Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio
Galleonen beladen und entladen wurden. Produkte aus der ganzen bekannten Welt wurden in Vondium gelöscht, und vallianische Güter wurden für den Export verladen. Über uns kreisten Möwen. Die Zwillingssonne sandte ihre heißen Strahlen herab. In der Luft lag der mir vertraute scharfe Duft des Meeres. Aber die Herren der Sterne hatten mir ausdrücklich verboten, die kregischen Meere zu befahren. Wie sehr ich mich danach sehnte, meine Delia auf das Deck einer Galleone zu führen und mit ihr über den Rand der Welt zu segeln!
Als ich zur Rose von Valka zurückkehrte, stand ein Sänftenstuhl vor der Tür. Die beiden Träger waren Sklaven in dunkelbraunen Tuniken. In ihrer Begleitung waren vier Soldaten und ein breitschultriger Hikdar, und an ihren angeberischen Hüten, die mit einem roten Doppelband versehen waren, wippten grüne und gelbe Federn. Ich trat ein, und der junge Bargom stellte mich einer Lady vor, deren Gesicht von einem dunkelvioletten Schleier verhüllt war. Auf den ersten Blick erkannte ich, daß es sich nicht um Delia handeln konnte, und mein Herzschlag beruhigte sich.
Bargom zog sich zurück, und die Besucherin hob den Schleier. Sie war jung und hübsch, hatte aber ein bleiches eckiges Gesicht, dessen braune Augen den Glanz vermissen ließen, den ich so schätzte.
»Ich bin Pela, mein Lord Strom, Zofe der Kovneva Katrin. Ich soll dir ausrichten, die Kovneva muß dich sofort sprechen.«
»Ja? Weißt du den Grund, Pela?«
»Nein, mein Lord Strom. Nur soll es sehr dringend sein.«
»Ich kenne die Kovneva Katrin nicht. Erzähl mir von ihr.«
»Aber mein Lord Strom!« Sie riß die Augen auf und sah mich erstaunt an. »Sie ist eine große und mächtige Lady. Seit dem Tod ihres Kov hat sie nicht wieder geheiratet. Jetzt ist sie eine ergebene Dienerin der Prinzessin Majestrix.«
Das war es also. Ich rief Bargom zu mir, der sich große Mühe gab, mich etwas herauszustaffieren. Er lieh mir eine wamsähnliche Jacke mit weiten Ärmeln, unter denen meine weißen Hemdsärmel sichtbar waren. Dann legte ich Rapier und Main-Gauche um und nahm den Hut mit den rot-weißen Federn. Schließlich polterte ich die Schwarzholztreppe hinab und trat mit Pela aus dem Haus, die sich in ihre Sänfte setzte. Die Träger hoben die Last an, der Hikdar salutierte nachlässig, und unsere Gruppe setzte sich in Bewegung.
Die Nachwirkungen einer durchzechten Nacht waren in der frischen Luft einigermaßen verflogen, doch ich spürte eine gewisse Müdigkeit. Wir schritten durch die belebten Straßen und über breite Boulevards voller Quoffakarren und Zorcawagen mit großen Rädern. Es waren weniger Luftboote als sonst am Himmel zu sehen. Die Vögel machten sich dies zunutze und flatterten und kreisten in Scharen im Licht der Doppelsonne.
Wir gingen um die Westfront des Palasts, traten durch einen kleinen Nebeneingang, kamen durch zahlreiche Höfe und Kolonnaden und erreichten schließlich den hinteren Teil der Gemächer, die für die Prinzessin reserviert waren. In einem kleinen Raum, in dem nur eine einzige Lampe unheimliche Schatten auf Friese aus mythischen Tieren und Vögeln tanzen ließ, wurde Pelas Stuhl abgesetzt, und sie stieg aus. Der Hikdar salutierte und führte seine Männer fort. »Warte hier, mein Lord Strom«, sagte Pela.
Als sie gegangen war, lockerte ich mein Rapier in der Scheide und sah mich um. Es gab nur zwei Türen; Pela war durch die gegenüberliegende gegangen. Als die Tür schließlich aufging und eine Frau eintrat, die von Pela begleitet war, entspannte ich mich etwas.
»Strom Drak von Valka?«
»Ja.«
»Ich bin Kovneva Katrin Rashumin von Rahartdrin, und du nennst mich Lady Kovneva.«
»Ich bin nicht hier, um Spielchen zu spielen«, sagte ich. »Was willst du?«
Sie zuckte zusammen. Meine Worte kamen einer Beleidigung gleich. Ich hörte, wie Pela den Atem anhielt. Wenn meine Delia in Schwierigkeiten steckte, hatten wir keine Zeit für Höflichkeiten und protokollarische Finessen. Ich trat einen Schritt vor; meine Angst um Delia trieb mich dazu.
»Nun?«
Die Kovneva hob die Hände vor die Brust. Sie trug ein langes silbriges Kleid, das bis zum Marmorboden hinabreichte und an den Schultern von Juwelenbroschen zusammengehalten wurde. Ihr dunkles Haar lag sorgfältig frisiert unter einem Netz, das mit schimmernden Edelsteinen geschmückt war. Und ihr Gesicht – es war sicher schön, hatte aber harte Linien, ansprechende dunkle Augen und einen Mund, der für meinen Geschmack etwas zu schmal war. Sie
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