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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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überwältigt von dem Herrn zu sein, könnte ich meine Einkäufe bei ihm wiederholen, so oft ich wollte, spätestens, bis seine Frau und die schulpflichtige Tochter mal im Laden aushalfen. Ich wäre bei unserer ersten Begegnung total unvoreingenommen und meine einzige Absicht wäre das Gemüse. Wenn ich aber einen Kerl aus dem Internet traf, war unser größter gemeinsamer Nenner die Partnersuche. Und das raubte der Angelegenheit entschieden etwas von der Unverkrampftheit einer zufälligen Begegnung. Dazu kam die Definition von »Beziehung«. Zählten dazu drei Monate Sex mit einem gefühlsarmen Alkoholiker? Ich entschied mich dagegen. »Äh, anderthalb Jahre ungefähr. Um genau zu sein, neunzehn Monate«, sagte ich und kam mir vor wie eine junge Mutter, die gerade nach dem Alter ihres Sprösslings gefragt worden war. Wann hörte man eigentlich auf, das Alter in Monaten anzugeben? Sagte man noch im Kindergarten: »Meine Pauline wird nächsten Monat 52 Monate«? Ich musste mich mal erkundigen. »Und wie lange wart ihr zusammen?« Sollte ich das jetzt auch in Monate umrechnen? Ich entschied mich für die ungenauere Zeitangabe. »Knapp vier Jahre.« – »Und wer hat Schluss gemacht?« Ach komm. Das war doch wohl nicht sein Ernst. Ich dachte, nur Frauen kalkulierten so wie er jetzt offenbar: »Wenn ER die Beziehung beendet hat, kann es natürlich eher sein, dass sie noch etwas leidet. Dann sind erst anderthalb Jahre etwas heikel. Wenn aber SIE Schluss gemacht hat, sind anderthalb Jahre o.k. und ich kann schon mal das Aufgebot bestellen.« Wie blöde. Ich entschied mich dafür, ihn im Unklaren zu lassen, und sagte: »Du, das ging von uns beiden aus.« Ätsch. Wie konnte man nur gleich alles so abfragen? Das machte dieses erste Treffen nicht gerade entspannter. Ich würde ihm jetzt nicht den Gefallen tun und »Und du?« fragen. Brauchte ich auch nicht, er teilte sich schon von selbst mit: »Ich bin seit einem halben Jahr getrennt. Aber seit zwei Monaten machen wir eine Therapie.« Wie, eine Therapie? Da musste ich mich wohl verhört haben. »Ich habe gerade verstanden, ihr MACHT seit zwei Monaten eine Therapie! Weißt du, wie eine Paartherapie oder sowas Ähnliches!« sagte ich lachend. Er sah mich verwundert an. »Ja. Das hast du richtig verstanden. Wir wollen gucken, woran es liegt.« – »Äh, Moment, du machst mit deiner Exfrau eine Paartherapie, und falls das nicht hinhaut, suchst du parallel schon mal nach einer neuen Frau?« fragte ich ungläubig. Ich kam mir vor wie in einem schlechten gespielten Witz. In einem solchen würde er jetzt sagen: »Es ist nicht so, wie du denkst.« Und richtig: »Es ist nicht so, wie du denkst«, stammelte Felix mit rotem Kopf. Oh Mann, wieso musste er sich auch noch wortwörtlich ans Klischee-Drehbuch halten? »Wir mögen uns eben immer noch und finden das schade, was passiert ist, mit unserer Beziehung, und wir wollen in Zukunft nicht mehr dieselben Fehler machen.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Eine neue Partnerschaft kann davon doch nur profitieren!« redete er eindringlich auf mich ein.
    »Das musst du mir nochmal erklären.« Ich lehnte mich zurück. Das würde mir keiner glauben. Und Connie dachte immer, ich erfand diese komischen Typen! Musste ich leider gar nicht.
    »Na ja, wir waren fast zehn Jahre zusammen und haben uns auseinandergelebt, aber eigentlich dachten wir, das hält für immer. Wir sind total enttäuscht und ratlos, wie es dazu kommen konnte. Aber wir wissen auch, dass es kein Zurück mehr gibt. Wahrscheinlich. Und wir finden, dass wir auf eine neue Partnerschaft viel besser vorbereitet sind, wenn wir nach den Ursachen für unser Auseinanderleben suchen. Wir wollen aus unseren Fehlern lernen, um es dann besser zu machen.«
    »Aber alle Menschen sind doch unterschiedlich. In der nächsten Beziehung können doch ganz andere Probleme auftauchen. Außerdem, warum müsst ihr die Therapie denn dann zusammen machen? Dann genügt es doch, wenn jeder für sich rausfindet, was ihr falsch gemacht habt?« fragte ich und tat so, als müsse ich den Ärmel meines Pullis runterschieben, um unauffällig einen Blick auf die Uhr werfen zu können. Wie häufig fuhren die Züge in Richtung meines Hotels nochmal? »Das finde ich auch!« Felix strahlte mich an. »Genau mein Reden! Aber ich glaube, Anne hofft, wir können unsere Beziehung noch retten. Ich habe das für mich längst abgehakt. Aber schön, dass du das genauso siehst!«
    War ich hier im falschen Film? »Weiß

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