Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio
schaute zum Himmel auf – und auf seinem Gesicht malte sich stumpfe Verwunderung, die von einem ersten Aufflackern der Hoffnung abgelöst wurde.
»Ich bin Drak, Strom von Valka!« brüllte ich.
Katrins Stimme tönte von der Brücke. »Was ist los, Strom Drak? Der Herrscher wartet auf dich!«
Die Wächter sahen mich verblüfft an. Sie musterten ihren Kameraden, der zusammengekrümmt am Boden lag. Dann blickten sie auf mein Rapier.
»Ich bezahle die nötige Ablösungssumme, doch dieser Mann ist ab sofort frei«, sagte ich, machte kehrt und blickte auf den Mann. »Ich bin Drak«, sagte ich noch einmal betont. »Ich werde dir eine langschäftige Axt besorgen, denn ich glaube, daß dir das gefallen würde. Bei Ngrangi dem Allmächtigen, jetzt steh auf! Wir wollen den Herrscher aufsuchen.«
»Aus ganzem Herzen ja!« sagte Inch.
»Und vergiß bitte deine Tabus, bis wir einen passenden Ort finden, wo du sie nachholen kannst!«
»Ich glaube es einfach nicht, Dray – Drak. Aber ich muß es glauben. Lob sei Ngrangi!« Inch aus Ng'groga sprang auf – mein alter Inch aus Ng'groga, mein bewährter Waffen- und Saufgefährte – war zu mir zurückgekehrt!
17
Der Herrscher und Delia waren mit sämtlichen Höflingen, Edelleuten und Wächtern bereits nach Delka Dwa weitergeflogen. Als ich dies erfuhr, schäumte ich vor Wut. Wir machten sofort Anstalten, zum Flugplatz zurückzukehren, doch der Kapitän des Flugboots kam uns nervös entgegen und schüttelte den Kopf. Das sich zusammenbrauende Unwetter im Westen beunruhigte ihn.
Noch während wir uns lebhaft unterhielten – der Kapitän unterwürfig und halbtot vor Angst, Katrin in beruhigendem Tonfall – erreichten uns die ersten Ausläufer des Sturms und heulten über die Dächer der Stadt. Der Palast erbebte im Griff der Elemente. In dieser Nacht wurde in der Stadt viel Schaden angerichtet, und es war klar, daß wir bei diesem Wetter nicht aufsteigen konnten. Regen prasselte herab, und die Gossen färbten sich von dem ockerfarbenen Staub, der von der Ockerwüste herbeigeweht worden war.
»Der Sturm läßt in höchstens zwei Tagen nach«, sagte Katrin. »Kein Zorca bringt dich schneller ans Ziel, wenn du jetzt losreitest – und du kämst auch gar nicht durch. Mein Flugboot legt die Strecke schneller zurück, sobald das Unwetter vorbei ist.«
Damit mußte ich mich notgedrungen zufriedengeben. Wie sehr sich doch das Schicksal und die Elemente gegen mich verschworen!
In einer geschützten Kammer machte ich mich daran, Inch wieder auf die Beine zu bringen. Mit allem gebotenen Ernst konzentrierte er sich zunächst darauf, die vielen gebrochenen Tabus wieder in Ordnung zu bringen. Und das kostete Zeit. Viele Burs lang stand er auf dem Kopf. Anschließend hockte er auf den Fersen und heulte wie ein Ponshohund. Dann wurde ein Feuer entzündet, und er hüpfte verbissen in die Flammen und wieder heraus. Er vollführte einige erstaunliche Dinge, die mich entweder völlig verblüfften oder mich zum Lachen reizten. Als er endlich fertig war brach bereits der Morgen an, und Inch konnte mir endlich erzählen, was er erlebt hatte.
»Was ist mit Tilda und Pando?« fragte ich sofort.
Inch kaute weiches kregisches Brot mit Honig und überlegte laut, ob er noch ein paar Lig-Eier essen sollte. »Pando brauchte ab und zu eine Tracht Prügel von deinen kräftigen Händen«, sagte er dann. »Tilda ist schöner als je zuvor, eine wirkliche Kovneva. Tomboram blüht und gedeiht, doch Pando wird bald den Königsthron besteigen müssen. Er braucht Verantwortung, die ihm Zügel anlegt. Er ist wie ein temperamentvolles Jungtier in einem Ponshofell.«
Ich nickte. Dies waren Probleme, die ich nicht vergessen hatte. »Und du?«
Er zog eine Grimasse und trank Wein – er leerte ein ganzes Glas mit einem Zug.
»Dieses ngrangi-verfluchte Kanalwasser! Alle Schleppsklaven, die nicht zu den Kanalschiffern gehörten, hatten eine Todesangst davor!«
»Und mit Grund. Aber wie kommst du hierher?«
»Unser Argenter wurde von einem Schwertschiff gekapert und das Schwertschiff später von einem Vallianer aufgebracht. Ich wurde mit den übrigen Gefangenen übernommen. Die Burschen haben schrecklich gelacht, als ich ein Lösegeld vorschlug.«
»Das sieht den Vallianern ähnlich. Sie sind sehr stolz und reich. Sklaven sind für sie eine wertvolle Beute, denn ihre Bevölkerung ist nicht allzu groß.«
»Wie dem auch sein mag – ich mußte Barken schleppen für diesen Rast von einem Herrscher.«
»Zu
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