Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
Feuersteinspitze bohrte sich in den reichverzierten Brustpanzer aus Leemleder. Der Impiter drehte ab, und ich sah, wie der Reiter den eckigen Mund öffnete und hellrotes Blut hustete.
Ein Nactrix, dessen Gedärme auf dem Boden schleiften, galoppierte, wie von Sinnen vor Schmerz brüllend, an uns vorbei. Der Reiter wurde vor meinen Füßen zu Boden geworfen, und ich bückte mich und richtete ihn auf. Sein junges, bleiches Gesicht war schweißbedeckt; ein Auge war zugeschwollen und lief dunkelrot an, und hellrotes Haar verkrustete sich um eine große Kopfwunde.
»Nimm dein Schwert und kämpfe!« sagte ich und zerrte ihn hoch.
Er riß die Augen auf, und der Ausdruck blanken Entsetzens verschwand. Er schien wieder einigermaßen zu sich zu kommen, zog sein Schwert – ein Zahnstocher im Vergleich zu den Langschwertern, die Seg und ich in den Kampf brachten – und nahm Kampfstellung ein.
Thelda kreischte noch immer.
Ich sah Seg drei Pfeile abschießen – so schnell hintereinander, daß der letzte schon in der Luft war, ehe der erste sein Ziel fand. Drei weitere rothaarige Angreifer sanken in ihren Gurten zusammen. Auch mein Bogen sirrte, und ein weiterer Impiterreiter zuckte zurück und rutschte mit wild um sich schlagenden Armen und Beinen vom Hals seines Reittiers, so daß die Flügel gnadenlos gegen seinen Körper trafen, als der Vogel aufzusteigen versuchte.
Ringsum war das Gras mit Blut besudelt. Tote Nactrixes lagen neben ihren Reitern am Boden; doch der junge Mann, den ich gewaltsam aus seiner Erstarrung gerissen hatte, schwenkte sein Schwert, und sein rotes Haar schimmerte hell im Schein der Morgensonnen, und er brüllte sinnlos anfeuernde Worte.
Seg keuchte und schoß wieder. Ein angreifender Impiter wurde durch das Auge ins Gehirn getroffen und stürzte mitten im Flug wie ein Felsbrocken ab.
Ich rannte los, um mich mit seinem Reiter auseinanderzusetzen, der geschickt von dem toten Tier sprang und ein langes, dünnes Schwert zog. Sein Leempelz war bunt eingefärbt, die bronzenen Knöpfe und Schnallen schimmerten im Sonnenlicht und blendeten mich im ersten Augenblick. Den Langbogen in der linken Hand, zog ich mit der rechten das Langschwert. Entschlossen stellte er sich zum Kampf; offenbar meinte er, er müsse mich nur besiegen, um von seinen Kameraden gerettet zu werden. Über seine Schulter blickend, sah ich, wie einer seiner Mitkämpfer die Zügel seines Flugwesens herumzog und es mit ledergeschützten Füßen anspornte. Der Riesenvogel kam direkt auf mich zu. Ich machte mich darauf gefaßt, mit zwei Gegnern gleichzeitig zu kämpfen.
»Hai!« brüllte der Mann am Boden und griff an.
Mit mächtiger Bewegung schlug ich seine Klinge zur Seite, ließ sie hochwirbeln und stieß zu; aus der Bewegung heraus rollte ich mich am Boden ab. Ich spürte das Sausen riesiger Flügel und einen kalten Luftzug. Fast hätte ich es geschafft; doch eine scharfe Kralle ritzte an meiner Flanke entlang, raubte mir den Atem und ließ einen teuflischen Schmerz durch meinen Körper zucken.
Doch ich vermochte den Schmerz zu beherrschen. Noch immer mein Schwert haltend, kam ich taumelnd und keuchend hoch und drehte mich um. In dem Moment wurde Delia von den grausamen Krallen eines Impiters gepackt und in die Höhe gerissen!
Ich brüllte – irgend etwas, ich weiß nicht mehr, was. Meine Delia wurde entführt! Die Angreifer zogen sich jetzt zurück; sie hatten keine Lust, den wehrhaften Männern am Boden weitere Opfer zu bringen. Aus dem Nichts traf mich plötzlich ein Schlag am Hinterkopf, und ich stürzte vornüber ins blutige Gras.
Ungeschickt rollte ich mich herum. Dann konnte ich mich nicht mehr bewegen. Ich mußte mit ansehen, wie ein letzter Wurfspieß Seg am Bein traf und ihn zu Fall brachte. Ich blickte dem verfluchten Impiter nach, der meine Delia in seinen Klauen forttrug. Das Wesen auf seinem Rücken schwenkte seinen Speer und ließ einen lauten Siegesschrei ertönen.
Meine Delia war mir entrissen, von einem abscheulichen und gnadenlosen Wesen entführt, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich hatte sie wieder verloren, meine Delia aus Delphond ... Die Schwärze, die mich umgab, war von abgrundtiefer Verzweiflung erfüllt.
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Das Schauspiel Sooten und ihre zwölf Freier , das in dem geschlossenen Theater vorgeführt wurde, begeisterte das Publikum sehr. Obwohl ich diese Tragödie sehr bewunderte, die fast im gesamten zivilisierten Kregen bekannt ist, irritierte mich heute die Handlung, die Worte kamen mir
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