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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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von einer Marmorpalisade umschlossenen schiefen Hütten, in denen wir während dieser Schicht wohnten, sah ich eine Gruppe Sklavinnen, die Marmorblöcke trimmten. Auf ihren Rücken schimmerte der Schweiß, auf dem sich eine Patina aus Steinstaub festgesetzt hatte. Auch sie trugen den Lendenschurz der Sklaven. Um ihre Fußgelenke zogen sich schwere Eisenketten. Hier hatte die Sklaverei keine Romantik, nicht hier in den Marmorbrüchen von Zenicce.
    Es waren mehr Wächter zu sehen als üblich.
    Einer meiner Männer, Loku, ein Jiktar über hundert Männer, der Bruder des armen Loki, meldete sich bei mir. Sein staub- und schweißverklebtes Kriegergesicht wirkte grau und eingesunken, doch das trotzig vorgereckte Kinn beruhigte mich.
    »Die Frauen haben mir Bescheid gesagt, Dray Prescot«, berichtete er. Die Kontaktaufnahme mit den Sklavinnen bei hellem Tageslicht war ein Risiko gewesen. »Es hat zwei Fluchtversuche gegeben. Einer von den Marmorkähnen, der andere hier aus den Steinbrüchen. Gestern nacht. Beide sind geglückt.«
    »Gut«, sagte ich.
    Nath der Dieb räusperte sich und spuckte Staub aus.
    »Gut für sie, schlecht für uns. Jetzt schlagen die Rapas bestimmt doppelt so fest zu.«
    »Versuch herauszufinden, wer heute die Vosks füttern soll«, wandte ich mich an Loku, »und sorge dafür, daß einer von uns diese Aufgabe übernimmt.«
    Die Vosks waren Lebewesen von kaum nennenswerter Intelligenz; sie ähnelten unseren Schweinen, waren etwa zwei Meter lang, hatten sechs Beine, eine glatte, wächsern gelbliche Haut und lange Hauer. Sie wurden an den Wasserrädern und bei den Hebeeinrichtungen eingesetzt; sie mußten Lasten ziehen und lieferten auch saftige Steaks und frischen Speck. Wir Sklaven betrachteten sie natürlich nur als Arbeitstiere und fraßen aber denselben Brei, den sie vorgesetzt bekamen.
    Die Mastodone, die die eigentliche Schwerarbeit leisteten, wurden billig mit einem besonderen Gras gefüttert, das von der Insel Strye kam.
    Abgesehen von den Rapawächtern gab es viele Rapasklaven, die mit uns arbeiteten – große, raubvogelähnliche Wesen mit faltigen Hälsen und gekrümmten Schnäbeln. Ihr Schweiß stank unangenehm. Als heute abend die Doppelsonne hinter der Marmorwand versank und der hellste der sieben Monde am Himmel stand, waren sie unruhiger als sonst.
    Ich ließ mir von Nath erzählen, was er von Zenicce wußte.
    Die Stadt zählte etwa eine Million Einwohner – und war damit so groß wie das London meiner Tage, doch in Zenicce gab es darüber hinaus eine unbekannte Anzahl Sklaven, die zwar auf unsägliche Weise ausgenutzt und unterdrückt, aber niemals registriert wurden. Durch Mündungsarme des Nicceflusses und künstlich gebaute Kanäle, wie auch durch außerordentlich breite Boulevards, wurde die Stadt in unabhängige Enklaven unterteilt. Der Stolz auf ein bestimmtes Haus galt in Zenicce viel. Entweder gehörte man einem Haus an, oder man war ein Nichts. Mein Gesicht blieb starr wie Marmor, als ich erfuhr, daß die Hausfarbe der Esztercari-Familie das Smaragdgrün der kregischen Sonne war. Galna, den ich in Fesseln vor Prinzessin Natema besiegt hatte, gehörte also ihrem Hause an. Ich fragte mich, wie er wohl sterben würde – vor die Hörner eines Vove gebunden und auf die endlose Weite der Segesthes hinausgetrieben? Wahrscheinlich starb er jammernd und winselnd – womit ich ihm, wie ich später erfahren sollte, unrecht tat.
    Im benachbarten Sklavengehege wurde ein Rapasklave von zwei Rapas gezüchtigt. Sie gebrauchten ihre Peitschen geschickt, und das graue, vogelähnliche Wesen kreischte und zuckte vor Qual in seinen Ketten. Es hieß, der Sklave habe seinen Hammer und seinen Meißel verloren, und wenn es dem Aufseher paßte, war das ein todeswürdiges Verbrechen. Wahrscheinlich würden die Vosks ihn in geduldiger Arbeit an den Winden zur oberen Stufe der Marmorbrüche hinaufschleppen, von wo er dann herabgeworfen wurde, um dreihundert Meter tiefer im Staub und in den Marmorsplittern zu zerschellen.
    Im mondhellen Schimmer der Marmormauern kroch Loku heran. Sein Gesicht war grau und zerfurcht wie zuvor; doch die kecke Haltung seines Kopfes gab mir Mut.
    »Wir füttern in dieser Nacht die Vosks«, sagte er, und seine Augen leuchteten im Mondlicht.
    »Und?« fragte ich.
    Er zog einen Hammer und einen Meißel aus dem Lendenschurz. Ich nickte. Es bedeutete den Tod, wenn man in den Unterkünften mit diesen Werkzeugen angetroffen wurde. Unten in den Bergwerken, wo es kein Entkommen gab,

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