Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
sich. Die Sorgen eines vorgesetzten Offiziers waren kaum dazu angetan, bei ihr große Sympathien zu wecken.
Martinez hatte immerhin noch einen Posten, auch wenn er nicht besonders scharf darauf war. Sie dagegen hatte überhaupt keine Aussichten mehr, nachdem sie Blitsharts’ Rennjacht in einer Werft auf der Ringstation von Zanshaa abgeliefert hatte. Ihre wenigen Bekannten in der Flotte saßen weit entfernt auf der Los Angeles , während sie auf Zanshaa niemanden außer Martinez kannte, und dem war sie noch nicht einmal persönlich begegnet. Sie konnte wer weiß wohin versetzt werden, je nachdem, wie es dem Dienst gefiel.
Sula schickte Martinez keine Antwort. Sie war immer noch mehr als fünfzehn Lichtminuten von Zanshaa entfernt, und es war unmöglich, eine ordentliche Unterhaltung zu führen.
Auch Martinez’ Videobotschaften sprangen mehr oder weniger willkürlich von einem Thema zum anderen. Ihre Antworten fielen erheblich kürzer aus, denn
auf ihrer Seite passierte nicht viel, was erwähnenswert gewesen wäre.
Martinez’ Miene veränderte sich, er wirkte jetzt sogar ein wenig verschlagen. »Schicken Sie mir doch bitte einen ergänzenden Bericht, falls Sie eine Idee haben, wie das Leck auf der Midnight Runner entstanden ist. Wenn Sie sehr ehrgeizig sind, könnten Sie vielleicht auch Ihren Anzug anlegen und versuchen, es zu finden. Inzwischen ist wegen Blitsharts’ Hinterlassenschaft sogar schon ein Rechtsstreit ausgebrochen.«
Ach, wirklich? , dachte Sula. Sie beugte sich vor und überlegte, was das zu bedeuten hatte.
»Anscheinend war Blitsharts bankrott und hoch verschuldet«, fuhr Martinez fort. »Er hat auf den Ausgang von Rennen gewettet, nicht nur auf sein eigenes, und hatte dabei nicht viel Glück. Seine Gläubiger standen kurz davor, die Midnight Runner zu pfänden. Möglicherweise wäre dies so oder so sein letztes Rennen gewesen. Inzwischen haben die Gläubiger bei der Flotte ein Gesuch eingereicht, damit ihnen die Midnight Runner übergeben wird.« Das wird wohl nichts, sagte Martinez’ Miene. Die Flotte würde auf keinen Fall irgendein geborgenes Schiff einem privaten Interessenten überlassen. »Seine Versicherung hat einen Antrag eingereicht, dass sein Schiff untersucht werden soll. Lordkommandeur Enderby neigt dazu, den Antrag zu genehmigen. Falls sich herausstellt, dass Blitsharts seine Rennjacht manipuliert hat, um Selbstmord zu begehen, muss die Versicherung nicht zahlen. Die Gläubiger wollen allerdings,
dass sie zahlt, damit sie ihren Anteil bekommen. Wenn es kleine klaren Beweise gibt, wird die Frage, wie Blitsharts starb, vor Gericht verhandelt werden.«
Interessant , dachte Sula. Blitsharts’ lange Beschleunigung war vielleicht wirklich dazu gedacht gewesen, ihn so weit hinauszutreiben, dass er nicht mehr gerettet werden konnte. Möglicherweise hatte er auch das wilde Taumeln der Rennjacht eigens inszeniert, damit niemand andocken konnte. All das konnte man sicherlich als Versuch interpretieren, einen geplanten Selbstmord zu vertuschen.
Allerdings wäre es schwer zu beweisen, dass Blitsharts sich tatsächlich das Leben genommen hatte. Die Sabotage war möglicherweise raffiniert und unauffällig geschehen, ein loser Stecker hier, eine lockere Verbindung dort. Wenn Blitsharts nicht etwas ganz Offensichtliches getan und mit dem Handlaser ein Loch in die Hülle gebohrt hatte, würde man keine Anzeichen von Vorsatz finden.
»Blitsharts’ Freunde sind natürlich ganz aus dem Häuschen«, fuhr Martinez fort. »Ihr wichtigstes Argument ist, dass Blitsharts niemals so grausam gewesen wäre, seinen Hund zu töten.«
Darauf grinste Sula wie ein Wolf. Falls Blitsharts ein Egomane gewesen war - und dagegen sprach wirklich rein gar nichts -, hatte er Orange als bloße Erweiterung seiner selbst betrachtet. In diesem Fall hätte er seinen Hund ohne Zögern geopfert.
Martinez hielt kurz inne, dann zuckte er mit den Achseln.
»Na ja, vielleicht finden Sie etwas heraus und können das Geheimnis aufklären.«
Auf keinen Fall würde Sula noch einmal an Bord des Totenschiffs gehen, solange sie keinen ausdrücklichen Befehl dazu bekam, und selbst dann würde sie sich widersetzen. Sie war aus einem dunklen Alptraum herausgeklettert und hatte keine Lust, in einen anderen hineinzusteigen. Das Geheimnis, sofern es eines gab, mochten andere ohne ihr Zutun lösen.
Martinez wechselte das Thema. »Inzwischen habe ich nichts mehr von Spate, was ich Ihnen senden könnte«, sagte er. »Ich habe nur noch
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