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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Fluß hinabtreibend, die Stunden nicht zählend, gab es dennoch überraschende Momente und Gefahren, wie einmal, als eine gewaltige Wasserschlange mit ihren kurzen Vorderbeinen an Bord klettern wollte.
    Der Kampf war kurz und unglaublich heftig. Das Reptil zischte mit der dünnen Zunge nach mir und ließ seine Scheunentorkiefer aufklappen. Ich blickte in die lange, schleimige Rachenhöhlung, in der mich das Wesen verschwinden lassen wollte. Ich balancierte auf dem Blatt herum, das wild auf dem Wasser tanzte und schwankte, und stieß mit meinen Speeren nach den Augen der Wasserschlange. Meine ersten verzweifelten Hiebe trafen ins Ziel, das Vieh stieß ein Kreischen aus, das sich anhörte, als ob dicke Taue durch verzogene Flaschenzüge rasten, zuckte mit der Zunge und ließ seine Beinstümpfe wirbeln. Darüber hinaus verbreitete das Wesen einen fürchterlichen Gestank – im Gegensatz zu dem reinlichen Skorpion, der mir am ersten Tag hier begegnet war.
    Ich hieb und hackte um mich, und kreischend und quiekend glitt das Ding wieder ins Wasser. Es entfernte sich und wand sich dabei wie eine Folge riesiger S-Buchstaben flach durch den Fluß.
    Diese Begegnung brachte mir nur noch klarer zu Bewußtsein, welches Glück ich bisher gehabt hatte!
    Als mir das erste ferne Dröhnen von Stromschnellen an die Ohren drang, war ich bereit. Links und rechts ragte das Ufer zu einer Höhe zwischen fünf und sechs Metern auf, aus schwarzen und roten Felsen bestehend, an denen sich das Wasser gischtend brach. Vor mir war die Wasserfläche vielfach durchbrochen. Ich stemmte mich gegen ein Gestell, das ich aus zurechtgestutzten Riedstangen gebaut und zwischen die Blattkanten des Bootes gestemmt hatte, deren Stärke ausreichte; den Oberkörper in eine Halterung aus weiteren Stangen gelehnt, vermochte ich mich weit hinauszulehnen und mit meinem Paddel einen guten Steuereffekt zu erzielen.
    Die wirbelnde Fahrt durch die Stromschnellen machte mir Spaß. Gischt übersprühte mich. Wasser dröhnte und schäumte überall, das Boot kreiselte und wurde mit einer Paddelbewegung wieder gefangen; die schwarzen und roten Felsen huschten vorüber, und die ruckelnde, hinabtauchende, wirbelnde Fahrt ließ mich an Phaeton denken, der mit seinem Wagen die hohen Gipfel des Himalaya überfuhr.
    Als das Boot das Ende der Stromschnellen erreichte und der Fluß sich wieder friedlich vor mir erstreckte, war ich fast enttäuscht. Aber es folgten noch weitere Katarakte. Wo ein kluger Mann das Boot ans Ufer gelenkt und auf dem Rücken weitergeschleppt hätte, genoß ich den Kampf gegen den Fluß; je heftiger das Wasser ringsum gegen die Felsen dröhnte, desto lauter brüllte ich meinen Trotz hinaus.
    Nachdem ich nackt und ohne Hilfsmittel in diese Welt gekommen war, besaß ich keine Schnur für mein langes Haar, das mir nun durchnäßt bis zu den Schulterblättern herabhing. Ich entschloß mich, es etwas zu kürzen und niemals wieder den obligatorischen Zopf zu tragen. Einige Seeoffiziere hatten Zöpfe gehabt, die ihnen bis in die Kniekehlen hingen. Aber meistens trugen sie das Haar eingerollt und ließen es nur sonntags oder zu anderen besonderen Gelegenheiten herab. Dieses Leben lag nun hinter mir – samt dem Zopf.
    Am Horizont, auf den der Strom zufloß, erhob sich langsam eine Bergkette, die von Tag zu Tag höher wurde. Ich sah Schnee auf den Gipfeln, kalt und abweisend blinkend. Das Wetter blieb warm, die Nächte angenehm, und der Himmel war voller Konstellationen, die ich nicht enträtseln konnte. Der Fluß war nun schätzungsweise drei Meilen breit. Seit einer Woche hatte es keine Stromschnellen mehr gegeben – das heißt, seit sieben Sonnenauf- und -untergängen –, doch nun drang ein beständiges Donnern an mein Ohr und nahm schnell zu, während sich auch die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses erhöhte. Das Flußbett verengte sich zusehends; am Morgen waren die Ufer kaum noch sechs Kabellängen voneinander entfernt.
    Als der Strom nur noch zwei Kabellängen breit war, paddelte ich zum nächsten Ufer hinüber, fast betäubt von dem ständigen Dröhnen, das mir entgegenscholl. Weiter vorn verschwand der Strom zwischen zwei senkrechten Felswänden, die, von schwarzen Streifen überzogen, blutrot leuchteten und eine halbe Meile hoch aufragten.
    Ich zog das Boot aus dem Wasser und überlegte. Die gekrümmte Oberfläche des Flusses zeigte mir an, welche Energien dort konzentriert waren. Der Strom war hier sehr tief, das Wasser vor den Felswänden

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