Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
doch lag sie hier nackt vor mir. Ich wußte nicht, ob die Szene nicht nur wieder einer ihrer abgefeimten Tricks war, oder ob sie sich wirklich einbildete, mich zu lieben.
Mit ausgestreckten Armen stand sie auf, ihre Brust hob und senkte sich voller Leidenschaft, die roten Lippen schimmerten, in den Augen stand glühende Liebe ...
Die Tür sprang auf, und ein Chulik taumelte herein. Ein dicker Speer hatte seinen Körper durchbohrt, und aus der Wunde spritzte helles Blut.
Natema schrie auf, als habe sie jemand mit einer glühenden Zange angefaßt.
Ich rannte los, hob das Rapier des Chuliks mit der Rechten vom Boden auf und griff gleichzeitig mit der linken Hand nach seinem Dolch. Dann stellte ich mich vor Natema hin und starrte auf die zerbrochene Tür.
Ein zweiter Chulik fiel rückwärts ins Zimmer, versuchte seinen aufgeschlitzten Hals zusammenzuhalten. Männer und Halbmenschen liefen draußen durcheinander.
»Schnell!« Natema packte meinen Arm. Nackt eilte sie zu dem Alkoven, in dem sonst immer der Krieger gewartet hatte. Eine Wandtür glitt zur Seite. Wir traten hindurch, und Natema stieß ein kurzes, boshaftes Lachen aus über unsere gelungene Flucht – im gleichen Augenblick sauste ein Speer herbei, bohrte sich tief ins Holz und verhinderte, daß sich die Geheimtür wieder schloß.
Wildes Geschrei und Waffengeklirr trieb uns zur Eile an, und wir hasteten in trübem Fackellicht eine Steintreppe hinab, bis wir einen Treppenabsatz erreichten. Von hier gingen viele Türen ab. Schritte polterten hinter uns auf den Stufen. Vor einer der Türen lag der tote Krieger im Kettenhemd. Man hatte ihn brutal mit Knüppeln totgeschlagen. Sein Körper war eine unförmige Masse in der flexiblen Rüstung. Im Kreis um ihn lagen zahlreiche tote Sklaven, Menschen und Monstren.
Er hatte sich bis zum letzten Augenblick gewehrt. Als wir noch auf der Treppe waren, hatten wir das Zuschlagen einer Tür gehört, und ich nahm an, daß die Gegner des Toten uns für Wächter gehalten hatten, die dem einsamen Krieger helfen wollten.
Ich bückte mich und nahm ihm den breiten Ledergürtel mit der einfachen Stahlschnalle ab. An diesem Gürtel hingen seine Rapier- und seine Dolchscheide. Die beiden hervorragenden Waffen nahm ich an mich – eine Klinge zog ich aus dem Körper eines Och-Sklaven, die andere nahm ich einem häßlichen Wesen ab, das ganz mit Fell bedeckt war und eine schiefe Nase hatte.
»Beeil dich, du Narr!« kreischte Natema.
Ich lief ihr nach, mein Arsenal an mich gepreßt.
Wir kamen durch eine Tür und erreichten ein System von Gängen, das durch Öllampen schwach erleuchtet wurde, Schatten umtanzten uns in heftiger Bewegung. Vor uns hörte ich Schritte und blieb stehen. Natema klammerte sich schweratmend an mich, das Haar ins Gesicht hängend. Ärgerlich schüttelte sie es aus der Stirn. Ich ergriff die Gelegenheit, mir den breiten Ledergürtel des Kriegers umzulegen. Die geckenhafte Kleidung diente mir nun dazu, die Klingen sauberzuwischen; dann rollte ich die Sachen zusammen und warf sie weg. Nun trug ich nur noch meinen Lendenschurz.
»Nijni wird das gar nicht recht sein«, flüsterte ich.
»Was?« fragte sie verblüfft.
»Seine weißen Seidenhandschuhe sind hin!«
»Du Idiot!« Ihre Nüstern weiteten sich. »Vor uns lauern Mörder, und du redest über weiße Seidenhandschuhe!«
»Ich bin wegen dieser Handschuhe schon ausgepeitscht worden«, entgegnete ich.
Natema trug noch immer ihre Smaragdohrringe und eine Juwelenkette um den Hals, die bis zur Hüfte herabhing. Ich nahm ihr den Schmuck ab, und sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich warf die Steine fort.
»Komm«, sagte ich und sah sie an. Dann bückte ich mich, fuhr mit der Hand über den Schmutz des Fußbodens und beschmierte sie damit an Gesicht und Körper, während sie sich schimpfend in meinen Armen wand. »Denk daran«, sagte ich grob, »du bist eine Sklavin.«
Sie durchbohrte mich mit ihren zornigen Blicken. Dann eilten wir vorsichtig weiter auf den Kampfeslärm zu, und ich sorgte dafür, daß die Prinzessin Natema den Kopf gesenkt hielt und dahinschlurfte, wie es sich für eine gehorsame Sklavin gehörte.
13
Sie waren zu fünft in einem schmalen Durchgang, der auf der Etage unter dem Privatboudoir der Prinzessin die Sklavenräume mit den Wohnquartieren des Palastes verband. Sie hatten drei Sklavenmädchen bei sich und wünschten sich ein viertes. Natema und ich waren durch das Chaos des Palastes geschlichen, hatten uns
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