach außen. Gruselig. Es war eines dieser Pärchen, die nur noch aus »wir« bestanden und sogar nur eine gemeinsame Email-Adresse hatten. Bestimmt ließen sie auf dem Klo auch die Tür auf. Weil man ja keine Geheimnisse voreinander hat. Es schüttelte mich ein wenig.
    »Ist dir kalt?« Der Radiomoderator hatte sich neben mich gestellt. »Wein?« fragte er, und als ich nickte, schenkte er mir ein. »Schon ganz schön leer geworden.« Ich sah mich um. Es stimmte. »Es ist ja auch schon spät.« – »Halb zwei nennst du spät? Na ja, wir sind eben nicht mehr die Jüngsten. Wie alt ist Connie heute geworden? 33?« – »Ja.« Ich hörte, wie Connie draußen im Flur Leute verabschiedete, und hoffte, es wäre Stefan, der ging. »Du bist ja nicht sehr gesprächig. Aber süß.« Und plötzlich küsste er mich. Ich war vollkommen verdattert. Alex hatte ganz weiche Lippen und war sehr einfühlsam und so zärtlich, dass ich mitmachte. Mal wieder knutschen konnte ja nicht schaden. Schließlich war es Mo-na-te her, dass ich geknutscht hatte, und ich war eine gesunde junge Frau und musste regelmäßig knutschen, sonst würde ich verdorren wie ein Alpenveilchen in der Sierra Nevada. Und er machte seine Sache wirklich gut, alter Schwede. Wir knutschten und knutschten. Als Tim und Stefanie gegangen waren, setzten wir uns auf ihren Platz und machten weiter. Es war herrlich. Ich vergaß alles um mich herum. Knutschen hatte ja auch einen meditativen Charakter. Ich wollte nie wieder aufhören, diesen Mann zu küssen. Konnte man das beruflich machen? Irgendwann, mir kam es vor, als wären Tage vergangen, Monate, und doch hätte ich nichts verpasst, denn der einzige Sinn meines Daseins bestand darin, diesen Mann zu küssen, irgendwann also stand Connie gähnend vor uns.
    »Äh, sorry, aber ich geh jetzt schlafen. Und ich hab Melli die Couch versprochen …«
    Ich wurde rot. »Klar, kein Problem. Ich

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