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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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Anne, dass du Online-Dating machst?« – »Natürlich nicht! Das würde doch der ganzen Therapie entgegenwirken. Sie geradezu ad absurdum führen.« Oh Mann, warum immer ich? Warum musste ich mir immer die Vollpfosten raussuchen? Ich zog die Deppen ja geradezu magnetisch an. Oder war ich zu streng? »Findest du das jetzt so schlimm? Ich habe wirklich mit Anne abgeschlossen. Wir sind gute Freunde geworden, das ist alles. Ich möchte eine neue Beziehung!« Er sah mich eindringlich an. Tja, dann viel Erfolg, dachte ich mir. In zwanzig Minuten fuhr ein Zug. Den konnte ich im Laufschritt und wenn ich mich nicht verliefe, tatsächlich erwischen. »Hm, ich muss leider schon wieder los. Ich hab noch was vergessen, was ich noch für heute Abend vorbereiten muss. Du weißt schon, die Abschlussveranstaltung.« – »Was musst du da denn noch vorbereiten?« – »Ach, so ein paar Dinge.« Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Er sah mich verständnislos an. »Dinge?« wiederholte er fragend. »Ja, weil doch heute die Abschlussveranstaltung ist«, schwafelte ich nebulös. Es war mir aber auch egal, was er von mir dachte. Ich war in Gedanken schon gar nicht mehr hier, hatte schon ein Häkchen hinter diese Erfahrung gemacht und sie unter der Rubrik »Hä?« abgeheftet. Vielleicht konnte ich ja noch ein kleines Nickerchen machen im Hotel. »Ach, das ist aber schade. Ich find’s voll schön, mich mit dir zu unterhalten. Und die Zeit ist total schnell vergangen.« – »Mhm.« Ich lächelte. »Ich muss dann jetzt ganz schnell los, vielleicht nehm ich mir lieber ein Taxi, wir sind ja eben an einem Taxistand vorbeigekommen, ne?« – »Ja … Na dann. Du bist natürlich eingeladen«, sagte er, als er sah, dass ich mein Portemonnaie zückte. »Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt. Wann fährst du morgen denn zurück?« – »Ziemlich früh, ich schätze mal, so gegen neun, da bist du bestimmt bei der Arbeit.« – »Tja, dann mach’s gut. Ich ruf dich an. Und hoffentlich bis ganz bald.« Er umarmte mich und ich tätschelte ihm halbherzig den Rücken. »Ja, bis dann, tschüss!«
    Sobald ich draußen war, zückte ich mein Handy und rief Connie an. »Kölle alaaf!« rief ich beschwingt ins Telefon, als sie sich meldete. »Ey, du weißt, dass das hochempfindliche Mikrofone sind, die die in diese Geräte einbauen. Da musst du nicht so schreien, als müsstest du mir das jetzt ohne Hilfsmittel aus Köln rüberrufen.« Sie klang verschlafen. Dabei war es doch schon fast vier. »Hab ich dich geweckt?« – »Ich hab mich gerade nochmal lang gemacht. Bin über meinem Buch eingeschlafen. Wie war’s? Hast du IHN endlich gefunden?« – »Leihst du mir das Buch mal für unterwegs? Ich hab doch im Hotel oft Einschlafprobleme.« – »Jaja, aber jetzt erzähl doch mal, wie war’s mit Harakiri?« – »Du glaubst ja immer, ich denke mir diese schrägen Typen nur aus. Muss ich gar nicht. Der macht mit seiner Ex ’ne Paartherapie, und falls das nicht hinhaut, sucht er parallel nach ’ner neuen Frau! Ist das nicht krank?« – »Nein! Ein Mann, der freiwillig eine Paartherapie macht!!! Den MUSST du dir angeln!!! Das ist ja Wahnsinn! Erinnerst du dich an Sarah mit H und Ferdinand, die wären heute auch noch zusammen, wenn Ferdinand einer Paartherapie zugestimmt hätte. Weißt du noch, wie Sarah ihn angefleht hat? Und er wollte das partout nicht.« Ja, ich erinnerte mich an Sarah mit H und ihren grenzdebilen Macker, wir hatten ihn immer »Pferdinand« genannt, weil er so ein Trampel war, mit der Sensibilität eines Garagentores. Wobei ich Garagentoren nicht Unrecht tun wollte: Die elektrischen reagierten ja sogar auf Widerstand. »Gottseidank wollte Pferdinand keine Therapie, sonst hätte Sarah den am Ende immer noch an der Hacke.« – »Und Uli und Uwe, oder Claudi und Sven, immer wollten die Mädels, aber den Typen war das zu anstrengend. Und Rainer wollte auch nicht. Erinnerst du dich? Er hat gesagt, das würde sich bei uns nicht lohnen! Weil wir keine Kinder hätten. Oder zumindest einen Bauernhof! Ausgerechnet einen Bauernhof! Das versteh ich bis heute nicht. Und dann zieht er mit dieser Schlampe in eine Fabriketage.« – »Äh, Connie, das ist jetzt drei Jahre her, können wir uns mal um aktuellere Probleme kümmern? Und findest du es nicht höchst bizarr, dass ein Mann wohl eine Paartherapie macht, aber nebenbei schon nach einer neuen Partnerin sucht? Findest du das normal? Und einen solchen Mann findest du attraktiv?«

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