Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
sorgfältig geknüpftes Geschirr, mit dem sie sich auf ihrem Impiter sicherten und von dem in der Luft ihr Leben abhing.
»Mehr Wein, Nath, bei den Eisnadeln von Ullarkor, mehr Wein!«
Ich hatte Pfeile auf Ullars abgeschossen und sie im Sattel schwanken und dann an ihrem Clerketer baumeln sehen.
Diese beiden – Nath und Bargo – waren schon ziemlich angeheitert, das war klar. Auf einer Bank in der Nähe lagen die Leempelze, mit denen sie sich im Sattel warmhielten. Ihre langen, schmalen Schwerter waren eingewickelt.
Die Zeit schien reif zu sein.
Schnellen Schrittes betrat ich den Raum und schlug Nath mit dem Schwertgriff auf den roten Haarschopf, daß ihm Blut aus Nase und Mund drang und er zu Boden ging. Dem anderen, der Bargo hieß, preßte ich die Schwertspitze gegen das Leder über seinem Herzen. Ich stemmte mich gegen die Klinge, die Leder und Haut durchdrang. Bargos eckiger Mund verkrampfte sich. Er starrte mich düster an, doch in meinem Gesicht stand der Tod – ein Ausdruck, den er richtig zu deuten wußte. Trotzig starrte er mich an.
»Wo ist die Gefangene, Bargo?« fragte ich. Mein ruhiger Tonfall schien ihn noch mehr zu erschrecken.
Er blieb mir keinen Blick schuldig – doch schließlich senkte er die rotfleckigen Lider und sagte: »Unten ...«
Der heftige Sprung meines Herzens kam zu früh – ich mußte ihn unterdrücken!
Die beiden Ullars waren allein im Wachzimmer. An der Wand hinter der offenen Tür lehnten zwei Toonons, die speziellen Waffen der Ullars, die sie bei einem Luftkampf am liebsten einsetzten. Jeder Toonon hatte einen etwa drei Meter langen Bambusschaft, der es dem Ullar ermöglichte, in einem ziemlich großen Umkreis zuzuschlagen. Bei einem Kampf zwischen Vogelreitern nützte ein Schwert wenig; also hatten die Ullars eine Art Kurzschwert auf einen langen Schaft gesetzt, es auf der anderen Seite durch das Blatt einer schmalen, geschwungenen Axt ergänzt – und so war nun tatsächlich auch in der Luft eine Art Schwertkampf auf große Entfernung möglich. Die Waffe ähnelte entfernt einer irdischen Hellebarde.
Bargos schmale, tiefliegende Augen waren auf mein Schwert gerichtet. Er trug ein goldbesticktes Hüftband. Seine Beine, die in schützendes Leder gehüllt waren, bebten. Wenn ich in meiner Wachsamkeit auch nur einen Augenblick nachließ, würde er sich auf mich stürzen.
»Geh voraus, Bargo«, sagte ich ganz ruhig.
Als ich meine Waffe in die andere Hand nahm, so daß er sich an mir vorbeischieben konnte, nahm ich ihm als einzige Vorsichtsmaßnahme das Schwert weg. Die Klinge aus erstaunlich elastischem Stahl war ungewöhnlich lang und dünn und sehr gut geeignet für Hiebe, die man vom Rücken eines Impiter austeilen konnte. Ich warf die Waffe in eine Ecke, denn ich nahm an, daß mein Krozairschwert eine noch größere Reichweite hatte. Bargos Fackel begann, rot zu zischen.
Als wir mit gleichmäßigen Schritten die Wendeltreppe hinabgingen, drangen neue Geräusche von unten herauf. Leises Lachen, Rufen und Dudelsackmusik. Ich glaubte, sogar das Klirren von Flaschen und das Klappern von Würfelbechern zu hören. Bargo schwieg; er wußte, daß sein Leben in meiner Hand lag und an einem dünnen Faden hing.
Ich war mir meines Erfolges so sicher, daß ich sogar an Seg denken konnte. Ich hoffte, daß er den Impiterpatrouillen ausweichen konnte, die in der Umgebung Pliclas unterwegs sein mußten.
Wir betraten einen Korridor, in dem dicker Staub lag; nur in der Mitte zeichnete sich eine dunkle Spur ab. Vor jeder der Zellentüren war der Staub unberührt – nur vor einer nicht.
Und Bargo führte mich zu dieser Zelle. »Aufmachen!«
Schweigend gehorchte Bargo; er nahm dazu einen großen, unhandlichen Holzschlüssel von seinem Gürtel, fast dreißig Zentimeter lang. Quietschend öffnete sich die Tür. Ich hielt den Atem an, blickte hinein und ...
Ein alter Mann erhob sich von dem schmutzigen Strohlager und starrte mit blinzelnden Augen kurzsichtig zur Tür.
»Ich hab's dir immer wieder gesagt!« rief er mit einer Stimme, die vor Alter und vor Angst bebte. »Ich kann es nicht tun! Du mußt mir glauben, Umgar Stro – es gibt Dinge, die den Zauberern aus Loh verboten, ja, sogar unmöglich sind.«
Ich packte Bargo an seiner Ledertunika und hob ihn hoch. Meine Schwertspitze legte sich an seinen Hals. In diesem Augenblick stand er dem Tod sehr nahe, was er sehr wohl wußte.
»Wo ist sie, Dummkopf! Die Gefangene, das Mädchen – schnell!«
Er gurgelte etwas und preßte die
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