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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Doppelsonne von Antares in neuem Glanz auf. Wir aßen hungrig von dem Brei, den die Vosks nicht bekommen hatten. Nath wurde von Loku beaufsichtigt. Unsere Ketten waren mit umwickeltem Hammer heimlich aufgemeißelt worden, und wir hatten sie so arrangiert, daß wir sie jederzeit abwerfen konnten. Nath zitterte und rief seinen heidnischen Diebesgott an.
    Wir gingen an Bord des Kahns, für den wir verantwortlich sein sollten, und stiegen zwischen den gigantischen Marmorblöcken herum, die die Frauen nach den Kreidezeichen des Steinmetzes säuberlich zurechtgehauen hatten, und ich nahm das größte Risiko auf mich und huschte schnell noch einmal zu den Voskgehegen. Dort zog ich alle Türen auf. Mit einer Rute trieb ich die dummen Tiere ins Freie und bemerkte erfreut die Boshaftigkeit in ihren winzigen Augen. Sie waren hungrig. Und sie waren frei.
    Die Vosks begannen den Marmorbruch zu durchstreifen, auf der Suche nach Nahrung.
    Wächter liefen ärgerlich brüllend durcheinander und hieben mit der flachen Klinge ihrer Schwerter und den Schäften ihrer Speere zu. Ich sah einen Och, der mit wild strampelnden Armen und Beinen einen Vosk zurücktreiben wollte, und genoß seine Verblüffung, als das sonst so friedliche Wesen auf ihn losstürmte und ihn schwungvoll von den Beinen riß. Ich hätte am liebsten laut gelacht.
    Ich sprang vom Pier auf unseren Kahn und kehrte zu meinen Männern zurück. Kurz darauf kamen die Rapawächter an Bord. Ich wußte, daß die Gruppe gewöhnlich zehn Mann umfaßte, denn die Bürger von Zenicce wurden nervös, wenn sie unzureichend bewachte Sklaven in der Stadt sahen. Weil heute früh aus unerklärlichen Gründen die Vosks durchgedreht waren und im Steinbruch herumliefen, kamen nur sechs Wächter an Bord.
    Wir stießen ab und stakten mit langen Pfählen vorsichtig durch den Kanal, der links und rechts von Marmorufern gesäumt war.
    Bald lösten einfache Feldsteine den Marmor ab, und dann zogen die ersten Häuser vorbei, primitive Gebäude – hier in den Außenbezirken wohnten Menschen ohne Hauszugehörigkeit, die nur dem Namen nach frei waren.
    Ich muß gestehen, daß es ein seltsames Gefühl für mich war, wieder auf dem Wasser zu sein.
    Wir fuhren unter einem verzierten Granitbogen hindurch, über den die allmorgendliche Prozession verlief – Markthändler und Hausierer, Hausfrauen, Gaffer und Diebe –, dazu die vielfältigen Gerüche und Stimmenklang und Gelächter – dies alles erregte mich seltsam. Das Rosa des Himmels vertiefte sich zu dem leuchtend lebendigen Schimmer eines schönen kregischen Morgens. Je näher wir der Stadt kamen, desto reiner und frischer wurde die Luft – und dies allein schon ist ein Zeichen für die schlechte Atmosphäre in den Bergwerken, in denen wir hatten schuften müssen. Der Kanal mündete in einen breiteren Wasserweg, dessen Ufermauern links und rechts drei Meter hoch aufragten. Auf jeder Seite starrten glatte Hausmauern, unmittelbar ans Wasser stoßend, auf uns herab; ihre Dächer waren verschieden hoch, und ihre Bauweise folgte unterschiedlichen Stilen, wodurch das Auf und Ab ein interessantes Fries vor dem Licht bildete.
    Wächter in den Farben ihrer Häuser standen da und dort auf den Mauern. Zwischen den verschiedenen Enklaven am Rande der Stadt herrschte ein bewaffneter Burgfrieden.
    Wir waren unserem Ziel nahe und verließen nun den breiten Kanal, auf dem der Verkehr ständig zugenommen hatte. Leichte, schnelle Fahrzeuge mit doppeltem Bug waren zu sehen, nach den Gegebenheiten der Kanalnavigation wie Gondeln gebaut. Es waren tief im Wasser liegende, von Sklaven geruderte Barken unterwegs, hochherrschaftliche Schiffe mit Markisen und seidenen Sonnensegeln; ihre Ruderer waren oft Menschen, oft aber auch seltsame Wesen in unheimlicher Aufmachung, ganz in Gold- oder Silberstoffe gekleidet, mit Helmen, Kappen, Turbanen und hochwippenden Federbüschen. Ich betrachtete all die fremdartigen Fahrzeuge mit einem seltsamen Hunger des Auges, denn ich hatte seit Jahren kein Boot mehr gesehen, geschweige denn ein Schiff unter vollen Segeln.
    Vor uns ragte ein mächtiger Bogen über den Kanal. Eine Seite der Brücke war ocker und purpurfarben geschmückt, die andere Seite schimmerte smaragdgrün. Wir bogen hinter der Brücke in einen Seitenkanal ein, zur grünen Seite hin, und bald wurde die Architektur großzügiger, luftiger. Wir hatten eine Enklave erreicht. Aus den Farben schloß ich, daß es sich um die Enklave des Hauses Esztercari handelte, und eine

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