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Draussen

Draussen

Titel: Draussen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lachmann
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Mann zu duzen, überlegte ich doch kurz, ob ich als Dame nicht ihm das Du hätte anbieten müssen, oder ob es vielleicht sogar seine Pflicht war, damit herauszukommen. Oder war das überholt und ich hätte mich aus Emanzipationsgründen gleich nur mit dem Vornamen vorstellen sollen? Oder war das am Ende ein Affront von ihm, überhaupt daran zu denken, bevor ich etwas Derartiges vorgeschlagen hatte? Ich musste wirklich dringend mal meditieren.
    Mein gefühlt minutenlanges Schweigen hatte den Armen total verunsichert, und er sagte hastig: »Entschuldigen Sie, das sollte nicht, äh, ich wollte nicht unhöflich sein, ich dachte nur, ich als der Ältere und weil’s doch irgendwie ein netteres Arbeiten ist …« Jetzt hatte er mich natürlich im Sack. Wie einfach wir Frauen glücklich zu machen waren – es war beschämend. »Als der Ältere«, sagte dieser junge Hüpfer. Zu mir. Also, alles in allem war der Abend sehr angenehm verlaufen, Mr. ViewX himself hatte mich gelobt, und so war ich also gegen Mitternacht mit schmerzenden Füßen, aber dennoch vollauf zufrieden in mein Bett gefallen. Kurz vor dem Einschlafen hatte noch mein Handy vibriert. Eine Nachricht von Marc: »Das war ein schöner Abend Freitag! Viel Spaß in Kölle, Marc!« Nett. Echt ein netter Typ.

Kapitel 8
Ex & hopp
    Wir hatten abgemacht, uns vor dem Blumenladen auf der Domseite des Kölner Bahnhofs zu treffen. Ich war etwas aufgeregt, obschon ich mir ja eigentlich nie Hoffnungen machte. Oder redete ich mir das nur ein? So ein Blind Date war ja schon etwas Besonderes, und inzwischen gab es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis auch schon einige Pärchen, die sich im Internet gefunden hatten. Ein paar waren sogar schon verheiratet. Auf »Woher kennt ihr euch?« mit »Aus dem Internet« zu antworten hatte nicht mehr denselben Klang wie »Aus dem Knast«. Irgendwie hatte ich jedesmal zumindest ein Fünkchen Hoffnung. Und Felix war wirklich ein witziger Typ. Jedenfalls beim Chatten. Auch schien er mir nicht so oberflächlich zu sein, sondern sich auch Gedanken zu machen. Wenn er mir jetzt noch gefiele … dann müsste immer noch ich ihm gefallen. Ach, es war wahrscheinlich einfacher, eine Telefongesellschaft mit niedrigen Beiträgen und gutem Service zu finden als den Mann fürs Leben. Wobei, fürs Leben: So durfte man ja sowieso nicht mehr denken. Wenn frau länger plante als bis Silvester, rannten sie einem ja sofort davon. Wenn ich da an André dachte … Den hatte ich letztes Jahr kurz vor Weihnachten kennengelernt, ordentlich mit ihm geknutscht und insgeheim gehofft, dass ich Silvester mit ihm verbringen konnte. Silvester, dieses Horror-Datum. Alle, ausnahmslos, feierten Silvester mit ihrem Liebsten. Selbst wenn sie keinen hatten. In dieser Nacht der Nächte hatte man jemanden zu haben. Man wurde grundsätzlich nur zu Pärchenveranstaltungen eingeladen an Silvester. Deshalb war ich damals froh gewesen, noch vor Weihnachten jemanden kennenzulernen. Hatte ich ihn nicht nur aus diesem Grund genommen? Eigentlich war er wirklich nicht mein Typ. Aber ich brauchte einen für Silvester. Und er sah ganz gut aus. Doch nach meiner Rückkehr von den Weihnachtsfeierlichkeiten bei meinen Eltern war plötzlich Funkstille gewesen. André hatte anscheinend solche Angst davor, mit mir ins neue Jahr zu schlittern, dass er sich erst zu Dreikönig wieder meldete. Ich hätte da schon stutzig werden und dieser »Beziehung« nicht viel Zukunft geben sollen. Hatte sie ja dann auch nicht. Aber immerhin gab’s drei Monate regelmäßigen Sex. Als Single lernte man, bescheiden zu werden.

    Ich stieg aus dem Zug und schlenderte Richtung Ausgang. Ich hatte mich extra nicht schick gemacht, also, nicht extra nicht schick gemacht, sondern einfach irgendwas angezogen, worin ich mich wohlfühlte und was ich nicht gerade zum Hausputz tragen würde. Ich gefiel mir. Ich sah ihn schon von weitem. Er hatte rotblonde kurze Haare, die er mit Gel verstrubbelt hatte, und war etwa so groß wie ich und stämmig. Eigentlich war ich ja eher Fan von sportlichen südländischen Typen, und rote Haare mochte ich gar nicht, aber ich hatte schnell gelernt, dass man irgendwann keine wirkliche Wahl mehr hatte. Überhaupt Haare waren schon gut. Kurz überlegte ich, schnell noch mein Schlechte-Zähne-Gummigebiss einzusetzen, um seine Humorfähigkeit zu testen, entschied mich dann aber doch dagegen. Das konnte ich immer noch machen, wenn wir uns ein Weilchen unterhalten hatten.
    »Hallo! Du bist also Sara.«

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