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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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wilde, ruchlose Freude drohte mich im ersten Augenblick von meinem Plan abzubringen.
    Die Baustelle lag in der Nähe eines Steinpiers. Mit abnehmender Fahrt näherten wir uns dem Kai, und das Wasser wirbelte unter dem stumpfen Bug des Kahns. Ich nickte zwei Männern zu. Sie zogen ihre Staken hoch und verschwanden in der Mitte zwischen den aufgestapelten Marmorblöcken, wo wir eine Stelle freigelassen hatten. Ich hörte ein kurzes Klirren, als schlage Eisen auf Eisen.
    Der Rapawächter am Bug wandte sich um und schaute mit fragendem Blick nach hinten. Ich stand auf und schaute ebenfalls zurück, als wollte auch ich die Ursache des Lärms ergründen. Dabei sah ich, daß uns eine zweite Barke folgte, ebenfalls mit Marmor beladen. Sie war mit Rapasklaven bemannt, und die Wächter waren Ochs. Das Boot kam sehr schnell näher, weil wir an Geschwindigkeit verloren hatten, und mußte gleich mit uns zusammenstoßen. Das war mir gleichgültig. Schon hörte ich lebhaftes Plätschern aus der Mitte unseres Boots.
    »Was ist das für ein Lärm!« fragte der Rapa mit krächzender Stimme.
    Ich hob die Schultern, um anzuzeigen, daß ich keine Ahnung hätte, sprang vom erhöhten Heck und ging nach vorn, als habe er mich gerufen. Dabei zog ich meine Stake hinter mir her. Unsere Barke lag nun schon merklich tiefer im Wasser. Ein Rapawächter, der mittschiffs postiert war, machte Anstalten, mich aufzuhalten. Ich hieb mit voller Kraft nach ihm, worauf er zwischen die Marmorblöcke taumelte, wo ihn zwei meiner Männer packten und überwältigten. Zwei weitere Rapawächter waren schon verschwunden. Das Wasser sprudelte nun fast schon bis zum Schandeck. Wieder wurde ein Rapawächter ausgeschaltet. Ich sah, wie Loku eine Kette warf, die sich um die vogelähnlichen Fußgelenke des fünften Wächters legte, und ihn mit Naths Hilfe wegzerrte. Der Schrei erstarb abrupt, als habe sich eine zweite Kette um seinen Hals gelegt.
    Die nachfolgende Barke wurde um uns herumgesteuert und vorbeigestakt. An Bord schien niemand auf uns zu achten – und dann erkannte ich den Grund.
    Die Rapasklaven auf dem zweiten Boot waren dabei, die Ochwächter mit ihren Ketten zu erschlagen und schleuderten die kleinen Wesen über Bord.
    Wir sanken nun spürbar. Nach wenigen Sekunden sprudelte das Kanalwasser über die Bordwand. Unser Plan sah vor, daß wir nun in der Verwirrung, die das sinkende Boot stiftete, ins Wasser sprangen und an Land schwammen. Aber aus allen Richtungen eilten nun Bewaffnete herbei. Die Revolte der Rapas hatte sofortige Gegenmaßnahmen ausgelöst, so ungeschickt und gewalttätig war sie durchgeführt worden. Nun schien es unmöglich, daß unsere Flucht unbemerkt bleiben würde. Die andere Barke stieß gegen das Pier, und die Rapas eilten aufgeregt schreiend an Land, die blutigen Ketten in den Händen schwingend.

10
     
     
    Prinzessin Natema Cydones aus dem Noblen Haus Esztercari war früh an diesem Morgen zum Steinmetzpier ihrer Enklave gekommen, um neuen Marmor für die Mauern eines Sommerpalastes auszusuchen, den sie an der Ostseite ihres Anwesens bauen ließ. Daß sie damit Marmor verwendete, der eigentlich für den Bau des neuen Wasserzollhauses bestimmt war, kümmerte sie nicht im geringsten. Die Prinzessin konnte sich alles erlauben und alles an sich nehmen, was ihr gefiel.
    Während ich in dumpfer Wut die idiotischen Rapas beobachtete, die meinen schönen Plan zunichte machten, ahnte ich nicht, daß sich in der Gruppe prunkvoll gekleideter Edelleute auf dem Pier auch Prinzessin Natema befand, die ungeduldig mit dem juwelengeschmückten Fuß aufstampfte, damit endlich die Hüllen von dem Marmor genommen würden und sie die gewünschten Blöcke aussuchen konnte.
    Ich sah nur den angreifenden Mob der Rapas, das plötzliche Aufblitzen von Waffen im Sonnenschein und das Schwingen der blutverschmierten Ketten.
    So dumm waren die Rapas offenbar doch nicht. Es war ihnen gelungen, zahlreiche Artgenossen an Bord ihres Bootes zu schmuggeln. Dabei hatte ihnen zweifellos meine List mit den Vosks geholfen. Sie boten einen angsteinflößenden Anblick, wie sie da zerlumpt und mit Ketten bewaffnet krächzend an Land strömten und ausschwärmten. Gleich darauf wirbelten grüne Uniformen durch die Luft und klatschten in den Kanal.
    Wir hatten also doch eine Chance.
    »Loku!« rief ich. »Los! Nath – jetzt liegt es an dir, uns durch die Stadt zu führen. Wir verlassen uns auf dich – wenn du uns verrätst, weißt du, was mit dir passiert!«
    »Auiie!«

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