Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio
vermochte das Schwert mit geschicktem Schlag die Speere und Äxte der weißhäutigen Barbaren zur Seite zu fegen. Die Männer stürmten wild brüllend herbei, ohne zu wissen, woher ich kam und wer ich war – ein Mensch wie sie, kein Halbmensch Kregens. Sie waren geschickt im Umgang mit ihren Waffen, wie man es auf Kregen sein muß. Aber sie kamen nicht gegen die Kampftaktik eines Krozairs an. Ich will mich damit nicht brüsten; ich stelle nur eine Tatsache fest.
Als sie zu dem gleichen Schluß kamen, war es zu spät, und als ich dann den letzten Gegner mit einem wilden Streich, der ihm glatt den Kopf von den Schultern trennte, niedermachte, spürte ich die Prahlerei in meinem Verhalten. Es waren Menschen; aber sie hatten sich nicht wie Menschen, sondern wie Tiere verhalten. Das ist wohl die einzige Entschuldigung, die ich für meine heftige Reaktion habe.
Als ich zu Sosie zurückkehrte, weinte sie. Ihr schlanker Körper wurde von Schluchzen geschüttelt. Ich hob sie hoch, so zärtlich ich konnte.
»Wo liegt Arkasson, Sosie?«
»Dort.« Sie deutete nach Norden.
Ich brummte etwas vor mich hin. Die nördliche Richtung hatte einen unheilvollen Einfluß auf meine Wanderung durch die Unwirtlichen Gebiete.
Mit einem nackten schwarzen Mädchen auf den Armen machte ich mich auf den Weg.
2
»Du kannst nicht einfach durch die Owlarh-Öde wandern, Dray Prescot!«
Sosie na Arkasson starrte mich aufgebracht an. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und musterte mich mit blitzenden Augen, doch ihre volle Unterlippe zitterte verräterisch.
»Ich muß, Sosie!«
»Aber Dray! Es gibt dort Leems und Stilangs und Graints und sogar Risslacas, ganz zu schweigen von den Teufeln aus Cherwangtung. Du darfst es nicht wagen!«
Ich bin kein Mann, der oft lacht – es sei denn in Momenten der Leidenschaft oder der Mühsal –, und ich vermochte auch jetzt nicht zu lachen. Doch selbst mit einem Lachen hätte ich Sosies Ängste nicht vertreiben können. Arkasson hatte sich als eine interessante Stadt erwiesen – eine Siedlung, die sich an eine senkrechte Felsklippe drängte, in der riesige Edelsteine im gemischten Licht Scorpios schimmerten. Die hiesige Architektur neigte zu schwungvollen Steinlinien und -ornamenten, zu massigen Trommeltürmen mit runden Dächern aus den schweren Schindeln der nahegelegenen Schieferbrüche. Es gab offene Grünflächen, doch wie fast überall in den Städten des Westens der Unwirtlichen Gebiete war kein bequemer Landeplatz übersehen worden. Die Abwehr von Angreifern aus der Luft war in Arkasson nicht so bis ins letzte Detail durchdacht worden wie anderswo, und die Stadtmauern waren in erster Linie zur Verteidigung gegen Bodentruppen bestimmt; dennoch hätte Luftkavallerie Mühe gehabt, in Arkasson zu landen.
Mangar, der auf so grausame Weise umgekommen war, hatte zu den führenden Männern der Stadt gehört; und obwohl ich eine Anzahl Würdenträger kennenlernte und mit großer Freundlichkeit behandelt wurde, drängte es mich, meine Wanderung nach Osten fortzusetzen.
Meine bleiche Haut erregte bei den schwarzhäutigen Menschen Arkassons berechtigtes Mißtrauen, obwohl mich die Sonnen Scorpios gebräunt hatten. Sosie hatte tatsächlich schnell eine Erklärung abgeben müssen, damit ich bei meiner Ankunft nicht gleich von einem Speer durchbohrt wurde.
Die Räuber aus Cherwangtung streiften in den Nächten durch das Land – die Gegend hier wurde Owlarh-Öde genannt. Am Tag zogen sich die Cherwangtunger in Höhlen und andere Verstecke zurück. Die Arkassoner hielten sie für abscheuliche Ungeheuer, die ihnen das Leben schwer machten. Die Farmen rings um die Stadt waren ausnahmslos durch Mauern und Gräben gesichert; aber die Ungeheuer aus Cherwangtung verschafften sich oft genug Zutritt und wüteten unter der Landbevölkerung. Sosies Hof war abgebrannt – ihre Mutter war tot, und auch ihr Vater lebte nicht mehr. Die weißhäutigen Räuber waren gründlich gewesen.
Noch heute erinnere ich mich deutlich an den Folterpfahl mit der schmalen dunklen Gestalt Sosies, an den Fackelschein, der über die tanzenden Körper der weißhäutigen Wilden zuckte, an die Gestalten, die waffenschüttelnd um ihr Opfer tanzten und kreischend nach seinem Blut gierten.
»Wenn du uns verläßt, Dray Prescot – sehe ich dich nicht lebend wieder.«
»Ich bitte dich, Sosie! Ich kann mich ganz gut selbst beschützen!«
Ein seltsames Gespräch. Sosie und ihre Freunde und die Verwandten, bei denen sie in
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