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Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Titel: Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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und das Ried der Ufer. In einem Glas schimmerte es klar und rein und schmeckte süß und erfrischend, doch es war tödlich für jeden, der nicht zu den Kanalschiffern gehörte.
    Zwischen den Städten führten die Wasserwege durch offenes Land – durch weite Moore oder dichte Wälder, durch verfilztes Unterholz und an den Grenzen herrlicher Landsitze entlang.
    Eines Nachmittags erhob sich Yelker nach einem längeren Sonnenbad und besprach sich mit Rafee, einem breitschultrigen Mann, der als sein Erster Offizier fungierte. Dann befahl er das Boot ans Ufer zu ziehen. Er sprang an Land und ging mit Rafee in Fahrtrichtung weiter, wo der Kanal hinter einer Missalgruppe verschwand, die sich über das stille Wasser neigte. Nur ein anderes Boot war zu sehen, ein rotgrünes Fahrzeug, das uns etwa seit einem Tag folgte.
    »Was ist los?« fragte ich Zyna.
    Sie streifte sich das braune Haar aus dem Gesicht und sagte: »Der Ogier-Kanal. Er kreuzt hier.«
    »Oh«, sagte ich und dachte an Borg.
    Die Stille des weiten Landes umgab uns. Das Ufergrün spiegelte sich in einem Doppelstreifen am Kanalrand. Das Wasser war nur leicht bewegt. Ich sprang ans Ufer.
    »Ich komme mit, Drak.«
    »Gern, Zyna.«
    Wir gingen gemeinsam am Ufer entlang, über den Treidelpfad, der so breit ist daß drei Menschen nebeneinander gehen können. Unmittelbar hinter den Missals gab es eine Kanalerweiterung, in der Boote wenden konnten. Ein Stück weiter verengte sich der Kanal wieder, und ich sah den Ogier aus Osten und Westen herbeikommen. An der Wasserkreuzung standen Yelker und Rafee und starrten auf die lange Prozession der Boote auf dem Ogier-Kanal, die den Vomansoir-Kanal im rechten Winkel kreuzten.
    »Wir werden Zeit brauchen, Yelker«, sagte Rafee.
    Ich hatte einen Grashalm abgerissen und kaute darauf herum. Yelker drehte sich um, als er unsere Schritte hörte.
    »Zeit, Drak«, sagte er. »Zeit ist Geld. Sie werden uns nicht durchlassen.«
    »Ich wüßte nicht, warum.« Ich ging bis zum Ufer und schaute nach Osten. Bis zur nächsten Ogierkurve war eine ununterbrochene Kette von Booten – eine Entfernung, die ich auf drei Fünftel eines Dwabur schätzte. »Es sind viele Boote. Rafee hat recht, wir werden Zeit brauchen.«
    »Laßt uns zum Boot zurückgehen und einen Tee kochen. Dann wollen wir warten.«
    »Warum? So ein Boot kann doch mal eben kurz pausieren, um uns durchzulassen!«
    »Es gibt hier keine Kanalwächter. Hier muß jeder sehen, wo er bleibt.«
    Ich wollte ihn schon spöttisch fragen, wo denn die gepriesene Kameradschaft der Kanalschiffer bliebe, als mir ein Gedanke kam. Diese Menschen hatten mich als Kanalschiffer aufgenommen, der sich unbedachterweise in die Angelegenheiten normaler Vallianer gemischt hatte. Ich mußte Kanalschiffer sein, denn ich vertrug das Wasser. Doch ich durfte mich nicht unwissend zeigen.
    »Ich mache einen kleinen Spaziergang«, sagte ich. Als sich Zyna erwartungsvoll umwandte, fügte ich hinzu: »Allein.«
    Die Tanzender Talu hatte Hoffiburs aus Therminsax geladen, die verderben würden, wenn sie nicht bald in Vomansoir gelöscht wurde. Jede Verzögerung mußte vermieden werden. Wenn wir Pech hatten, saßen wir hier den Rest des Tages fest. Von Vomansoir brachte das Boot Lissiumerz nach Therminsax – ein gutes Geschäft.
    Als ich langsam dahinschritt, sah ich am östlichen Horizont ein großes Gewässer. Es mußte sich um einen der vielen großen Binnenseen handeln, die das Landesinnere Vallias so angenehm machen. Die Bootsprozession auf dem Ogier-Kanal war endlos. Die Schlepper trotteten gemächlich über die Holzbrücken, die den Vomansoir-Kanal überspannten. Andere wiederum überbrückten in hohem Bogen den Ogier in Nord-Süd-Richtung. Ich ging auf die westliche Brücke, lehnte mich auf das Geländer und kaute auf meinem Grashalm.
    Hinter mir erklangen Schritte auf der Brücke.
    Zyna näherte sich – mit einer Schüchternheit, die sie bewundernswert überspielte. Sie lächelte mich an. Über ihre Schulter sah ich, daß das rot-grüne Boot hinter der Tanzender Talu festgemacht hatte und die beiden Mannschaften sich am Ufer unterhielten.
    »Geh zu deinem Vater zurück, Zyna, und sag ihm, er soll ablegen und weiterfahren. Das andere Boot auch. Sie müssen bereit sein, den Ogier zu überqueren, sobald sich eine Lücke zeigt.«
    »Aber ...?«
    »Tu, was ich dir sage, junge Zyna, oder, bei Vaosh, ich gerbe dir das Fell!«
    »Das wagst du nicht!« gab sie zurück und kicherte.
    »Ich kann dir garantieren, junge

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