Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
entspannte er sich wieder.
»Wie geht es Ihren Schwestern?«, fragte er. »Ich habe sie hin und wieder gesehen, da sie sich hier und dort vorstellen, konnte jedoch noch nicht mit ihnen sprechen.«
»Es geht ihnen gut«, erklärte Martinez. »Sie haben sich in das gesellschaftliche Leben der Hauptstadt gestürzt.«
»Haben Sie schon Heiratspläne für sie gemacht?«
Martinez erschrak. »Äh, nein«, sagte er. »Keine Pläne.« Das würde ich im Traum nicht wagen, fügte er in Gedanken hinzu.
»Ich habe einen Cousin«, sagte Lord Pierre, »der sich durch eine Heirat vielleicht bessern könnte. Er heißt ebenfalls Pierre, wir nennen ihn jedoch PJ.«
Martinez blinzelte verblüfft. »An welche meiner Schwestern dachten Sie?«
Lord Pierre zuckte mit den Achseln. »Das spielt vermutlich keine Rolle, solange sie eine angemessene Mitgift mitbringt. Ich nehme doch an, Ihr Vater könnte für PJ auf Laredo eine Beschäftigung finden?«
In Martinez’ Kopf schlugen alle möglichen Alarmglocken an. »Könnten Sie mir vielleicht etwas mehr über PJ erzählen?«
Lord Pierre beschrieb in leuchtenden Farben PJs freundliches Gemüt und seine gewinnende Art. Er sei, ganz klar, ein beliebter Bursche, den jeder sofort ins
Herz schloss. Martinez’ behutsame Nachfragen ergaben, dass PJ die Universität noch nicht abgeschlossen und keine der beiden Laufbahnen eingeschlagen hatte, die einem Peer offenstanden, nämlich beim Militär oder in der Zivilverwaltung. Er hatte, genauer gesagt, überhaupt noch nicht gearbeitet.
Als dies herauskam, kochte Martinez innerlich vor Wut. Lord Pierre hatte einen unnützen Glitz-Cousin, der sein Erbe verprasst und die ganze Verwandtschaft in Verlegenheit gebracht hatte, und nun sollten ihn die Martinez’ übernehmen und sogar noch dankbar sein, weil ein so vornehmer Mensch in die Familie einheiratete. Der Hinweis auf die Mitgift und einen Provinzposten für PJ machte deutlich, dass der Martinez-Klan den Burschen aushalten musste, sobald er sich entsprechend eingerichtet hatte.
Martinez hätte das Angebot am liebsten Lord Pierre zwischen die perfekten weißen Zähne gestopft, doch er sagte: »Also, ich werde mit meinen Schwestern reden, glaube jedoch nicht, dass sie derzeit über eine Eheschließung nachdenken.«
Lord Pierre runzelte die Stirn. »Das werden Sie doch hoffentlich nicht den Damen selbst überlassen?«
Am liebsten hätte Martinez gesagt: Wenn die drei Ihre Schwestern wären, dann würden Sie das ebenfalls tun. Stattdessen antwortete er: »Das muss ohnehin mein Vater entscheiden. Ich kann ihm gern schreiben und ihm die Einzelheiten erläutern.«
»Oh, vielleicht sollten wir einfach PJ in Ihre Kreise
einführen. Ich nehme doch an, dass Ihre Schwestern öfter Empfänge geben.«
»Für ihre Freunde, ja.«
Falls Lord Pierre glaubte, er könnte diesen PJ bei seinen Schwestern einschleusen, dann hatte er sich geirrt. Nein, dachte Martinez, du musst uns schon hierher einladen, was du bisher dummerweise versäumt hast.
Lord Pierres Stirnrunzeln vertiefte sich etwas, doch er kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu formulieren, denn einer seiner Sekretäre unterbrach ihn.
»Lord Konvokat«, sagte der Mann, »ich bitte um Verzeihung, aber ich bekam soeben die Nachricht, dass die Konvokation angewiesen wird, noch heute zusammenzutreten. In drei Stunden.«
Martinez und Lord Pierre richteten sich unwillkürlich auf. Es gab nur ein Wesen, das die Konvokation anweisen konnte, sich zu versammeln, und das war Siegesgewissheit, der letzte Große Meister.
»Sagen Sie alle Termine ab«, befahl Lord Pierre. Dann stand er auf und wandte sich an Martinez. »Es tut mir leid, mein Lord …«
Auch Martinez erhob sich. »Ich verstehe.«
Es gab nur einen Grund, die Konvokation in diesem Moment zusammenzurufen. Der letzte Shaa wollte die Stunde verkünden, zu der er sich das Leben nehmen würde.
Draußen vor dem Palast schlug Martinez den Weg zur Kommandantur ein. Er wusste, dass er dort gebraucht wurde.
»Einundvierzig Tage«, sagte Martinez zu Kadett Sula. »Das ist genug Zeit, damit die Neuigkeit bis in die hintersten Winkel des Reiches vordringen kann, und dann bleiben immer noch etwa zwanzig Tage für die Vorbereitungen.« Außerdem war die Primzahl einundvierzig für die Shaa wichtig. Sie liebten Primzahlen oder deren Vielfaches. Martinez’ Miene verdüsterte sich. »Noch einundvierzig Tage, um einen besseren Posten zu finden als jenen, auf den Enderby mich verfrachten will.«
Sula amüsierte
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