Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio
Position sicherte, um einen unbedeutenden Strom und versuchte ihn für seine Partei zu gewinnen?
Ich mußte vordringlich an meine eigenen Pläne denken. Es gab viel zu tun. Ein Flugboot schien die beste Lösung zu sein – die einzige Lösung. Sobald ich Delia entführt hatte, gab es keinen Frieden für uns, bis wir Strombor in Zenicce erreicht hatten.
Dennoch mochte sich der Herrscher entschließen, eine gewaltige Expedition auszurüsten und seine Tochter zurückzuholen. Ich konnte mich nicht recht in der Rolle eines Paris vorstellen, auch wenn das Verschwinden Delias das Auslaufen von weit mehr als tausend Schiffen und auch Flugbooten auslösen mochte, denn ich wußte, daß sie viel schöner und leidenschaftlicher und zielstrebiger war, als es Helena je gewesen ist. Doch ich konnte Strombor nicht das Schicksal Trojas zumuten; der Herrscher und seine Vallianer würden in dieser Tragödie auch niemals die Rolle der Griechen übernehmen. Notfalls wollten Delia und ich nach Sanurkazz fliegen und Felteraz aufsuchen, wo wir willkommen waren. Mayfwy würde uns aufnehmen, das wußte ich. Wenn uns der Herrscher aber auch dorthin folgte, ungeachtet der Gefahren – wohin sollten wir dann ziehen?
Ich sprang auf und warf dabei die Teekanne zu Boden.
»Verdammt!« sagte ich. Notfalls würde ich Delia bis ans Ende dieser seltsamen kregischen Welt bringen.
Überraschend schnell war der junge Bargom zur Stelle – angelockt, so dachte ich, vom Lärm der zerbrechenden Teekanne. Doch in der Hand hielt er ein schweres Messer, kein Kurzschwert, sondern eher ein Fleischmesser, eine Waffe, die er möglicherweise eben vom Küchentisch genommen hatte – und auf seinem Gesicht stand ein wilder, verzerrter Ausdruck, der mich stutzig machte. Er sah mich gelassen am Tisch stehen und sah die Scherben und wußte nicht, was er mit dem Messer machen sollte.
»Was beunruhigt dich, Bargom?« fragte ich.
»Ich dachte, ein elender Rast hätte sich eingeschlichen, mein Lord Strom, um dir etwas anzutun.«
Der Zwischenfall war schnell vergessen. Doch er paßte zur Situation. Bargom erzählte mir, es gebe viele ehemalige Valkaner in Vondium. Sie waren sehr daran interessiert, ihrem Strom die Aufwartung zu machen. Sie hatten erfahren, welche Veränderungen es auf Valka gegeben hatte, und viele ihrer Freunde waren abgereist, um in die Heimat zurückzukehren. Viele Valkaner, die noch hier waren, wollten später auf die Insel reisen.
Und hier in der Stadt war ich nun ihr Strom, der Mann, der ihrer Heimat den Frieden gebracht und sie wieder bewohnbar gemacht hatte, eine Insel, auf die man stolz sein konnte.
Diese Menschen empfing ich nicht ohne einen gewissen Zynismus. Sie kamen allein oder zu zweit, manchmal auch ganze Familien, und sie brachten mir kleine Geschenke. Alle freuten sich, daß Valka nun keine bloße Sklavenprovinz mehr war. Einige Frauen versuchten mir sogar die Hand zu küssen. Allmählich kam ich mir wie der größte Betrüger aller Zeiten vor.
Zu meinen Besuchern gehörte auch ein großer, aufrechter Jüngling, der Vangar ti Valkanium hieß. Er erzählte mir, er sei Deldar im Vallianischen Luftdienst. Er war in Uniform gekommen – eine braune Ledertunika und ein breitkrempiger Hut mit rot-weißen Federn und einer großen Kokarde über der linken Schulter. Ich erzählte Vangar ti Valkanium, wie sehr ich den Mut der Angehörigen des Luftdienstes bewunderte, und wir plauderten freundlich. Als er mich verließ, wußte ich, daß es mir nicht leichtfallen würde, meine Insel und seine Bevölkerung im Stich zu lassen.
Doch es ging um meine Delia!
Ich saß am Schwarzholztisch am Fenster und spürte eine sanfte Berührung am Nacken. Ich achtete nicht auf den leisen Lufthauch und stand auf, reckte mich und schaute hinaus. Jenseits der Terrasse mit den Tischen und Stühlen, auf denen Bargoms Gäste fröhlich zechten, erstreckte sich der Kanal zwischen seinen gepflegten Ufern. Und eine große Gruppe abgemagerter Schleppsklaven näherte sich; ihre grauen Lendenschurze waren schmutzig, ihre gebeugten Rücken waren von blutigen Peitschenstriemen gezeichnet. Sie zogen eine riesige graue Barke mit einer Last, die das Schiff tief ins Wasser drückte.
Ich runzelte die Stirn. Delia verabscheute die Sklaverei ebenso wie ich. Ich hatte angenommen, ich sei nach Kregen geholt worden, um bei der Abschaffung der Sklaverei mitzuwirken. Meine eigenen Pläne sahen nur die Erfüllung privater Ziele vor. Zum Teufel mit den Herren der Sterne und den
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