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Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Titel: Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Tag zurücklegen. Nun sah ich einen solchen Mann vor mir, einen Mann, der offenbar angeben wollte.
    Er schritt mit gesenktem Kopf einher, seine Muskeln bewegten sich unter dem geöffneten Wams. Er sah gut aus, hatte dichtes Haar auf der Brust und einen gut geformten Kopf mit struppigem Bart und arroganten Schnurrbartspitzen. Er hatte sich die Schleppleine über die linke Schulter geschlungen, so daß er sein Gewicht dagegen stemmen konnte, um sein Boot zu ziehen. Ich nahm an, daß das Boot ihm gehörte, denn nach der Mode der Kanalschiffer trug er Goldschmuck in Form von Ohrringen und Bändern an den Armen, und die Stücke waren hervorragend gearbeitet. An Deck seines Boots war niemand zu sehen – ein großes Kanalboot, nach irdischen Maßen gut vierzig Meter lang. Das Fahrzeug war sicher nicht leicht zu navigieren, schon gar nicht, wenn es Probleme gab.
    Ich näherte mich dem Mann.
    »Sieht aus, als könntest du an der Brücke Hilfe brauchen, Ven.«
    Er blickte auf. »Ich glaube nicht, Ven.«
    »Oh, da bin ich ganz sicher.«
    Ich ging ein Stück neben ihm her, wobei ich meine Schritte den seinen anpaßte. Vor uns rückten die Kreuzungsbrücken näher.
    »Ich bin Kutven Ban nal Ogier, und nach deiner Kleidung zu urteilen, bist du kein Kanalschiffer, bei Vaosh! Ich brauche keine Hilfe! Oder möchtest du Kanalwasser schlucken?«
    Ein Kutven nahm unter den Vens eine hohe Stellung ein. Die Kanalschiffer kannten viele Ränge, zu denen der Hohe Kov und der Hohe Strom gehören – bis hinab zu den gewöhnlichen Kutvens und Vens. Ich zwang mich zum Lachen.
    »Ach was, Kutven Ban! Natürlich brauchst du Hilfe, um die Brücke zu ersteigen!«
    Ich legte eine Hand auf sein Seil.
    »Nimm deine Hand von der Leine! Bei Gurush aus dem Bodenlosen Morast! Hörst du, Leepitix?«
    »Ich höre dich, Ven, und ich bin gar nicht erfreut. Ich lasse mich nicht gern einen Leepitix nennen.« Ein Leepitix ist ein zwölfbeiniges Reptil, das in den Kanälen haust und unangenehm beißen kann.
    »Verschwinde!«
    Er nahm die linke Hand von der Leine und schlug nach mir.
    Ich duckte mich, stellte ihm ein Bein und zog die Leine heftig zur Seite.
    »Ich will dir doch nur helfen, Ven!«
    Er brüllte und versuchte sich aufzurichten, woraufhin ich ihm schnell das schlaffe Seil in einer Schlinge um die Beine legte und ihn wieder zu Fall brachte.
    »Paß auf!« brüllte ich. Ich sprang auf und nieder und deutete auf das Boot, das sich nun majestätisch dem Ufer näherte. »Paß auf, Ven! Sonst läuft dein Boot auf!«
    Er kreischte und schäumte vor Wut. Ein Kopf erschien am Deck. Geschrei wurde laut. Der Bug ging einen Meter vom Ufer entfernt auf Grund, und das Heck begann herumzuschwingen. Der Kanal verengte sich zur Kreuzung hin, damit die Kreuzungsbrücken nicht zu lang gebaut werden mußten. Das Bootsheck trieb herum und berührte die gegenüberliegende Kanalseite. Jetzt begannen Leute herbeizulaufen, und ich hörte hier und dort ein Klatschen, als einige Kanalschiffer ins Wasser sprangen, um möglichst schnell an Land zu kommen.
    Ich brüllte eine alte Frau an, die kreischend mit einer Bratpfanne herbeieilte. »Kutven Ban hat sich in seinem Seil verfangen! Schnell! Wir müssen ihm helfen!«
    Ungläubige Rufe klangen auf. Ich gab vor, Ban von dem Seil zu befreien. Er versuchte mich zu schlagen, und ich stellte ihm wie unabsichtlich einen Fuß auf den Kopf und drückte sein Gesicht ins Gras.
    »Hilfe!« rief ich.
    Die alte Frau begann mit der Bratpfanne auf mich einzuschlagen.
    Ich duckte mich, und Ban kam wutschäumend hoch, und ich trat gegen das Ende des Seils, das wie ein Aal ins Wasser glitt. Ein großer Bursche mit rotem Wams und silbernen Ohrringen eilte herbei. Zwei oder drei Jungen stießen zu der Gruppe, und einige Mädchen hüpften herum. Die Leute bildeten einen Kreis um uns.
    Ban war dunkelrot im Gesicht.
    »Er hat sich im Zugseil verfangen und ist gestolpert!« rief ich und breitete die Hände aus. »Seht euch die anderen Boote an!«
    Der Bursche im roten Wams wirbelte herum, als hätte ich ihm einen Tritt versetzt.
    »Beim mächtigen Vaosh!« stöhnte er.
    Männer und Frauen sprangen aus den Booten, um ans Ufer zu kommen, wo sich die Schlepper an den Seilen mühten, um die Schiffe abzubremsen. Das nächste Boot näherte sich dem querliegenden Schiffsleib und prallte mit dumpfem Laut dagegen. Die nachfolgenden Boote begannen sich in groteskem Zickzackmuster zu stauen.
    Mit Befriedigung betrachtete ich mein Werk.
    Dann blickte ich in die

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