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Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio

Titel: Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Frau, daß das kein Spaß für dich wäre.«
    Sie kicherte wieder, und ich warf meinen Grashalm zu Boden und richtete mich auf.
    Besonders an solchen Kreuzungen hatten die grauen Barken des Herrschers mit ihrem Vorfahrtsrecht einen Vorteil. Sie fuhren einfach weiter, ohne sich um den Verkehr zu kümmern. Am Bug stand ein Mann mit einem Sprachrohr, der den anderen Booten Anweisungen gab, die unverzüglich befolgt werden mußten.
    Die langen, flachen grauen Barken führten die Flagge Vallias, das gelbe Schrägkreuz auf rotem Grund.
    Ich blickte über den Treidelpfad und sah, wie Zyna die Gruppe erreichte, die sich neben den beiden Booten zusammendrängte. Gesichter wandten sich in meine Richtung, und ich winkte. Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, daß Yelker meine Anordnung vielleicht gar nicht befolgen würde – und verspürte so etwas wie Erstaunen, als er und Rafee und einige andere Leute aus dem rotgrünen Boot auf mich zukamen. Ja, die Angewohnheiten eines Strom, eines Zorcander und eines Lord vertragen sich nicht recht mit den Lebensregeln der Kanalschiffer!
    »Was soll das, Ven Drak? Bei Vaosh, wenn wir auf den Ogier hinausfahren, sind im Nu unsere Taue durchschnitten!«
    »Vielleicht auch nicht, Yelker, vielleicht nicht.«
    »Du hast einen Plan?«
    Ich hatte mir noch keinen Plan zurechtgelegt. »Nein. Nein, ich will nur dort hinabgehen und die erste Schleppmannschaft bitten, uns Platz zu machen.«
    Sie starrten mich an.
    Ein Mann mit einem schwarzen Vollbart, der Kapitän der Stolz von Vomansoir , lachte laut auf. »Ho! Damit landest du schnell in Gurushs Bodenlosem Morast, Ven Drak!«
    »Warum?«
    Der Grund war natürlich klar. Kein Kanalschiffer bremst sein Boot, wenn er es vermeiden kann; die Mühe, ein Fahrzeug wieder in Bewegung zu bringen, gehört zu den anstrengendsten Tätigkeiten dieses Berufs überhaupt.
    »Man wird tun, was ich sage.«
    »Ich bin ein Mann des Friedens, Drak«, sagte Yelker. »Du besitzt ein Rapier, von denen wir hier an den Kanälen nicht viele sehen. Aber die Waffe ist an Bord, und ich lasse nicht zu, daß du sie holst.«
    Er wußte nicht, wie gefährlich es war, mir vorzuschreiben, was ich tun oder lassen sollte – doch ich hatte nicht die Absicht, dieses Problem mit Waffengewalt zu lösen. Ich wußte nur, daß die Zeit verstrich und meine Delia auf mich wartete – und daß eine Reihe schmaler Boote mich aufhielt.
    »Keine Sorge, Yelker. Mach dich trotzdem bereit.«
    Und ich wandte mich ab, verließ die Brücke und näherte mich dem Ogier-Kanal.

9
     
     
    Auf den vallianischen Kanälen herrscht Linksverkehr, und als ich nun die Kreuzungsbrücken verließ, konnte ich am Südufer des Ogierkanals in östlicher Richtung entlanggehen. Die Kette der Boote passierte mich. Die Leute, die sich in die Leinen stemmten blickten auf, einige lächelten, andere nickten, einige riefen mir auch »Llahal, Ven!« zu, einen Gruß, den ich ebenso freundlich erwiderte.
    Sechs junge Leute an einer Leine kamen vorbei, vier lachende Mädchen und zwei junge Burschen, die voller Energie zu stecken schienen. In ununterbrochener Reihe glitten die Boote dahin. Sie unterschieden sich unmerklich von den Fahrzeugen auf dem Vomansoir-Kanal, doch sie waren ebenfalls bunt bemalt, und ihre Lasten ruhten unter farbenfrohen Planen. Jetzt kamen mir ein Mann und eine Frau entgegen, robuste, muskulöse Gestalten mit sympathischen Gesichtern. Ich nickte ihnen zu und beobachtete, wie sie das Seil über das Brückengeländer zogen; das Holz war schon glatt von der Berührung unzähliger Schiffsleinen.
    Ich ließ zwei Barken vorbeifahren, die von jeweils vier drahtigen Männern geschleppt wurden, und ging weiter. Ich nahm an, daß Yelker meinen Wunsch erfüllen würde. Seine Einwände hatten mich überrascht; ich durfte nicht vergessen, daß ich hier nur ein einfacher Sterblicher und kein Strom mehr war.
    In jedem Land gibt es Männer, die aus bestimmten psychologischen Gründen hervorstechen wollen, die beachtet werden möchten, die die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen. Ich selbst hatte mich nie um ähnliche Anerkennung bemüht, doch durch viele Dinge, die ich mehr oder weniger freiwillig getan hatte, war ich oft zum gleichen Ergebnis gekommen. Hier in Vallia gab es Männer, die ihre Kräfte beweisen wollten, indem sie beispielsweise ein Kanalboot allein schleppten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war etwa ein Drittel Dwabur in der Stunde, und wenn man die Nacht durchfuhr, konnte ein Boot sechzehn Dwaburs am

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