Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
kennen, der den gestohlenen Wein vertreiben konnte. So setzte Gredel sich wieder neben Caro auf das Sofa.
»Deine Nase ist anders«, sagte Caro.
»Ich weiß.«
»Aber du bist hübscher als ich.«
Gredel hätte es genau anders herum formuliert. Die Menschen sagten ihr ständig, wie schön sie sei, und sie glaubte gern, dass andere sie so sahen. Wenn sie aber selbst in den Spiegel blickte, entdeckte sie nichts außer einer großen Reihe von Mängeln.
Nebenan kreischte ein Mädchen, und Glas klirrte. Abrupt änderte sich Caros Stimmung. Sie starrte hinüber, als hasste sie alle, die dort waren.
»Es wird Zeit, das Programm zu wechseln.« Sie wühlte in der Tasche herum und zog einen Injektor heraus. Dann betrachtete sie die Anzeige, wählte eine Nummer und setzte den Injektor über der Halsschlagader auf die Haut.
»Was ist da drin?«, fragte Gredel erschrocken.
»Was geht dich das an?«, fauchte Caro. In ihren Augen blitzten grüne Funken. Sie drückte auf den Knopf, gleich darauf verschwand die böse Miene, und sie lächelte träge. »So, das ist schon besser«, sagte sie. »Panda hat wirklich gute Sachen.«
»Erzähl mir von Zanshaa«, drängte Gredel sie.
Caro schüttelte benommen den Kopf. »Nein. Nichts als schlechte Erinnerungen.«
»Dann erzähl mir von Esley.«
»Gern, soweit ich mich erinnern kann.«
Caro beschrieb die grauen Granitgipfel des Planeten, auf denen der stetige Wind den Schnee wirbeln ließ, der niemals taute, die zottigen Yormak, die dort lebten und ihr ebenso zottiges Vieh hüteten. Sie schilderte die Gletscher, die seit Urzeiten langsam das Eis in die Täler
schoben, die Almen mit den duftenden Sternblumen und die kalten Seen, die so klar waren, dass man den Grund erkennen konnte.
»Ich war allerdings nur ein paar Wochen in den Ferien dort«, schränkte Caro ein. »Der Rest des Planeten könnte auch eine sengend heiße Wüste sein.«
Lamey kam noch einmal, weil er tanzen wollte, und als Gredel zum Sofa zurückkehrte, war Caro bewusstlos. Den Injektor hatte sie noch in der Hand. Anscheinend atmete sie gleichmäßig und schlief mit einem leichten Lächeln. Nach einer Weile kam Panda und wollte sie begrabschen, doch Gredel schlug ihm auf die Finger.
»Was ist denn los?«, maulte er.
»Fummle nicht an meiner Schwester herum, wenn sie ohnmächtig ist«, ermahnte Gredel ihn. Er lachte, es klang nicht sehr schön, zog sich aber zurück.
Caro schlief immer noch, als die Party vorbei war. Gredel drängte Lamey, sie in sein Auto zu tragen und nach Maranic Town zu ihrer Wohnung zu fahren. »Was ist, wenn sie nicht lange genug wach wird, um uns zu sagen, wo sie wohnt?«, beschwerte sich Lamey.
»Was immer sie genommen hat, früher oder später lässt die Wirkung nach.«
»Und wenn es erst nächste Woche ist?« Trotzdem fuhr er nach Maranic, während Gredel sich auf dem Rücksitz bemühte, Caro aufzuwecken. Irgendwann konnte sie murmeln, dass sie in den Volta-Apartments lebte. Lamey verfuhr sich unterwegs, und sie gerieten in eine
Torminel-Gegend. Lamey wurde wütend, als ihn die nachtaktiven Torminel mit ihren riesigen Augen neugierig anstarrten.
Als sie das Wohnhaus gefunden hatten, war er außer sich vor Zorn. Er riss die hintere Tür auf und zerrte Caro unsanft heraus. Gredel stieg aus und legte sich Caros Arm über die Schulter, um das Mädchen zu stützen.
In diesem Moment kam ein Wachmann aus dem Gebäude gestürzt. »Ist Lady Sula etwas zugestoßen?«, fragte er.
Lamey starrte ihn überrascht an. Der Wachmann starrte seinerseits Gredel und dann Caro an und staunte über die Ähnlichkeit. Lady Sula? , überlegte Gredel unterdessen.
Ihre Zwillingsschwester war ein Peer.
Ach, dachte sie.
Der kalte Injektor auf der Haut.
An die Kehle gesetzt.
Dann das Zischen …
Kadett Sula bäumte sich auf, als sie sich aus den alptraumhaften Erinnerungen löste, die ihr die Klauen ins Bewusstsein geschlagen hatten und nur zögernd weichen wollten. Auf ihrer Instrumententafel blinkte eine Lampe, und ein leiser Signalton war zu hören.
Eine eingehende Sendung.
»Anzeigen«, befahl sie.
Es war Leutnant Martinez mit dem markanten Kinn.
»Kadett Sula«, begann er, »ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht einsam sind.«
Sula lachte überrascht. Einsam? Wie kam er bloß darauf?
»Ich schicke Ihnen etwas zur Unterhaltung«, fuhr Martinez fort. »Es ist alles aus meiner persönlichen Sammlung. Da ich nicht weiß, was Sie mögen, schicke ich Ihnen viele verschiedene Dinge. Wenn Sie mir
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