Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
er gehörte der erlauchten Körperschaft an, in der die vornehmsten Administratoren des Reichs saßen, und der es erlaubt war, mit »Gesuchen« an die Shaa heranzutreten. Wenn eine solche Petition akzeptiert
wurde, bekam sie den Status eines Gesetzes. Wenn der letzte Großmeister sein Leben ausgehaucht hatte, würde die Konvokation die Herrschaft über das Reich übernehmen.
Lord Pierres Uniform war gut geschnitten, wenngleich nicht unbedingt auf dem neuesten Stand der Mode. Wenigstens war er kein Glitz. Ganz im Gegenteil, er war ein ernsthafter, zurückhaltender Mann, der stets den Eindruck erweckte, sehr beschäftigt zu sein. Auf seinem Schreibtisch lagen ordentlich gestapelte Dokumente, und zwei Sekretäre saßen im Raum, um jederzeit Notizen zu machen oder Diktate aufzunehmen.
»Mein Lord.« Pierre erhob sich zur Begrüßung.
»Lord Konvokat.« Martinez nahm kurz Haltung an und hob das Kinn, um den anderen Mann gebührend zu ehren.
»Bitte setzen Sie sich.«
Martinez nahm auf einem Stuhl mit gerader Lehne Platz, der offenbar eigens dazu konstruiert war, den Besuchern jeglichen Wunsch auszutreiben, im Übermaß die kostbare Zeit des Konvokaten in Anspruch zu nehmen. Lord Pierres eigener Stuhl war erheblich bequemer. Die Polster seufzten, als sich der große Mann wieder setzte. Pierre legte den Kopf schief und betrachtete Martinez mit sanften braunen Augen.
»Ich habe Sie in den Nachrichten gesehen«, begann er. »Die Rettungsmission, bei der Sie geholfen haben - man hat Sie sehr gelobt.«
»Danke, Lord Pierre.«
»Nur schade, dass Sie Blitsharts nicht lebend zurückholen konnten. Oder wenigstens den Hund.« Zanshaas Einwohner oder jedenfalls die Terraner auf dem Planeten trauerten sehr um den Hund Orange. Vielleicht sogar mehr als um seinen Besitzer.
Martinez zuckte die Achseln. »Ich fürchte, das lag nicht in unserer Macht«, gab er zu.
»Nein, wohl nicht.« Es gab eine kurze Pause, und dann kam Pierre zur Sache. Er beugte sich vor. »Was kann ich denn heute Morgen für Sie tun?«
»Ich hatte gehofft, Sie könnten mir eine neue Position verschaffen.«
Lord Pierre schien zu erschrecken. »Soweit ich mich erinnere«, sagte er langsam, »hat mein Vater sich große Mühe gegeben, um Sie bei Lordkommandeur Enderby unterzubringen.«
»Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar, mein Lord.«
Pierre sah ihn vorwurfsvoll an. »Hat es nicht funktioniert? Hat Enderby eine Abneigung gegen Sie entwickelt?«
»Nicht, dass ich wüsste«, wich Martinez aus. »Das Problem ist allerdings, dass Lordkommandeur Enderby sich entschlossen hat, dem letzten Shaa in die Ewigkeit zu folgen.«
In Lord Pierres Augen blitzte es überrascht. »Ah, ich verstehe.« Er knetete sich das massige Kinn. »Das kommt höchst ungelegen nach allem, was wir getan haben. Sie wissen wohl nicht, ob er Sie in seinen letzten Wünschen zur Beförderung empfehlen wird?«
»Ich kann mich nicht darauf verlassen«, erwiderte Martinez vorsichtig. Seine Finger spielten unruhig mit der Bügelfalte. »Er hat dafür gesorgt, dass ich einen Posten als Kommunikationsoffizier auf der Corona bekomme. Das ist mehr oder weniger die Aufgabe, die ich auch jetzt verrichte, allerdings ist es ein kleines Schiff unter einem jungen Kommandanten, und …«
»Ein sicherlich nicht ganz so ehrenvoller Posten wie der des Adjutanten beim Kommandeur der Heimatflotte«, ergänzte Pierre.
»Ja.«
»Es scheint fast, als hätte er sich große Mühe gegeben, Sie zurückzustufen«, überlegte Pierre laut. Wieder schlich sich der anklagende Ausdruck in seinen Blick.
»Wahrscheinlich denkt er, es sei an der Zeit, dass ich auf einem Schiff diene«, erwiderte Martinez lahm.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach Pierre. »Das Problem ist freilich, dass ich im Augenblick nur sehr wenig Einfluss bei der Flotte habe. Meine Großtante ist im Ruhestand, und sonst ist uns momentan niemand einen Gefallen schuldig.« Er runzelte die Stirn und sprach leise weiter, als redete er mit sich selbst. »Wenn Sie einen Posten im Zivildienst wollen, sind die Aussichten, etwas Passendes zu finden, erheblich größer.«
»Ich wäre für alles dankbar, was Sie tun können, mein Lord«, sagte Martinez. »Und vielleicht könnte meine … meine momentane Bekanntheit von Nutzen sein.«
Lord Pierre dachte mit hochgezogener Augenbraue
darüber nach, dann legte er die Hände auf die Armlehnen, als wollte er Martinez nicht nur aus seinem Büro, sondern auch seinen Gedanken verbannen. Schließlich
Weitere Kostenlose Bücher