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Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Titel: Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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bildete einen unglaublich blauen Hintergrund –, da begann ich Ausschnitte aus dem Lied Die Bogenschützen von Loh zu singen. Es waren keine Damen anwesend, und wir hatten den starken Rotwein Süd-Valkas getrunken – doch plötzlich zog Erithor die schlanken Finger über die Saiten seiner Harfe und erzeugte so einen scheußlichen Mißklang.
    Ich blickte überrascht auf. Alle sahen mich an, Tom, Tharu, Theirson, Logu und sogar Borg, der ein Vallianer war – und ich erwiderte überrascht ihren Blick.
    »Wir singen dieses Lied in Valka nicht«, sagte Tharu.
    Ich habe es mir zur Regel gemacht, niemals eine Entschuldigung auszusprechen, was eine Schwäche sein mag. »Das Lied ist harmlos«, erwiderte ich, »aber wenn ich euch beleidigt habe, meine Freunde ...« Und dann hielt ich inne. Wir hatten schon viel freizügigere Lieder zusammen angestimmt, ohne daß es Klagen gegeben hatte.
    »Der Herrscher unterhält eine Leibwache aus lohischen Bogenschützen. Deshalb singen wir das Lied nicht.«
    Ich nickte. »Ah, verstanden! Beruhigt euch, es soll zu den großen ungesungenen Epen gehören.«
    Die Männer quittierten meine Worte mit Gelächter. Auf Kregen – wie auch auf der Erde – gibt es viele großartige Gesänge, die mehr durch ihr Verschweigen als durch ihren Vortrag geehrt werden. Die Spannung des Augenblicks war überwunden, doch ich ärgerte mich. Das Lied gefiel mir – es erinnerte mich an Seg Segutorio, und diese Erinnerung war damals bittersüß und eine Art selbstauferlegte Strafe. Ich war jung in jenen Tagen, jung und entschlossen und tollkühn, obwohl ich mich zu beherrschen versuchte. Doch noch mehr regte mich auf, wie sehr die guten Valkaner die Leibwache des Herrschers ablehnten. Ich begrüßte ihren Haß auf die Racter-Partei, die hinter den Kulissen für die Sklavenjagden verantwortlich gewesen war, denn ein Großteil des Reichtums der Racters stammte aus diesem Geschäft. Der Haß auf den Vater meiner geliebten Delia gefiel mir aber weniger.
    Ich sah mich schon vor der Aufgabe, vor ihn hinzutreten und ihm beizubringen, wie man einen Schwiegersohn behandelte – eine wenig angenehme Aussicht.
    Der Zwischenfall mit dem Lied brachte mich schließlich dazu, eine klare Entscheidung zu treffen. Ich wurde langsam lethargisch – o nein, nicht im Hinblick auf die Arbeit, die ich jeden Tag verrichtete, sondern in meiner Einstellung. Ich liebte Valka und vermochte schon damals das Positive zu erkennen, das in dieser Insel steckte. Dieser Winkel Kregens hatte mich nun doch in seinen Bann geschlagen. Ich betrachtete Valka inzwischen als Heimat, in die ich Delia aus den Blauen Bergen eines Tages als meine Braut heimführen würde.
    Später trug mir Encar der Bauer ein Problem vor, das die neuen Samphronbaumschulen betraf – die knorrigen Samphronbäume tragen purpurschimmernde Früchte, aus denen in Wassermühlen duftendes Öl gewonnen wird –, und nach Encar watschelte Erdgar herein, ein rundlicher, kurzatmiger Mann, der Ärger mit einer Lieferung vorgeformter und abgelagerter Spantenhölzer für die neuen Schiffe hatte, die in unseren Docks im Entstehen waren.
    »Erdgar«, sagte ich. »Ich muß bald eine Reise antreten. Ich brauche dein bestes Schiff. Möglichst die Rose von Valka. Voll ausgestattet.«
    »Rose von Valka« , sagte Erdgar der Schiffsbauer atemlos. Er griff nach einem Glas Wein und roch anerkennend daran. »Aie, das Schiff ist bestens im Schuß und könnte notfalls bis in den südlichen Ozean vorstoßen.«
    Eine geschickte Art und Weise, sich nach dem Reiseziel zu erkundigen. Der Wind blies über die hohe Terrasse von Esser Rarioch, und der Duft des gelben Mushk, den die Bienen umschwärmten, war sehr süß. Meine Freunde entspannten sich nach den Mühen des Tages – bald würden wir in den großen Saal hinabgehen, um dort zu essen und zu trinken und die alten – und neuen! – Lieder anzustimmen.
    »Zenicce«, sagte ich zur Erdgar. »Ich möchte Strombor besuchen.«
    Ich hielt meinen Plan für sehr raffiniert, denn auf diesem Weg mochte ich den Stürmen entgehen, die mich von Vallia fernhalten wollten. Und mich verlangte danach, Strombor wiederzusehen.
    »Strombor! Die Teufel der Esztercari haben alle guten Leute aus Strombor vertrieben. Es hat mal ein Gerücht gegeben, daß sie dann selbst vertrieben wurden. Ich bete zu den Unsichtbaren Zwillingen, daß das wirklich stimmt.«
    Tharu leerte sein Glas. »Viele von uns sind Söhne von Eltern, die aus Strombor geflohen sind.«
    Ich war sprachlos

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