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Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Titel: Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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rief er. »Wer sich nicht fügt, wird bestraft!«
    Doch es hörte kaum noch jemand auf ihn. Dem ersten folgten viele weitere Stühle. Auch Lord Chen, obwohl er die ganze Zeit das Gefühl hatte, in einem schlechten Traum gefangen zu sein, hob seinen Stuhl, marschierte nach vorn und schleuderte ihn auf den Naxiden im Brokatgewand, der vor dem Podium stand, mit dem Stab herumfuchtelte und die Abgeordneten vergeblich zur Ordnung rief. Die Naxiden, die sich mit ihm solidarisiert und sich vor die Bühne gestellt hatten, wussten nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Sie verhielten sich passiv und rührten sich nicht, denn auch sie konnten nicht fassen, was gerade vor sich ging.
    Der Oberste Lord gab Befehle, denen niemand gehorchte. So etwas hatte man bisher noch nie gesehen, dazu fiel keinem etwas ein.
    Es war so etwas wie Zufall, dass ausgerechnet Lord Chens Stuhl den Vorsitzenden seitlich am Kopf traf und
ihn auf die Knie zwang. Viele Konvokaten brüllten begeistert, und die Loyalisten stürmten nach vorn.
    Nun endlich reagierten die Rebellen. Lord Chen, der auf einmal ganz vorne stand und noch über seinen Erfolg staunte, sah sich von einem anrückenden Naxiden niedergewalzt. Er ging zu Boden, und dann trampelten die vier Stiefel des Naxiden über ihn hinweg. Dabei biss er sich selbst in die Zunge.
    Das traumhafte Gefühl verschwand, und als er das eigene heiße Blut schmeckte, begann Lord Chen, um sein Leben zu kämpfen.
    Obwohl mindestens die Hälfte der Konvokaten auf den Plätzen geblieben oder geflohen waren, sahen sich die Naxiden deutlich in der Unterzahl. Stühle waren keine guten Waffen, aber immer noch besser als die bloßen Hände der Naxiden.
    Lord Chen würgte beinahe, als ihn ein starker Verwesungsgeruch umgab. Glücklicherweise ging der Gestank jedoch von einem Daimong aus, der seinen Stuhl schwang und den Naxiden angriff, der Chen niedergeworfen hatte. Überall schrien und brüllten die Abgeordneten, irgendwo kreischte ein erboster Torminel, dazwischen klingelten die aufgeregten Stimmen der Daimong. Lord Chen rappelte sich wieder auf, und dann drückten ihn die heranstürmenden Konvokaten gegen die Bühne.
    Auch Akzad war wieder auf den Beinen. Er rief und schüttelte den Stab, ohne auf das Blut zu achten, das aus seiner Kopfwunde strömte. Die Situation war völlig außer Kontrolle. Selbst die bewaffneten Wachen waren
völlig überrumpelt. Sie sollten die Konvokation vor Eindringlingen von draußen schützen und waren nicht dazu da, bei einem Streit unter den Konvokaten einzugreifen.
    »Auf die Terrasse!« Wieder übertönte Saïds mächtiger Bariton den Tumult. »Schafft sie auf die Terrasse!«
    Von den wütenden Konvokaten verprügelt, sahen sich die Naxiden nun gepackt und durch die breite Seitentür des Amphitheaters nach draußen geschleppt. Die Abgeordneten stießen und warfen die Möbel auf der Terrasse zur Seite, zerrten die Naxiden bis zur Brüstung und warfen sie über das Geländer. Hundertfünfzig Schritte tief stürzten sie, und auch Akzad folgte, in seiner Amtsrobe steckend, den anderen. Gut ein Dutzend loyale Konvokaten wurden ebenfalls versehentlich hinabgeworfen oder von Naxiden, die sich verzweifelt festhielten, hinuntergerissen.
    Lord Chen hielt sich keuchend am Geländer fest. Es verschwamm ihm vor Augen, als er das Blutbad drunten sah, die verstreuten, an Zentauren erinnernden Körper, die zerschmettert auf den Steinen lagen. Seine Wut war abgeflaut, und nun betrachtete er mit zunehmendem Entsetzen seine toten Kollegen. Nicht nur über die jüngsten Ereignisse staunte er, sondern auch über seinen eigenen Anteil daran.
    Er war Lord Maurice Chen, Angehöriger des Chen-Klans, der seit Jahrtausenden eine Spitzenposition in der feinen Gesellschaft des Reiches einnahm. Die Chens hatten unter der stabilisierenden Macht der Praxis die
ganze Zeit über der Konvokation treu gedient, was ihren eigenen wie den Interessen der Klienten gedient hatte.
    Keiner von ihnen war jemals an einem Aufstand in der Konvokation beteiligt gewesen. Keiner hatte jemals einen anderen Konvokaten mit bloßen Händen getötet. In der ganzen langen Geschichte des Reiches war so etwas noch nie geschehen. Die Ereignisse waren beispiellos.
    Lord Chen war der Ansicht, dass er nicht nur die toten Gesetzgeber, sondern auch die alte Ordnung selbst dort unten gebrochen auf den Steinen liegen sah.
    »Wir müssen wieder zusammentreten!«, rief Saïd. »Die Konvokation muss sich neu bilden!«
    Zusammen mit den

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